Verzweifelte Mütter

Suizidversuche in australischem Flüchtlingslager

Ausland
09.07.2014 16:23
Weil sie keinen anderen Ausweg mehr sahen, haben in einem australischen Asylwerberlager mehrere Frauen versucht, sich das Leben zu nehmen. In Medienberichten hieß es, sie hätten sich entweder zu erhängen oder sich mit Glasscherben die Pulsadern aufzuschneiden versucht. Als Grund gaben die Mütter an, dass ihr Freitod ihren Babys einen Aufenthalt in Australien ermöglicht hätte. Die australische Regierung steht derzeit wegen ihrer restriktiven Asylpolitik am Pranger.

"Dies ist eine schockierende Folgerung, doch das ist der Zustand der Hilflosigkeit in dem Zentrum im Moment", sagte Lokalpolitiker Gordon Thompson am Dienstag. Laut dem "Sydney Morning Herald" versuchten die Mütter, sich das Leben zu nehmen, nachdem ihnen diese Woche mitgeteilt wurde, dass sie von der Weihnachtsinsel nach Papua Neuguinea oder Nauru gebracht werden sollten.

Gemäß der höchst umstrittenen Asylpraxis Australiens dürfen Asylbewerber, selbst wenn sie als politische Flüchtlinge anerkannt werden, nicht in Australien bleiben, sondern werden in Lagern in Papua Neuguinea oder dem Pazifikstaat Nauru interniert.

Ministerpräsident lässt sich nicht "erpressen"
Ministerpräsident Tony Abbott nannte die Berichte "erschütternd", warnte aber, seine Regierung werde sich nicht erpressen lassen. Es sei nicht akzeptabel, dass Leute der Regierung drohten, sich selbst Schaden zuzufügen, wenn sie keine Aufenthaltsgenehmigung bekämen. "Ich glaube nicht, dass irgendein Australier wollen würde, dass wir vor moralischer Erpressung kapitulieren", sagte der konservative Politiker, der eine besonders harte Haltung in der Asylpolitik vertritt.

Die grüne Politikerin Sarah Hanson-Young sagte, ihr sei in Gesprächen mit Flüchtlingen in den Lagern bestätigt worden, dass zehn Mütter wegen akuter Selbstmordgefahr unter Aufsicht seien. Sie warf der Regierung vor, Menschen bis an den "Punkt der Selbstzerstörung" zu drängen. "Es ist schon erschreckend, eine Mutter zu dem Punkt zu bringen, dass sie sagt: 'Gut, wenn ich mich für meine Kinder opfern muss, ist das vielleicht, was ich tun werde'", sagte Hanson-Young.

Gericht: Abweisung auf hoher See vorerst untersagt
Australien steht derzeit auch wegen des Falls von 153 Flüchtlingen aus Sri Lanka unter Druck, die derzeit auf einem Grenzschutzschiff festgehalten werden. Anwälte sagen, ihre Zwangsrückführung nach Sri Lanka sei illegal. Zudem gibt es Vorwürfe, dass die Flüchtlinge misshandelt worden seien. Das Oberste Gericht will demnächst dazu entscheiden. Seit Dienstag ist eine Abweisung von Flüchtlingen auf hoher See aber vorerst untersagt.

Die Abschiebung einer anderen Flüchtlingsgruppe hat die jüngste sehr kontrovers geführte Debatte ausgelöst. Der Grenzschutz hatte am Sonntag 41 Menschen auf hoher See an die Marine Sri Lankas übergeben. Sie hätten keine Asylberechtigung gehabt, hieß es. Menschenrechtler waren empört. Den Flüchtlingen drohe womöglich in ihrer Heimat Verfolgung, argumentierten sie. Einwanderungsminister Scott Morrison nannte die Vorwürfe am Mittwoch bei einem Besuch in Colombo "beleidigend" und wies sie zurück.

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