Raffael Skalnik aus Eisenstadt hat im April 2024 seine Mutter an den Krebs verloren. Damals begann er zu laufen. Heuer war er beim Wien Marathon dabei – und sammelte nicht nur Erfahrung, sondern auch Geld für die Krebshilfe Burgenland. Sein Ziel waren 1422 Euro, als Symbol für die 42,2 Kilometer, die ein Marathon lang ist.
Laufen wurde ein Teil seiner Therapie, eine Art, Emotionen zu verarbeiten und zu transformieren. „Aus Trauer wurde Freude und Kraft. Ich habe Präsenz gefunden, Klarheit, eine direkte Verbindung zu mir selbst – aber auch eine Community, in der ich mich wohlfühle“, erzählt der junge Mann.
Drei Jahre lang begleitete Raffael seine Mutter mit der Krankheit, bis er schließlich am 7. April 2024 Abschied nehmen musste. Eine Zeit, die fordernd war, aber auch zeigte, was Liebe bedeutet. Nach seinem Verlust verkroch er sich nicht, sondern fing an, den Schmerz und die Trauer zuzulassen, zu fühlen – und zu laufen.
„Sie wäre die gewesen, die am lautesten anfeuert“
Raffael trainierte – und ließ seine Social Media Community dabei sein. Aber nicht nur das: Er rief die Spendenaktion „Run for Those Who Can’t – Mein Marathon für die Krebshilfe“ auf der Internetplattform GoFundMe ins Leben. Am 6. April diesen Jahres – also genau einen Tag, bevor sich der Todestag seiner Mutter zum ersten Mal jährte, startete der Eisenstädter dann beim Wien-Marathon.
„Der Lauf war mehr als nur ein Rennen für mich. Es war ein Abschied, eine Widmung, eine 42,2 Kilometer lange Mantra-Meditation. Damit wollte ich die Kraft meiner Mama, ihren Mut und ihren unermüdlichen Kampfgeist ehren. Sie wäre die gewesen, die mich am lautesten angefeuert hätte“, schildert er. Und wie war es? Er lacht. „Einfach war es nicht, sonst würde es jeder tun. Aber genau darum ging es und geht es eigentlich immer: Dranzubleiben, auch wenn’s hart wird.“
„Will ich wirklich noch 7 Kilometer laufen?“
So war’s auch bei ihm. Es war hart. Bei Kilometer 35 holte ihn die Realität ein. Sein Körper wollte nicht mehr, hatte der junge Mann doch nur drei Wochen Training vor dem Marathon. Weil er kurz zuvor noch auf einer fünfwöchigen Reise in Peru war, die ihn gewissermaßen in eine Zwangspause versetzte.
„Ich habe mich selbst gefragt, ob ich die letzten sieben Kilometer wirklich noch laufen möchte“, verrät er.
Aber er blieb dran und lief weiter. Aber er blieb dran. Lief weiter. Warum? „Weil ich gerade die Kapazität habe und andere Menschen nicht. Weil ich gerade laufen kann und andere nicht. Weil ich mich bewusst dazu entscheiden kann, im Gegensatz zu jenen, die mit Krebs leben“, kommt seine Antwort.
Und meint, dass es nur eine Verhandlung zwischen seinem Geist und einer höheren Instanz in ihm gewesen sei, die wusste, dass stehen bleiben einfach keine Option ist. Auch die Erinnerung an seine Mama und der Support seiner Community trugen ihn. Sein Mantra: „Not my will, my heart will be done“ – Nicht mein Wille, mein Herzens-Wille wird es tun.
Seine Erkenntnis: Was er beim Marathon leistete, war gar nicht so hart zu dem, was andere Menschen tagtäglich mit ihrer Krankheit aushalten müssen. „Das hat mich dazu gebracht, jedem meiner Kilometer eine Bedeutung zu geben. Das war der Grund, warum ich Spenden für die Krebshilfe gesammelt habe. Weil sie Bewusstsein in der Öffentlichkeit schafft und Krebspatienten und auch deren Familien physisch, mental und emotional auf ihrem Weg unterstützt.“
Er kam ins Ziel. Die letzten Meter lief er weinend, lachend, frei. Er kam ins Ziel. Danach fühlte er sich stark. Zufrieden. Emotional, befreit und bereit für sein nächstes Abenteuer.
Raffael wird weiterlaufen. Für sich, seine Mama und all jene, die es nicht können. Und damit der Bewegung und seinen Kilometern weiter Bedeutung verleihen.
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