Ach, übrigens...

Semenyas Dilemma

Vorarlberg
13.07.2025 15:45

In seiner neuesten Kolumne hat sich „Krone“-Autor Harald Petermichl mit einem Dilemma auseinandergesetzt, für das es bisher noch keine wirkliche Lösung gibt. Hat aber herausgefunden, dass es über dem großen Teich einen Mann gibt, der alles ganz einfach regeln kann.

Großveranstaltungen in Frankreich und der Schweiz bringen es mit sich, dass eine nicht ganz unwichtige Meldung aus der Sportwelt es derzeit nicht auf die Titelseiten schafft: Die Rede ist vom Urteil des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte, der die südafrikanische Mittelstrecklerin Caster Semenya diese Woche hat wissen lassen, sie werde durch die Regelung, als intergeschlechtliche Sportlerin ihren natürlich hohen Testosteronspiegel künstlich senken zu müssen, um an Olympischen Spielen oder Weltmeisterschaften teilnehmen zu können, „nicht diskriminiert“. Seit 2019 darf die als „DSD-Person“ (differences of sex development) eingestufte Olympiasiegerin über 800 Meter eben wegen dieser Testosteronregel nicht mehr an internationalen Rennen teilnehmen.

Dieser sich jetzt schon über Jahre hinziehende Rechtsstreit in Verbindung mit einem mittlerweile völlig unübersichtlichen, weil ständig geänderten Regelwerk wird uns noch auf lange Zeit beschäftigen, denn kaum eine Diskussion im Sport wird ähnlich polarisierend und mit so wenig Aussicht auf eine Lösung geführt wie die um das Startrecht für Frauen mit Abweichungen in der Geschlechtsentwicklung. Caster Semenya ist durchaus nicht die einzige Betroffene, davon kann beispielsweise die namibische Athletin Beatrice Masilingi ein Lied singen. Denn seit diese, um dem Regelwerk gerecht zu werden, regelmäßig ein Medikament verabreicht bekommt, mit dem sonst Prostatakrebs bei Männern therapiert wird, starke Nebenwirkungen eingeschlossen, ist sie von ihren einstigen Bestleistungen meilenweit entfernt. Als wäre die Abwägung zwischen Inklusion und sportlicher Gerechtigkeit nicht schon kompliziert genug. Es lässt sich kaum ein besseres Beispiel für den Begriff „Dilemma“ finden.

US-Präsident Donald Trump hat für alles eine „Lösung“.
US-Präsident Donald Trump hat für alles eine „Lösung“.(Bild: AP/Jacquelyn Martin)

Aber keine Bange, es gibt da einen Mann, für den Dilemmata kein Problem darstellen, weil er immer praktische Lösungen parat hat. Er heißt Donald Trump und hat im Hinblick auf die Olympischen Spiele 2028 in Los Angeles bereits per Dekret verfügt, dass alle Visum-Anträge „von Männern (sic!), die versuchen, auf betrügerische Art in die USA einzureisen, indem sie sich als weibliche Athleten ausgeben“, strikt abzulehnen seien. Damit bräche er zwar die Olympische Charta, was letztlich den Entzug der Spiele zur Folge haben müsste, aber was kümmern derlei Spitzfindigkeiten schon einen Politiker, der, nachdem ihn Benjamin Netanjahu gerade für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen hat, längst nicht mehr auf einer Welle, sondern auf einem Tsunami der Selbstüberschätzung schwimmt.

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