"Krone"-Interview

Thomas D: "Die Hurensöhne sind wir Menschen"

Musik
27.12.2013 08:00
Der deutsche Rapper Thomas D gehört nicht nur zu den Klügsten und Reflektiertesten, sondern auch zu den Sympathischsten seiner Zunft. Bevor er mit seiner Stammband Die Fantastischen Vier ein neues Album veröffentlicht und damit auch in die Wiener Stadthalle kommt, hat er an seinem aktuellen Soloalbum "Aufstieg und Fall das Tommy Blank" gearbeitet. Im "Krone"-Interview spricht der 44-Jährige über die mysteriöse Hauptfigur des Konzeptalbums, warum ihn der große Fanta-4-Hit "Die da" noch heute nervt und weshalb er endlich einmal die verbale Sau rauslassen wollte.
(Bild: kmm)

"Krone": Thomas, auf dem neuen Album besingst du den "Aufstieg und Fall des Tommy Blank". Ist diese Person real?
Thomas D: Ich erzähle jedem, dass es diese Person gegeben hat, aber mir glaubt's sowieso keiner (lacht). Auf ein schriftliches Interview gab ich auf die Frage mal die Antwort: "Ja was glaubt ihr denn? Macht euch selber ein Bild." Zum einen ist Tommy Blank als extreme Person jemand, in dem man sich selbst in Ansätzen wiederfinden kann, andererseits geht man gerne einen anderen Weg als er, weil man nicht so sein möchte. Er hat sich ja jedem Erfolg verwehrt, hat nicht auf der Platte mitgemacht und mich alleine alles fertigmachen lassen. Das letzte Lied heißt "Tommy Blank ist tot", also wird er wohl zumindest nicht wiederkommen.

"Krone": Die Platte ist im Vergleich zu deinen sonstigen Arbeiten musikalisch und textlich sehr aggressiv ausgefallen. Fiel es dir schwer, dich so zu verändern?
Thomas D: Nein, ich hatte Freude daran "endlich" mal auszupacken. Ich finde diese "Fuck You"-Attitüde aus dem amerikanischen Hip Hop sehr gut. Inhaltlich ist er leider oft indiskutabel. Die Texte sind feindlich gegenüber jedem und allem und es geht nur um Kohle. Einige der Deutschen sind da auch nicht viel besser. Damit kann ich mich nicht anfreunden, aber die Attitüde finde ich super. Da hatte ich dann das Glück, Tommy Blank zu treffen. Er ist der gnadenlose und heftige Teil, der Sachen wie "Hurensöhne", "ihr könnt mich mal" oder "ficken" sagt. Wenn er aber "Hurensöhne" meint, beginnt er nicht mit dem typischen "du und deine Mutter…" sondern sagt selbst, er sei der größte Hurensohn auf dem ganzen Planeten. Deswegen sage ich auch, dass die Platte nichts für Kinder ist. Man muss sich schon ein bisschen darauf einlassen und reflektieren können.

Bei uns geht es um den Menschen an sich, der seine Mutter Erde verkauft hat. Er erkennt das Ausmaß seines Handelns und zeigt nicht mit dem Finger auf andere, sondern nimmt die Schuld auf sich. Die Platte ist heftig, sie hat Wut und Aggressionen, aber sie ist nicht dumm und stumpf. Bei "Sirenen" zum Beispiel haben wir eine heftige Textzeile: "Wir kommen durch die Haustür, wir haben dich gewarnt, nun drehen wir dir den Hahn zu und danach noch den Hals um." Das sollte symbolisieren, dass Veränderung stattfindet. Die Veränderung kommt zu dir und wenn du dich nicht veränderst, wird sie dich überrollen. Du kannst nicht an Sachen festhalten – darum kümmert sich die Welt nicht. Es gibt sehr viele Bilder auf dem Album, die anfangs derbe wirken, aber doch eine zweite Ebene haben. Das Album sagt: "Mach dir mal darüber Gedanken."

"Krone": Denkst du darüber nach, ob deine Kinder diese doch eher derben Texte vielleicht zu früh lesen oder sehen könnten?
Thomas D: Als Künstler kann man irgendwie nicht so viel Rücksicht darauf nehmen (lacht). Bei Thomas D denkt so mancher sicher, dass er ein Album von mir erst einmal seinen Kids schenken könnte, aber nein, dieses Album könnt ihr gerne auch mal selber hören (lacht). Beim Video zu "Sirenen" spielt mein Sohn mit, aber da ist der Text auch okay. Bei Texten wie in "Erfolg Is A Bitch" müssen sie nicht hinhören.

"Krone": Von dem Video zu "Erfolg Is A Bitch" war deine Frau wenig begeistert.
Thomas D: Überhaupt nicht (lacht). Das Video ist aber nur sinnbildlich für den Songtitel. Du denkst, mit Geld kannst du alles erreichen, und willst damit nach oben. Dafür stehen dann auch die Frauen im Video mit ihren Reizen. Am Ende aber ist der Erfolg die Bitch, die dich benutzt und betrügt. Ich habe selbst festgestellt, dass Leute, die Erfolg haben, nie genug kriegen, und oft kommt noch der Neid dazu. Am Ende fühlen sie sich von der großen Scheinwelt betrogen. Das ist wie beim Geld haben. Jeder denkt, mehr und mehr Geld würde ihn glücklicher machen, obwohl wir alle wissen, dass das nicht stimmt. Das siehst du am besten an Lottogewinnern, die den Bach runtergehen (lacht). Zu denken, mit ein bisschen mehr Geld hätte ich ein bisschen mehr Glück, ist eine ewige Lüge. Im Gegensatz dazu holst du dir mehr Unglück ins Haus. Auch in diesem Video kann man ein bisschen weiterdenken, wenn man will. Ansonsten kann man sich noch immer eine "Bild"-Schlagzeile holen (lacht).

"Krone": In deinem Konzept entzieht sich Tommy Blank völlig dem Ruhm, nimmt keine Platten auf, gibt keine Interviews und Autogramme. Warum macht er das?
Thomas D: Er ist vielleicht der krasse Gegenentwurf zu Thomas D und jedem anderen Künstler. Das Konzept sagt aus, dass Tommys Kunst nicht für die Leute, sondern nur zu Hause für den Augenblick stattfindet. Tommy Blank war immer backstage am Rappen und am Austeilen – man konnte mit ihm nicht einmal ein nettes Gespräch führen. Der fragt dich immer, warum du hier bist und was der Grund deiner Anwesenheit ist. Es geht nicht um Plattenverkäufe und gut gelaunte Leute bei deinen Konzerten, sondern nur um das Hier und Jetzt. In der Konsequenz ist er damit das genau Gegenbeispiel zu jedem Künstler, der sich auf das Showgeschäft einlässt. Er macht zwar Kunst, aber sie ist nicht konservierbar. Es gibt danach keine Spur mehr von ihr. Die Spur habe ich jetzt trotzdem gezeichnet, aber auch das ist nur ein Verfolgen eines Unfassbaren.

"Krone": Wärst du gerne einmal selbst Tommy Blank gewesen?
Thomas D: Er hat mit Sicherheit Eigenschaften, von denen man sich eine Scheibe abschneiden kann, aber ich bin als Künstler per se schon zu sehr Menschenfreund und harmoniebedürftig, und deshalb werde ich nie so konsequent wie Tommy sein. Ich bewundere das bei anderen Leuten, manchmal geht es mir aber auch tierisch auf den Sack, wenn es immer nur um das Wesentliche geht.

"Krone": Du hast wahnsinnig viele Gastmusiker auf dem Album. Waren die von Anfang an von der Idee begeistert und haben alle gleich mitgemacht?
Thomas D: Ich erwähne zu diesem Thema gerne Dendemann, denn der Arsch hat mir drei Mal abgesagt (lacht). Ich hatte drei verschiedene Lieder für ihn und wollte einfach nur mal eine Strophe, aber er hat sich immer auf sein neues Album und die Live-Umsetzung von diesem rausgeredet. Ich habe auch Verständnis, wir haben ja alle viel zu tun, aber ich habe dann entdeckt, dass er irgendein Feature auf einer Hip-Hop-Scheibe auf iTunes hatte – da war ich sauer. Ich habe ihn dann angerufen und gesagt, dass er niemals so viel Stress haben könne. Darauf hat Dendemann entgegnet, dass der andere Kerl auch drei Jahre lang angefragt hat. Das heißt, in zwei Jahren mache ich einen Song mit Dendemann (lacht).

Eine Absage bekam ich noch von Selig und das habe ich verstanden. "Erfolg Is A Bitch" ist ein wirklich schwieriges Thema und ich wollte erst, dass Cäthe das singt. Die Frau, also quasi die Bitch, die Erfolg darstellt. In der Rolle hat sie sich nicht wirklich gesehen. Dann habe ich selber einen Refrain geschrieben, der auch scheiße war. Ich war dann sehr froh, dass Nicholas Müller von Jupiter Jones vorbeikam und sich mit dem Thema heftig auseinandergesetzt hat. Der ganze Rest war allerdings wesentlich unkomplizierter. Ich hatte schon vorher bei den Songs im Kopf, wer am besten wohin passen würde.

"Krone": Das Konzept stand also schon lange vor den Gästen?
Thomas D: Das wächst mit der Aufgabe. Meine Produzenten Farhot und der Michi Dörfler, ein Wiener, haben schon ein paar Stücke fertig gehabt. Die Handschrift ist von Farhot, weil mir seine Beats so gut gefallen. Bei diesen Hammerbeats fängst du mit Freude an zu schreiben und zu denken. Es war dann aber schnell klar, dass es nicht nur um Beats und Rhymes gehen würde. Irgendwann wird es langweilig und dann muss Veränderung her.

Wenn ich im Internet bin, hör ich mir doch keinen ganzen Song mehr an. Erste Strophe und Refrain – wenn sich dann nichts verändert, dann bin ich raus. Ich fand – mit Ausnahme seines neuesten Allte ich auch machen. Ich selbst bin nicht der beste Refrainschreiber und kein Sänger, also habe ich ausnahmslos Leute ausgewählt, die mich echt berührt haben. Samy Deluxe ist für mich der beste deutsche Rapper und der musste einfach her. Moses Pelham hat eine sehr poetische und intensive Art, Texte zu schreiben und zu rappen – auch da war ich mir gleich sicher, dass das passen würde.

Gerappt hat sonst nur noch Afrob, der auf dem eigenen Album von Tommy Blank quasi "fick dich Tommy" sagt – genial. Das kann man nicht besser machen (lacht). Ich finde es super, dass die Stimmung langsam kippt. Am Anfang fanden Tommy Blank alle toll, doch dann kam Afrob und schlug ihm verbal in die Fresse. Letztens hat auch Farhot gesagt, dass er von Tommy gepisst ist, weil er einfach weg war und uns mit der ganzen Arbeit zurückließ. Am Ende war es doch menschlich: Der, der nicht da ist, ist der Schuldige. Ich merke das auch bei den Fantastischen Vier. Wenn wir lange nicht miteinander sprechen und nur E-Mails schreiben, ist gleich jeder mal genervt. Die moderne Kommunikation führt nicht immer zu besserem Verständnis.

"Krone": Bei so vielen Gästen treffen auch viele Egos aufeinander. Gab es da keine Hahnenkämpfe?
Thomas D: In der Regel funktionierte alles gut, was auch daran liegt, dass die Story selbst sehr viel Interpretationsspielraum liefert. Jeder konnte seine eigene Geschichte zu Tommy schreiben und das gibt jedem genug Raum, etwas zu erzählen. Das war für das Album auch bereichernd, weil du verschiedene Sichtweisen auf ein Thema kriegst. In manchen Teilen war es auch wichtig, in der Ich-Perspektive zu bleiben. Alles in allem war es aber kein Problem, es verlief völlig unproblematisch.

"Krone": Was war der ausschlaggebende Grund, dieses Album mit diesem Konzept zu machen?
Thomas D: Es waren die Beats von Farhot und die Freude am Rap. Das Ziel, sich selbst noch mal zu verbessern. Ich weiß, dass ich ein Old-School-Rapper bin, und das merkte ich zum Beispiel im Direktvergleich mit Samy Deluxe. Ich war so stolz auf zwei Strophen und dann kommt er daher, schießt ein paar Raps aus der Hüfte, wo du dir dann denkst, du kannst einpacken und heimgehen (lacht). Aber das motiviert auch, weiterzuarbeiten und besser zu werden. Ich habe in meinem Leben schon sehr viele Alben gemacht und obwohl ich den kreativen Prozess liebe, habe ich eigentlich schon alles gesagt. Daher war es wundervoll, dass Tommy Blank um die Ecke kam, denn da hatte ich wieder eine Story. Als ich das Album am Ende komplett hörte, wusste ich, dass es einfach ein rundes Teil geworden ist. Nicht so wie der typische Deutsch-Rapper, der sich an den Schwanz fasst und auf dicke Hose macht – das interessiert mich nicht. Aber plötzlich hatte ich eben eine Geschichte, du entdeckst Details und Tommy selbst kam immer mal wieder rein. Das machte mir beim Hören selbst Spaß und es blieb einfach was da, was man miterleben kann. Bei einer Platte, die nur aus derben Raps besteht, fehlt mir der Unterhaltungswert.

"Krone": Es muss doch schwierig sein, so ein richtig durchgehendes Konzeptalbum zu verfassen.
Thomas D: Wenn man einmal drinnen ist, ist es nicht mehr schwierig. Die Story schreibt sich ja teilweise von selbst. Kennst du "Terminator: The Sarah Connor Chronicles"? Eine total beschissene Serie, die ich mir mal angesehen habe (lacht). Aber es gibt eine Szene, wo sie über Robert Oppenheimer redet, der ja die Atombombe erfunden hat und dann erlebte, was sein Werk angerichtet hat. Dort hat er sich selbst bezeichnet als: "Ich bin der Tod geworden, Erschütterer der Welten." Laut der Legende hat sich sein Kollege über seine Schulter gebeugt und gesagt: "Von nun an sind wir Hurensöhne." Das war für mich das perfekte Bild. Hurensöhne sind nicht die, sondern wir, der Mensch. Es ist ein total hefiges Gefühl, die Schuld nicht von sich zu weisen, sondern aufzunehmen und mit sich selbst vollkommen ehrlich zu sein. Das war für mich ein Tommy-Blank-Text.

"Krone": Einerseits wird Tommy Blank für seinen Underground-Status von dir gefeiert, andererseits wird er als unguter Mensch bezeichnet. Gibt es eine klare Aussage, in welche Richtung man ihn jetzt deuten soll?
Thomas D: Ich finde eine der Kernaussagen ist der Song "Erfolg Is A Bitch", der ganz klar sagt, dass du lieber bei dir bleiben und nicht dem Erfolg hinterherlaufen sollst. Die andere Aussage ist, dass du machen kannst, was du willst (lacht). Dem konnte sich Tommy auch nicht entziehen. Der letzte Song heißt zwar "Tommy Blank ist tot", aber die Geschichte besagt eigentlich, dass er stirbt, bevor er stirbt. Etwas Schönes, was von uns wahrscheinlich niemand jemals erreichen wird – komplett neu anzufangen. Und zwar als neuer Mensch im selben Leben. Wir alle hängen in unseren Jobs, Wohnungen und bei unseren Freundinnen und keiner hat den Mut, einmal einen richtigen Schlussstrich zu ziehen und ganz von vorne anzufangen. Tommy ist für uns vielleicht diesen Weg gegangen. Vielleicht hängt er gerade wo ab, sieht sich das alles aus der Ferne an und lacht sich ins Fäustchen.

"Krone": Bei deinem Bekanntheitsgrad wäre so ein Neustart aber völlig unmöglich.
Thomas D: Ein ganz wesentlicher Punkt in meinem Leben war die Zeit nach dem riesigen Fanta-4-Hit "Die da". Das war ein Über-Nacht-Erfolg, mit dem ich überhaupt nicht zufrieden war, obwohl wir ihn alle haben wollten, hatten wir das Gefühl, missverstanden zu werden. "Die da" ist ein gesungener Witz, aber wir sind die Fantastischen Vier und dahinter stehen vier einzelne Charaktere. Das hat aber niemand registriert, denn wir waren ja einfach nur "Die da". Das hat mich wirklich voll angekotzt.

"Krone": So wie Ed O'Neill auf ewig Al Bundy ist.
Thomas D:(lacht) Genau. Und wenn er noch so ernste Rollen spielt, er ist einfach immer Al Bundy. Wir haben dann als Fanta 4 Gott sei Dank das Album "Die vierte Dimension" gemacht und gezeigt, dass wir mehr können als nur einen gesungenen Witz aufführen. Aber der Moment, in dem wir den Erfolg und die Berühmtheit hatten, der hat mir nicht gefallen. Ich dachte, ich höre sofort auf, hoffe, dass die ganze Scheiße in ein paar Jahren vergessen ist und ich wieder ein Niemand bin. Ein gutes Beispiel: Wir haben einmal Jürgen Drews getroffen und Smudo wollte ein Bild machen. Da kam Drews und sagte: "Ja klar, hier. Der Kornfeld-Drews und die Jungs." Der macht sich selber an seinem einzigen Hit fest (lacht). Was ist, wenn ich mal der "Die da"-Thomas bin und mit 70 in der Bar hocke und mir das anhören müsste? Wenn du dort angelangt bist, gibt es kein Zurück mehr. Du bist höchstens der, der mal berühmt war, und wirst nie wieder nicht berühmt. Es gibt einen guten Spruch: Anonymität ist ein sehr kostbares Gut. Und das merkst du erst, wenn du sie verloren hast. Das Schlimmste ist sicher, dass dir jemand sagt, dass du doch derjenige bist, der damals bei "Big Brother" Dritter wurde. Das soll dann die Auszeichnung deines Lebens sein?

"Krone": Du hast die Kurve gerade noch gekratzt, was Musikern nur selten gelingt.
Thomas D: Da spielt viel mit – wohl eine Mischung aus Glück und Verdienst. Wir haben "Die da" echt überwunden, aber das war jahrelange harte Arbeit. Viele Events waren da im Spiel, um allen klarzumachen, dass es noch viele andere Momente in unserem Leben gibt. Es gab ein Höhlenkonzert, ein 20-Jahre-Jubiläum-Konzert vor 60.000 Leuten oder ein dreidimensionales, live übertragenes Kino-Konzert. "MfG" war so ein Beispiel – so einen Song kannst du nur einmal machen. Es war auch ein Nummer-eins-Hit in Deutschland, aber glücklicherweise nicht so platt oder lustig-blöd wie "Die da". Ich bin aber froh, eine Platte wie "Aufstieg und Fall des Tommy Blank" machen zu können, ohne mir Sorgen zu machen, was meine Fans jetzt wohl darüber denken. Ich kann's mir ja leisten, weil ich bei den Fantas meine Berufung habe und solo die großen Froppt, muss ich wieder Frisör lernen."

"Krone": Nachdem es nicht absolut gewiss ist, dass Tommy Blank starb, könntest du die Geschichte auch weiterziehen?
Thomas D: Theoretisch könnte ich das, aber ich weiß nicht, ob ich das umsetze. Meine großen Hip-Hop-Helden haben auf ihren letzten Platten für mich persönlich versagt. Kanye West mit "Yeezus" – indiskutabel. Jay-Z mit "Magna Carta" – der hat die besten Produzenten der Welt und die Platte klingt fad. Er wäre besser beraten gewesen, nicht auf das Alte zu vertrauen, weil du dadurch zu einer Art Dinosaurier wirst. Der macht halt das, weil es eh immer funktioniert hat. Es ist aber wichtig, immer was Neues zu machen und was anderes probieren. Deshalb muss nach der "Tommy Blank"-Platte wohl wieder etwas ganz anderes her. Es wird wahrscheinlich keinen zweiten Teil geben.

"Krone": Mit den Fantastischen Vier habt ihr schon kräftig vorgeplant. Das nächste Album nennt sich "Rekord" und erscheint im Oktober – sehr ungewöhnlich, dass man schon so früh einen fixen Erscheinungstermin bekannt gibt.
Thomas D: Zum ersten Mal in unserem Leben wissen wir das schon ein Jahr vorher.

"Krone": 2014 feiert ihr auch euer 25-Jahre-Bandjubiläum. Was steckt hinter dem Titel "Rekord"?
Thomas D: In erster Linie, dass wir schon 25 Jahre überlebt haben (lacht). Wir finden den Gedanken so geil und wollen 2014 ganz viele Rekorde brechen. Wir wissen zwar noch nicht so genau was, aber alles, was irgendwie geht. Wenn wir zum Beispiel ein Interview haben, wirst du sehen, dass dann eine Zeituhr mitläuft und wir in Rekordzeit antworten werden (lacht). Wir haben einfach viele schwachsinnige Gedanken, mit denen man sehr viel machen kann. Wir haben uns schon letztens überlegt, dass wir eigentlich scheitern müssen. Am dramatischsten ist nicht der, der es schafft, sondern derjenige, der auf der Zielgeraden stolpert. Scheitern als Chance also (lacht). Wir geben eine Tour dazu und haben Anfang 2014 auch schon die erste Single, die wir an die Fans verschenken wollen. Wir spielen in Deutschland nur drei Festivals, ansonsten nichts.

"Krone": Im Dezember kommt ihr dann nach Wien in die Stadthalle. Das soll dann sicher auch eine rekordverdächtige Tour werden – vielleicht so wie bei den Toten Hosen, die mit ihrer "Krach der Republik"-Tour alle Bestleistungen überboten haben?
Thomas D: Die hatten aber mit "Tage wie diese" einen extrem fetten Hit. Damit steht und fällt ganz viel und ein paar solcher Hits werde ich für das neue Album auch noch schreiben (lacht).

"Krone": Hast du nicht Angst davor, eine Tour unter dem Banner "Rekord" zu spielen? Da ist die Erwartungshaltung eurer Fans sicher sehr groß.
Thomas D: Uns war schon nach der Rundbühne klar, dass es nicht mehr fetter geht. Das war die teuerste Tour unseres Lebens, auch vom Aufwand war sie der Wahnsinn. Selbst wenn wir auf Rekorde aus sind, wird die nächste Tour reduzierter ablaufen. Es gibt jedenfalls eine normale Kopfbühne und die Show konzentriert sich mehr auf die Personen als auf die ganze Technik. Es macht nicht immer Sinn, höher, schneller und weiter zu gehen. Das ist eine Zeit lang sehr geil, aber du musst irgendwann auch selbst wieder die Kurve kriegen, bevor du die Fans damit zu nerven beginnst. Wenn die Fantas einfach bei einem normalen Konzert aufgetreten sind, hat sich bei uns noch nie jemand beklagt. Wir müssen nicht David Copperfield mitbringen, Elefanten verschwinden lassen oder weiße Tiger durch die brennende Reifen jagen (lacht).

"Krone": Wirst du Tommy Blank auf die Bühne bringen?
Thomas D: Er selbst wird wahrscheinlich nicht vorbeikommen (lacht). Ab Ende Februar startet schon wieder die Fanta-4-Kampagne, und dann ist Tommy wohl endgültig tot. Ich würde es wenn dann nur in Clubs machen, weil ich das Thema nicht im großen Rahmen sehe. Ich kann die ganzen Gäste nicht mitnehmen, sondern müsste sie eventuell filmen und auf eine Leinwand projizieren, die Stimmen aus einem Rechner kommen lassen. Das ist aber komisch. Ich dachte schon an Umsetzungen, aber wahrscheinlich werde ich nicht einmal die Zeit dazu haben. Das Album musste einfach raus, weil ich schon seit drei Jahren daran arbeite. Aber jetzt kommen die Fantas wieder und in dem Fall wahrscheinlich keine "Tommy Blank"-Liveshow.

Tickets für die Show der Fantastischen Vier am 3. Dezember 2014 in der Wiener Stadthalle sind bereits jetzt unter 01/960 96 999 und im "Krone"-Ticketshop erhältlich.

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