Horrende Kosten

Alko-Einsätze: Rotes Kreuz fordert Selbstbehalt

Österreich
08.07.2014 15:47
Saufen bis der Arzt kommt - im wahrsten Wortsinn ist das in Österreich bittere Realität. Und zwar nicht (nur) in Bars, sondern auch in den eigenen vier Wänden. So enden immer mehr Familienfeiern im Zechgelage - und für die Alko-Leichen wird dann das Rote Kreuz geordert. Die Helfer fordern jetzt Selbstbehalt, Experten stehen diesem Vorschlag jedoch kritisch gegenüber.

Ein Glas Sekt als Aperitif, eine Bouteille Wein zum Essen und zum "Magen aufräumen" ein paar Stamperl Obstler. Nicht genug! Zur späteren Stunde packt der Gastgeber - vom teuren Jahrgangs-Scotch aus Schottland bis hin zum guten alten Inländer-Rum - seine Schätze aus der Spirituosen-Vitrine aus, um den feucht-fröhlichen Abend genussvoll ausklingen zu lassen.

Das Problem: Die dargebotene Alko-Kulinarik vertragen nur Geübte. Für die anderen enden Familienfeiern wie diese nicht selten unterm Tisch - sprich: Sie brechen zusammen. Und dann kommt das Rote Kreuz ins Spiel.

"Der Selbstbehalt wäre ein guter Erziehungseffekt"
Alleine in Vorarlberg ist jeder 8. (!) Einsatz der Notfallhelfer auf Alkoholmissbrauch zurückzuführen. Und zwar im privaten Kreis. Rot-Kreuz-Direktor Roland Gozzi: "Anstatt die Alko-Opfer selbst ins Spital zu bringen, alarmieren die Familienmitglieder lieber uns. Horrende Kosten - um die 1.000 Euro pro Fall - sind die Folge."

Der Experte sieht nur eine einzige Chance, diesem Missbrauch der Rettungsdienste entgegenzuwirken: Die Betroffenen müssen zur Kasse gebeten werden. "Vor allem bei Jugendlichen wäre der Selbstbehalt ein guter Erziehungseffekt", so Gozzi.

Experten stehen neuer Idee kritisch gegenüber
Laut Manfred Brunner, Obmann der Vorarlberger Gebietskrankenkasse, ist diese Idee jedoch nicht umsetzbar. So fehle der Gebietskrankenkasse dafür die rechtliche Grundlage, erläuterte Brunner gegenüber dem ORF. Kassiert werden dürfe demnach nur, wenn bei einem Alkoholrettungseinsatz zuvor weitere Personen geschädigt wurden.

Auch Gesundheitslandesrat Christian Bernhard bezeichnet die Forderung des Roten Kreuzes im Gespräch mit dem ORF als unrealisierbar. Dass ein Selbstbehalt insbesondere bei Jugendlichen einen erzieherischen Effekt herbeiführen könnte, bezweifelt zudem Andreas Penn, Leiter der Suchtverhütungsstelle Supro. So würde man dadurch riskieren, dass Jugendliche im Ernstfall überhaupt nicht mehr die Rettung alarmieren.

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