Polit-Skandal
Zittern in Washington vor "Sex-Madam"
Tausende Nummern sollen auf der Liste aufgeführt sein, und hinter einigen verbergen sich die Namen von "sehr prominenten Leuten", wie Brian Ross von ABC sagt. Auch eine Reihe von Frauen "mit sehr wichtigen und seriösen Berufen", die als Nebenjob für die "Madam" arbeiteten, seien aufgeführt, zitiert die "Washington Post" Ross weiter.
Palfreys Rechtsvertreter, Montgomery Sibley, ist nach eigenen Angaben von fünf Anwälten kontaktiert und gefragt worden, ob ihre Mandanten auf der Liste auftauchten und wenn ja, wie man es arrangieren könne, dass ihre Identität geheim bleibe.
Stellvertretender Außenminister erstes "Opfer"
Die Affäre hat in Washington schon ein erstes ranghohes "Opfer" gefordert. Am Freitag erklärte einer der stellvertretenden Außenminister, Randall Tobias, "aus privaten Gründen" seinen Rücktritt, nachdem ihn ABC auf den Kundenservice der "Madam" angesprochen hatte. Dem Sender zufolge gab der 65-jährige Familienvater zu, dass er die von Palfrey angebotenen Dienste in Anspruch genommen habe. "Ich habe Mädchen in meine Wohnung kommen lassen. Sie haben mir eine Massage gegeben, aber es gab keinen Sex", zitierte ihn der Sender. Kosten pro Service: Umgerechnet 275 Euro.
Peinlich: Politiker warb für sexuelle Abstinenz
War der Name Tobias zwar der breiten Öffentlichkeit nicht bekannt, so verbindet sich mit der Enthüllung eine besondere Pikanterie. Tobias war für Entwicklungshilfe zuständig, insbesondere für die Aids-Bekämpfung, und Tobias gehörte zu den Verfechtern "absoluter sexueller Abstinenz" als bestes Rezept gegen die Immunschwäche- Krankheit.
Einen Namen brachte "Miz Julia" selbst ins Spiel: Sie benannte in Gerichtspapieren den Wissenschaftler und Militärstrategen Harlan Ullman als möglichen Zeugen im anstehenden Prozess. Es tue ihr ja sehr leid, aber sie müsse schließlich Kunden zu ihrer Verteidigung aufbieten, begründete Palfrey, die schon einmal wegen Prostitution 18 Monate hinter Gittern saß, ihren Schritt und geplante weitere Enthüllungen. Die Staatsanwaltschaft könne das alles schließlich selbst verhindern, indem sie die Anklage zurückziehe. Aber daran denkt die Behörde jedenfalls bis jetzt nicht.