Ziele von Rekordmann

Kingley: „17 Meter und eine Olympia-Medaille!“

Sport-Mix
27.10.2025 16:42

Dreisprung-Ass Endiorass Kingley, der heuer mit zwei ÖLV-Rekorden, seiner Teilnahme beim Finale der Diamond League und seinem sensationellen neunten Platz bei der WM in Tokio für großes Aufsehen gesorgt hat, macht keinen Hehl aus seinen großen Zielen: „Ich will über 17 m weit springen und in Los Angeles 2028 eine Olympia-Medaille gewinnen!“

Während Athleten häufig eine gewisse Angst hegen, ihre Träume auch öffentlich zu deponieren, wählte der Oberösterreicher bei einem Pressegespräch in Wien den anderen Weg. „Ich traue mir beides zu, also kann ich es ja auch sagen!“ Warum auch nicht? Zweimal – als Sieger bei der Team-EM in Maribor und in der WM-Qualifikation – sprang er heuer Rekord mit 16,85 m. Da sind die 17 m auch nicht mehr weit entfernt! Und eine Olympia-Medaille? Die scheint für Außenstehende zwar hochgegriffen, aber wenn man bedenkt, dass er bei der WM in Tokio der mit Abstand Jüngste der zwölf Finalisten war, ist auch dies nicht undenkbar.

„Noch genug Potenzial“
Die promovierten Brüder Roland und Georg Werthner, die Endi Kingley in den vergangenen acht Jahren quasi aus dem Nichts bis in die Weltspitze geführt haben, stärken den Optimismus von Kingley, dem neuen König im österreichischen Dreisprung. Roland Werthner, inzwischen Cheftrainer von Endi, der heuer den Uraltrekord von Alfred Stummer (16,57 m aus 1988) gelöscht hat, sagt: „Seine Leistungskurve hat in den vergangenen Jahren stets nach oben gezeigt. Es gibt noch einige Schrauben, an denen wir bei seiner Entwicklung drehen können.“ Georg ergänzt: „Bei Endis Zielen ist nichts Großspuriges dabei. Er hat noch genug Potenzial.“ So fehle es beispielsweise noch an der Maximalkraft und er könne die Anlaufgeschwindigkeit erhöhen. „Stolz bin ich aber auf seine Technik!“, sagte Georg Werthner. Diese hat er entscheidend mitgeformt.

Rekord in Maribor mit 16,85 m
Rekord in Maribor mit 16,85 m(Bild: ÖLV / Wolf Amri)

Scheint Los Angeles 2028 noch weit entfernt, liegen die Ziele für 2026 natürlich ganz nah. In Hinblick auf die Hallen-WM im März in Torun hält sich Roland Werthner zurück. „Wir müssen erst einmal die drei Monate Wintertraining abwarten!“ Dann sehe man, ob Endiorass die Direkt-Norm von 16,90 m springen könne oder nicht. Endi selbstbewusst. „Wenn ich Form bin, traue ich mir das zu.“ Wobei Georg Werthner glaubt, dass wohl auch über die Weltrangliste eine Leistung von 16,65 bis 16,70 m für die Hallen-WM reichen dürfte. International steht der Dreisprung bei den großen Meetings leider im kommenden Winter so gut wie nicht auf dem Programm. Aber mit Linz und der neuen Halle in Wien gibt es jetzt in Österreich doch mehr Gelegenheiten für große Sprünge…

EM wichtiger als Hallen-WM
Ohnehin, so betonten Endi Kingley und die Werthner-Brüder, liege der Fokus im kommenden Jahr auf die EM in Birmingham, für die Österreichs Rekordler schon qualifiziert ist. Auch hier ist das Ziel hochgesteckt: „Eine Medaille ist das Ziel!“ Damit könnte Kingley, Musterschüler der TGW Zehnkampf-Union, in die Fußstapfen des früheren ÖLV-Rekordlers Karl Kotratschek treten, der bei der EM in Paris 1938 mit 14,73 m Bronze gewonnen hat. Neben Kotratschek war übrigens bislang Felix Würth (13. in Brüssel 1950) der einzige Österreicher, der bei einer EM im Dreisprung dabei war.

Selbstvertrauen hat Kingley heuer also genug für kommende Großtaten gesammelt. Vergessen ist da fast schon, dass er auch bei der Hallen-EM in Apeldoorn als Neunter in der Qualifikation das Finale um nur einen Platz verpasst hatte. Im Sommer folgte neben der Team-EM und der WM ein Highlight nach dem anderen, dabei auch seine beiden ersten Starts in der Diamond League, bei denen er in Monaco und beim Finale in Zürich jeweils Sechster wurde. Und was so sehr für Kingley spricht: Seine sechs besten Wettkämpfe erzielte er alle im Ausland, nicht irgendwo daheim bei einem kleinen Meeting.

Endlich finanzielle Förderung
Seine Erfolge in 2025 machen sich (endlich) auch in einer Förderung durch den Heeressport bezahlt. Trotz seiner großartigen Platzierungen im Nachwuchsbereich (jeweils Vierter bei der U20-EM, U23-EM und U20-WM) wurde er bisher finanziell nicht gefördert. „Ohne die Unterstützung des Vereins oder privater Hilfe hätte ich längst aufgehört“, bekennt der Endiorass Kingley, dessen „Mama oft genu verzweifelt“ gewesen sei. Dann aber waren die Werthners und andere Freunde zur Stelle…

Was die beiden Werthner-Brüder für Österreichs Leichtathletik in den vergangenen Jahrzehnten gemacht haben, kann nicht häufig herausgestrichen werden. Georg, selbst viermaliger Olympiateilnehmer im Zehnkampf (Vierter in Moskau 1980), hatte den Jedermann-Zehnkampf in Österreich mit rund 40 Bewerben popularisiert (dabei der legendäre Wettkampf mit 1000 (!) Teilnehmern in Wien 2000). Ab 2000 veranstalteten die beiden dann Kinder-Zehnkämpfe mit inzwischen 103 Wettkämpfen.

Zum 12. Mal in Folge Nummer 1
Und diese Kinder-Zehnkämpfe bilden bis heute die Grundlage für die einmalige Erfolgsgeschichte der TGW Zehnkampf-Union, womit wir bei einem eigenen großen Thema angelangt sind. Heuer ist der Musterverein zum 13. Mai seit 2011 und zum zwölften Mal in Folge der erfolgreichste Leichtathletik-Verein Österreichs. Bei dieser Cup-Wertung kommen die Erfolge der U14-Klasse bis zur Allgemeinen Klasse in Österreich und auch bei internationalen Meisterschaften zur Geltung. Und vor den abschließenden Crosslauf-Bewerben führt die Zehnkampf-Union mit 6471 (!) Punkten vor der ULC Riverside Mödling (4276) und der Union St. Pölten (4198). In der Gesamtwertung über 15 Jahre ist die Zehnkampf-Union mit 70.092 Punkten vor Schwechat (49.717) und der DSG Wien (47,759) hochüberlegen.

Wie alles begann…
Wen wundert es, dass auch Endi Kingley einst einen Kinder-Zehnkampf bestritten hat! Und zwar im Herbst 2017 – in jenem Jahr, in dem Roland Werthner das Talent des jungen Endiorass bei einem Junior-Marathon entdeckt hatte. Werthner war hartnäckig und machte den Junior in seiner Schule ausfindig, nahm mit ihm Kontakt auf, überredete ihn zum Training. Die Anfänge waren holprig. Aber inzwischen ist Großes daraus geworden!

Olaf Brockmann

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