Chrissi Buchmasser, Grazerin mit südsteirischen Wurzeln und zweifache Mutter, hat mit ihrem ersten Kabarettprogramm „Braves Kind“ einen Senkrechtstart hingelegt. Jetzt folgt die Fortsetzung. Und diesmal geht es um Züge.
„Krone“: Nach drei Jahren ist Ihr erstes – sehr erfolgreiches – Programm „Braves Kind“ abgespielt. Was ist bei der Arbeit am zweiten anders gewesen?Chrissi Buchmasser: Beim ersten Programm habe ich überhaupt keine Erfahrung gehabt, wie man sowas überhaupt angeht. Das war eher so nach Gefühl. Man hat Material aus dem ganzen bisherigen Leben – bei den meisten ist das ein Rundumschlag. Im Laufe der drei Jahre habe ich gemerkt, was ich am liebsten auf der Bühne mache und was dem Publikum gefällt. Das konnte ich im Schreibprozess des zweiten Programms jetzt gut nutzen. Und ich habe jetzt eine Regisseurin, Magda Leeb. Sie hat mir in Sachen Schauspiel und Bühnenpräsenz geholfen.
Ist der Druck höher?
Der Welpenschutz ist jetzt vorbei, Erwartungen sind geschürt. Ich hatte viele Möglichkeiten, etwa Fernsehauftritte, die viele Kollegen erst später in ihrer Karriere haben. Das ist auch ein Grund, wieso das neue Programm „Zugzwang“ heißt – weil es halt was Gscheites sein muss.
Worum geht’s?
Das Thema Kinder ist auch enthalten, aber ich habe versucht, es so zu öffnen, dass sich noch mehr Leute darin wiederfinden. Das erste Programm war nischig und auch sehr feministisch. Jetzt geht es um große Lebensentscheidungen: Stadt oder Land, Karriere, Kinder, Angst davor. Das Grundthema ist eigentlich die Überforderung in unserem Alltag. Und das Ganze ist gespickt mit Zugmetaphern.
Wieso das?
Mein Vierjähriger liebt Züge. Seinetwegen besteht mein halber Tag aus Zügen. Wir gehen Züge schauen, wir spielen daheim Züge, unser ganzer Tag ist eigentlich nur Züge. Deswegen Zugzwang. Ich wollte, dass es ein leichtfüßiges, lustiges Programm wird, aber man vielleicht trotzdem den einen oder anderen Gedanken mit nach Hause nimmt.
Es kommen ja immer neue alte weiße Männer nach.
Chrissi Buchmasser
Was ist lustig an Zügen?
Das ist mein Job, dass ich das Lustige im Unlustigen finde. Für mich hat es echt schon etwas Slapstick-artiges, wie sehr ich mich mit Zügen beschäftige. Mein Kind schaut nicht ,Paw Patrol’, das will halt so Zugdokus schauen. Und du bist ja immer dabei und dann wirst du mit der Zeit auch ein bisschen investiert.
Bräuchten wir alle ein bisschen mehr Humor im Alltag, gerade junge Eltern?
Ja, also für mich ist Humor im Alltag fast lebensrettend. Die aktuelle Weltlage ist oft überfordernd. Darum finde ich es umso wichtiger, dass man hin und wieder den Humor zurückholt. Ich bin sehr froh, dass ich das beruflich machen kann.
Ist das Thema Mutterschaft noch unterrepräsentiert?
Gerade in den letzten drei, vier Jahren sind verhältnismäßig viele junge Mütter auf die Bühne gegangen. Ich finde das cool, dass das Thema mehr Platz hat, weil es ja lange Zeit genau das war, was Frauen eingeschränkt hat.
Ist die Zeit der alten, weißen Männer im Kabarett vorbei?
Grundsätzlich ist die Zeit des alten weißen Mannes noch lange nicht vorbei. Es kommen ja immer neue nach. Ich muss auch vorausschicken, dass ich bis jetzt nur Unterstützung von Kollegen jeglicher demografischer Schicht erhalten habe, vor allem die älteren männlichen Kollegen waren teilweise sehr unterstützend auf meinem Weg. Man wünscht ja niemandem, dass die Zeit vorbei ist. Es ist schön, dass die Alters- und Geschlechtsverhältnisse in der Kabarettbranche sich jetzt ein bisschen ausgleichen. Aber es ist kein Verdrängungswettbewerb.
Die Premiere ist ausverkauft. Für 24. und 25. 10. im Theatercafé Graz gibt es noch Karten. Weitere Termine: chrissibuchmasser.at.
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