




Willkommen im Berlin der 1920er-Jahre, hereinspaziert in den Kit Kat Club. Das Hamburger St. Pauli Theater gastiert mit einer tollen Version des Musicals „Cabaret“ bis Sonntag in der Grazer Oper.
Willkommen im Berlin der 1920er-Jahre, hereinspaziert in den Kit Kat Club. Hier wird ein Tanz am Abgrund zelebriert – geleitet von einem charmanten und spitzzüngigen Conferencier (Tim Fischer). Denn während die Nazis ihre Macht im Land ausbauen, versucht man im Club einfach nur Spaß zu haben. Doch der politische Verfall lässt sich nicht bremsen – nicht einmal von der Liebe. Denn sowohl die Beziehung zwischen dem Cabaretstar Sally Bowles (Anneke Schwab) und dem US-Autor Cliff Bradshaw (Sven Mattke), als auch die späte Liebe zwischen deren betagter Vermieterin Fräulein Schneider (Ilona Schulz) und dem jüdischen Obsthändler Herrn Schulz (Michael Prelle), wird letztlich am Druck des politischen Wandels scheitern.
Es ist erschütternd, wie viel Gegenwartsbezug dieses Musical aus den 1960er-Jahren heute wieder hat. Denn der Hass auf Fremde und alles, was anders ist, ist heute wieder salonfähig geworden. Diesen Blick auf „Cabaret“ unterstreicht auch das Regie-Duo Ulrich Waller und Dania Hohmann, etwa indem sie die schwierige Liebe zwischen Fräulein Schneider und Herrn Schulz (anders als die Filmversion des Musicals) mehr ins Zentrum rücken.
Bei all der politischen Brisanz des Stoffes, geht in der Hamburger Version des Musicals, die in Graz erstmals in Österreich zu sehen ist, aber auch der Spaß und die brillante Musik nicht verloren. Die 7-köpfige Live-Band (Leitung: Matthias Stötzel) erweckt den Klassiker wunderbar zum Leben. Die Choreografien von Kim Duddy sorgen zudem auch für optischen Aufputz.
Und auch das Ensemble lässt eigentlich keine Wünsche offen: Tim Fischer ist in Graz in seiner Paraderolle als Conferencier zu sehen: Wunderbar changiert er nicht nur zwischen den Geschlechtern, sondern auch zwischen charmantem Verführer und zynischem Kommentator.
Fantastisch auch Anneke Schwabe als Sally Bowles – eindrucksvoll gelingt ihr nicht nur der Spagat zwischen Komödie und Tragödie, sondern sie weiß auch stimmlich mit Charakter zu überzeugen. Viel Applaus gibt es vom Grazer Premierenpublikum auch für Ilona Schulz und Michael Prelle, die viel dazu beitragen, das fabulöse Stück zu erden.
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