Nutzer überfordert

Forscherin fordert “ethische IT” mit Mehrwert

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06.06.2016 10:31

Als "ein wenig geistlos" bezeichnet Sarah Spiekermann vom Institut für Betriebswirtschaft und Wirtschaftsinformatik der Wirtschaftsuniversität Wien viele neue Services und Funktionen, die man heute so findet - und lässt damit aufhorchen. "Der Nutzen, den die Leute aus den Entwicklungen ziehen, hat abgenommen, und geht jetzt ins Negative", glaubt die Forscherin und fordert eine "ethische IT".

Während sich beispielsweise Programmupgrades in den 1990er-Jahren noch durch deutliche Vereinfachungen und Verbesserungen auszeichneten, herrsche mittlerweile vielerorts zunehmend Verwirrung über zusätzliche Features, deren tatsächlicher Mehrwert oft überschaubar sei. "Die Unternehmen sind aber an Upgrade-Mechanismen gekettet, die nur Geld kosten, und die sie eigentlich gar nicht wollen. Gleichzeitig sind die Nutzer kolossal überfordert mit immer neuen Dingen, die sie eigentlich angeblich wissen, können und tun müssen", so die Wissenschaftlerin. Man sei an einem Punkt angelangt, an dem der tatsächliche Fortschritt oft "fragwürdig" geworden ist.

Noch fundamentaler stelle sich die Frage, ob bei all dem Glauben daran, dass etwa IT-Innovationen die Gesellschaft voranbringen, nicht "der Einzelne dabei auf der Strecke bleibt". Man sollte sich verstärkt damit beschäftigen, ob diese Technologien tatsächlich Weiterentwicklung fördern: "Wissen wir jetzt mehr als unsere Elterngeneration? Sind wir gesünder? Sind unsere Freundschaften, unsere Sozialbeziehungen besser als früher, sind wir heute freier, empfinden wir mehr Respekt füreinander? Diese Fragen müssen wir uns heute stellen", sagte Spiekermann.

"Maschinen müssen unserer Entfaltung dienen"
Die Expertin glaubt, dass wichtige gesellschaftliche Werte von der IT nicht nur "massivst" beeinflusst, sondern auch untergraben werden. Man müsse daher in jeder Phase von der Konzeption bis zur Markteinführung Technikentwicklung systematisch daran ausrichten, welcher Mehrwert für den Menschen dadurch geschaffen werden soll. "Die Maschinen müssen unserer Entfaltung dienen und nicht umgekehrt", so die Wissenschaftlerin, die in ihrem Buch "Ethical IT Innovation - A Value Based Approach" einen neuen Zugang zur "ethischen IT-Entwicklung" entworfen hat.

Forscherin mahnt Vorsicht vor Trends ein
Damit sich hier Entscheidendes tue, brauche es Druck seitens der Nutzer. "Wir als Gesellschaft müssen auch diesen Fortschritt infrage stellen und uns nicht einreden lassen, dass wenn wir bei etwas nicht mitmachen, wir dann gleich fortschrittsfeindlich wären." Auch Unternehmen sollten nicht automatisch jedem Trend folgen, fordert die Expertin.

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