„Erschreckende“ Ergebnisse hat ein Test auf Chemikalien von 56 Kleidungsstücken aus dem Repertoire der Billig-Onlineplattform Shein durch Greenpeace zutage gefördert. Besonders Outdoorjacken enthielten „Ewigkeits-Chemikalien“ der PFAS-Gruppe, die in der EU bereits verboten sind. Aber auch Blei, Cadmium und weitere Weichmacher wurden festgestellt.
Manche der Produkte wären in Europa daher illegal, stellte die Umweltschutzorganisation fest. „Eine Outdoorjacke für Damen überschritt den geltenden Grenzwert für PFAS-Gifte gar um das 3269-fache“, warnte Greenpeace in der entsprechenden Aussendung – in Österreich müsste ein Händler ein solches Produkt zurückrufen. „Es ist völlig unverständlich, dass Plattformen wie Shein EU-Gesetze, die unsere Gesundheit schützen sollen, so einfach umgehen können“, sagte Madeleine Drescher, Konsumexpertin der NGO. Diese forderte von der Regierung, sich für ein rasches PFAS-Verbot und das Schließen solcher Schlupflöcher einzusetzen.
Shein hielt in einer Stellungnahme fest, dass das Unternehmen Produktsicherheit grundsätzlich sehr ernst nehme und sich verpflichte, seinen Kunden sichere und konforme Produkte anzubieten. „Da uns die Testergebnisse von Greenpeace nicht im Vorfeld zur Verfügung gestellt wurden, konnten wir deren Ergebnisse bisher nicht überprüfen“, so ein Sprecher. „Aus größter Vorsicht haben wir unser standardmäßiges Sicherheitsprotokoll aktiviert und entfernen die betreffenden Artikel weltweit von unserem Marktplatz“, parallel dazu würde der Sachverhalt geprüft.
Grenzwertüberschreitungen bei 32 Prozent der getesteten Proben
Bei der Untersuchung der 56 Kleidungsstücke, die aus Online-Shops in acht Ländern eingekauft wurden, konzentrierte sich der PFAS-Test auf neun Produkte: zwei Paar Schuhe und sieben Outdoor-Jacken, darunter auch eine Kinderjacke. In den Schuhen wurden keine PFAS, aber hohe Mengen gesundheitsschädlicher Weichmacher gefunden, die die EU-Grenzwerte überschreiten. Alle sieben Jacken enthielten verbotene PFAS-Substanzen in Mengen, die die EU-Grenzwerte überschreiten. Insgesamt überschritten 32 Prozent der getesteten Proben die in Europa geltenden Grenzwerte für gefährliche Chemikalien, lautete das Fazit der Tests.
„Man hat nicht umsonst PFAS aus gesundheitlichen Gründen in Europa reglementiert. Schließlich sind es Stoffe, die das Immunsystem schwächen, den Stoffwechsel und das Hormonsystem stören können und teils ein krebserregendes Potenzial haben“, wurde Umweltmediziner Hans-Peter Hutter, Sprecher der ÄrztInnen für eine gesunde Umwelt, zitiert. Selbst wenn es keine großen Mengen sind, die von den Produkten aufgenommen werden, sei es eine zusätzliche Belastung zu den vielen anderen Quellen, die es aus ärztlicher Sicht zu vermeiden gilt.
Tests zeigen „massives Problem“
Die Testergebnisse würden erneut ein massives Problem aufzeigen, stellte Ulrike Königsberger-Ludwig, Staatssekretärin für Konsumentenschutz (SPÖ), in einem Statement gegenüber der APA fest: „Produkte, die in der EU eigentlich verboten wären, kommen unkontrolliert über Plattformen wie Shein auf unseren Markt.“ Giftige PFAS hätten weder in unserer Kleidung noch in der Umwelt etwas verloren – schon gar nicht, wenn Kinder damit in Kontakt kämen. „Wir haben in Österreich bereits gegen Händler aus Fernost geklagt und werden weiter konsequent vorgehen“, kündigte Königsberger-Ludwig an. Solange die EU nicht handle, müssen nationale Schritte gesetzt werden.
„Wer Kleidung bei der chinesischen Billigstplattform bestellt, riskiert seine Gesundheit“, warnte Rainer Will, Geschäftsführer des Handelsverbands in einer Reaktion auf den Greenpeace-Test. Es sei völlig unbegreiflich, warum Shein in der EU nicht längst gesperrt wurde: „Würde ein österreichischer Händler gesundheitsgefährdende Fake-Produkte verkaufen, müsste er sofort zusperren. Wir brauchen hier endlich eine rechtliche Gleichstellung. Wer in Europa verkauft, muss sich an unsere Spielregeln halten“, forderte Will.
Produkte „untergraben fairen Wettbewerb“
Alma Zadic, Justiz- und Konsumentensprecherin der Grünen, tritt dafür ein, dass die EU unverzüglich prüfe, ob Shein europaweit gesperrt werden kann. Derartige Produkte „gefährden die Gesundheit, belasten die Umwelt, untergraben fairen Wettbewerb und können sogar rechtliche Folgen für Konsumenten haben“, hieß es in einer Aussendung. Die Grünen würden auf mehreren Ebenen tätig sein: „Im Nationalrat wurden parlamentarische Initiativen zur Kontrolle von PFAS eingebracht, Maßnahmen gegen Ultra-Fast-Fashion gefordert und die Haftungsübernahme durch Plattformen eingemahnt.“
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