


Getrocknetes Laub, das die Ziegen und Schafe im Winter fressen, das aber auch als Einstreu dient: Es ist nahrhaft, großteils verboten und eine hochinteressante alte Kulturtechnik.
In der Mangelwirtschaft war es noch im 20. Jahrhundert üblich: das Schneiteln. Laubbäume wurden stark zurückgeschnitten, die Blätter auf den Ästen wurden in der Tenne zum Trocknen aufgehängt. Im Winter diente das trockene Laub als Futter für Schafe und Ziegen. Auch zum Einstreuen war das Laub von Esche, Hainbuche, Bergahorn und Linde gut geeignet. Apfellaub kommt im Futterwert gutem Erstschnittheu gleich.
Nicht umsonst verboten
„Dieses Schneiteln hatte aber Nachteile: Die stark zurückgeschnittenen Bäume verknoten und können forstlich nicht mehr genutzt werden. Daher ist das Schneiteln im Wald auch verboten; das war es schon unter Maria Theresia“, so der Historiker und Pflanzenliebhaber Roland Bäck, der als Leiter der Abteilung Vermittlung im Kärnten Museum mit dem Landschaftsökologen Michael Machatschek einen Experten für alte landschaftliche Nutzungen nach Maria Saal ins Freilichtmuseum holt.
oder Schnaiteln: Entfernen von Ästen eines Laubbaums, um die Blätter als Futter oder Einstreu zu verwenden. Das Forstgesetz verbietet das Schneiteln an stehenden Bäumen im Wald (§ 38).
„Das Schneiteln ist ja eine alte Kulturtechnik, an die man sich erinnern sollte. Daher bieten wir einen Workshop an, um in diese einstige landwirtschaftliche Tradition hineinzuschnuppern“, so Bäck. Die Laubbäume im Freilichtmuseum in Maria Saal dürfen geschneitelt werden, beim Seminar klettert aber niemand auf Bäume – Sicherheit geht vor.
Schneitelbäume nannte man Luftwiesen. Von der Streunutzung blieb das Wort Streuobst.
Roland Bäck, Historiker, Pflanzenliebhaber, Leiter der Vermittlung im Kärnten Museum
Bild: Rojsek-Wiedergut Uta
„Nach dem Schneiteln im späten Frühjahr oder Spätsommer kommen Wassertriebe, die im Jahr darauf geschnitten werden“, so Bäck. Weil, als nichts da war, alles Vorhandene genutzt wurde, schnitten die Leute seinerzeit auch Ästchen von Nadelbäumen klein, um dies als Einstreu zu nutzen. „Wie das Schneiteln beim Laubbaum gab es auch das ,Tasnschnat’n‘ am Nadelbaum: Die unteren Äste wurde verwendet, was natürlich dem Baum schadet.“
Mehr übers Schneiteln und den ökologischen Wert von Flurgehölzen erfährt man im Theorie- und Praxis-Seminar am 29. August (10-16 Uhr; Teilnahmegebühr: 85 Euro) im Freilichtmuseum in Maria Saal. Anmeldung bis 9. August unter freilichtmuseum@kaernten.museum oder 0664/ 6202417.
Auch Moos wurde aus dem Wald geholt, getrocknet und als Einstreu im Stall verwendet. Streu darf nach geltendem Gesetz nur unter „Schonung des Waldbodens“ und lediglich alle vier Jahre gewonnen werden; wo „Böden zur Verarmung neigen“ ist Streugewinnung gänzlich untersagt. „Denn durch zu intensive Nutzung kommt es zu einer Abwärtsspirale im Wald“, so Bäck. Können Moos, Laub und Nadeln nicht im Wald verrotten, fehlt Humus, der wiederum anderes Leben ermöglicht; das Wachstum der Bäume wird über viele Jahrzehnte eingeschränkt.
„Das starke Beschneiden von Bäumen war auch im Barockgarten üblich, aber damals wurde das Schnittgut nicht genutzt“, erinnert Bäck an die streng geometrisch angelegten Gärten und ebenso akribisch geschnittenen Pflanzen.
Wenn es auch vom Leben seinerzeit erzählt, muss ein Museum lebendig sein, daher bietet das Freilichtmuseum laufend Workshops, Seminare und Führungen an.
Das Vermittlungsteam, in dem hauptsächlich Historiker arbeiten, überlegt sich Themen und probiert jede Technik bis zu einer gewissen Perfektion aus, bevor Gäste dazu eingeladen werden. Lisa Jestl hat zuhause in Virgen ein Spinnrad gefunden und mit Internetvideos das Spinnen geübt. „Das Geheimnis liegt im Rhythmus“, weiß Lisa, die auch heuer zum Workshop am großen Spinnrad und an kleinen Handspindeln einlädt (27. August).
Schon am 23. und 24. Juli wird in der Filz-Werkstatt nass und trocken gearbeitet. Am 26. Juli führen Jasmine Ampferthaler und die Theatergruppe Elithé um Ernst Müller durchs Museum und damit zu Stationen des Dienstbotendaseins, am 2. 8. lädt Ernst Müller zu einem neuen Sagen-Solo. Was die Großeltern als Kinder spielten, können junge Leute am 13. und 14. 8. ausprobieren, Wäsche wird am 21.8. wie damals gewaschen.
Weitere Termine und etwaige Anmeldung bis 26. Oktober auf: landesmuseum.ktn.gv.at/kalender
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