Johannes Aigner ist ein Phänomen! Mit nur acht Prozent Sehvermögen wurde der Paraskifahrer bei der zweiten Weltcup-Abfahrt in Santa Caterina mit 118 km/h „geblitzt“. Seine bisherige Speedbilanz in der noch jungen Saison ist makellos: vier Siege in vier Rennen. Cheftrainer Manfred Widauer lobt: „Das ist sensationell.“ Seltsam ist aber die FIS-Regel, dass bei den Paraskifahrern im Gegensatz zu den nichtbehinderten Ski-Assen Airbag und schnittfeste Unterwäsche nicht verpflichtend sind. Warum?
Johannes Aigner und Nico Haberl sind ein perfekt eingespieltes Duo. Der Guide gibt über das Headset die Kommandos und „Hansi“ fährt hinterher. Zu den 118 km/h in der Abfahrt von Santa Caterina sagt der Niederösterreicher, der mit dem Grauen Star zur Welt kam und nur acht Prozent Sehvermögen hat: „Das ist jetzt nichts Neues und Ungewöhnliches. In der Abfahrt gehört diese Geschwindigkeit dazu. Für mich ist das normal.“
„Würde mich mit Airbag schon wohler fühlen“
Ungewöhnlich ist aber, dass die FIS Airbag und schnittfeste Unterwäsche bei Vincent Kriechmayr und Co. vorschreibt, bei Johannes Aigner und Co. aber nicht. Wenn man darüber nachdenkt, sind die Bedingungen im Paraskisport eigentlich fast schon skandalös. Ist dieses Skifahren weniger gefährlich? Nico Haberl sagt: „Ich würde mich mit Airbag schon wohler fühlen.“ Johannes erzählt: „Es hat auch nicht jeder schnittfeste Unterwäsche. Warum das bei uns so ist, könnte man schon hinterfragen. Denn wir fahren ja fast das gleiche Tempo wie die nichtbehinderten Skifahrer.“
Die meisten Konkurrenten haben den Airbag
Die meisten Konkurrenten von Aigner tragen sehr wohl den 1000 Euro teuren Airbag, der bei den nichtbehinderten Skifahrern genauso verpflichtend ist wie die schnittfeste Unterwäsche. Die anderen Para-Skifahrer bekommen in der Regel die Sicherheitsausrüstung von ihrem Verband gestellt. Cheftrainer Manfred Widauer sagt: „Bei uns müssten sich die Athleten den Airbag selbst kaufen.“
Nächster Stopp: St. Moritz
Donnerstag Vormittag fährt Österreichs Paraski-Team, das in Santa Caterina einen weiteren Abfahrtssieg, einen zweiten Platz (jeweils Veronika Aigner mit Guide Elisabeth Aigner) und zwei dritte Plätze durch Markus Salcher in der stehenden Klasse feierte, weiter nach St. Moritz. Im Schweizer Nobelort finden Freitag und Samstag jeweils ein Riesentorlauf und Sonntag ein Slalom statt.
Es gibt derzeit kein größeres Thema als die Sicherheit im alpinen Skizirkus. Daher ist es unverständlich, dass das Tragen von Airbag und schnittfester Unterwäsche im Paraski-Weltcup von der FIS im Gegensatz zu den nichtbehinderten Skiassen nicht vorgeschrieben ist. Gerade bei den Paraski-Assen, die sowieso schon ein Handicap haben, wird also bei der Ausrüstung nicht 100 Prozent Wert auf die Sicherheit gelegt. Warum? Ist ein möglicher Sturz bei 118 km/h für einen Menschen mit acht Prozent Sehvermögen ungefährlich? Der österreichische Routinier Markus Salcher, der seit 2010 im Paraskizirkus aktiv ist, sagt: „Wenn der Airbag verpflichtend wäre, hätten kleinere Verbände ein Problem...“
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