Die Post AG weitet die Sonntagszustellung auf immer mehr Bundesländer aus – Vorarlberg könnte bald folgen. Die Gewerkschaft ist skeptisch, dass das dafür notwendige Personal gestellt werden kann.
Wien, Linz und Graz – und bald auch Bregenz? Die Post stellt in immer mehr Landeshauptstädten Pakete am Sonntag zu. „Wir evaluieren die Situation für die Landeshauptstädte bzw. Ballungsräume, in denen sich ein großes Gebiet an potenziellen Empfängern abdecken ließe – dazu gehört natürlich auch Vorarlberg“, erklärt Unternehmenssprecher Michael Homola. Genaue Pläne – ob die Sonntagszustellung noch in diesem oder im nächsten Jahr in Vorarlberg eingeführt wird – gibt es aber offiziell noch nicht.
Die Zustellzahlen in den bisherigen drei Landeshauptstädten halten sich jedenfalls noch in Grenzen. „In Graz haben wir am ersten Sonntag rund 1700 Pakete zugestellt, in Wien sind es etwa 7000 Pakete.“ Zur Relation: Im Schnitt stellt die Post in ganz Österreich pro Tag knapp 800.000 Pakete zu. Dennoch muss die Zustellung am Sonntag für die Post scheinbar rentabel sein. „Die Sonntagszustellung ist ein Serviceangebot speziell für Versandkunden, die bereit sind, einen entsprechenden Aufpreis zu bezahlen“, so Homola. Es ist kein Geheimnis, dass der größte Kunde der Post der Online-Versandriese Amazon ist. Und den will man offenbar bei Laune halten.
Wir evaluieren derzeit die Situation für die österreichischen Landeshauptstädte beziehungsweise Ballungsräume, in denen sich ein großes Gebiet an potenziellen Empfängern abdecken ließe – dazu gehört natürlich auch Vorarlberg.
Michael Homola, Unternehmenssprecher der Post AG
Bild: Andi Schiel
Post sucht Personal für Sonntagsdienst
Eine Herausforderung dürfte der zusätzliche Zustelltag angesichts der knappen Personalressourcen auf jeden Fall werden. Gerade in Vorarlberg gab es diesbezüglich immer wieder Diskussionen zwischen Gewerkschaft und Management. Fix ist, dass keine externen Paketfahrer im Auftrag der Post ausliefern sollen. „Für die Sonntagszustellung setzen wir auf eigenes Personal und nehmen dafür neue Zusteller auf – mit einer Fixanstellung nach Post-Kollektivvertrag und flexiblen Arbeitszeitmodellen“, erklärt Homola. Die Zusteller können demnach auswählen, ob sie etwa nur am Sonntag, am Samstag und Sonntag oder am Sonntag und an drei Wochentagen arbeiten möchten. Damit hofft man, zusätzliches Personal für die Sonntagszustellung zu gewinnen. Die Postgewerkschaft ist allerdings skeptisch – schon jetzt sei es schwer, genügend Personal zu finden.
Arbeitsfreier Sonntag wird aufgeweicht
Anders als das Unternehmen sehen viele die Entwicklung negativ. So wird etwa in den „Krone“-Onlineforen die Sonntagszustellung sehr kritisch beurteilt. Braucht es tatsächlich am Sonntag das Packerl vor der Tür? Fakt ist, dass neben Handel und Industrie eine weitere Branche ihre Tätigkeit auf den Sonntag ausweitet. Der arbeitsfreie „Tag des Herrn“ – er wird den Interessen von Amazon und Co. geopfert.
Kommentare
Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.