Etliche haben bereits für immer ihre Stalltüren schließen müssen, doch noch immer gibt es in Tirol 2080 Almen. Gutes Almpersonal zu finden ist zunehmend schwierig, doch es gibt Hoffnung.
Zu Tausenden strömen nun wieder Erholungssuchende aus Nah und Fern auf die Tiroler Almen, 2080 an der Zahl. Sie treffen dort auf 32.000 Milchkühe, 77.000 Rinder, 3500 Pferde, 68.000 Schafe und 7000 Ziegen. Damit das Zusammenleben funktioniert, gibt es nicht nur Verhaltensregeln für die Gäste am Berg (vor allem mit Hund), sondern auch Schulungen für das Almpersonal.
„Häufig Wind und Wetter ausgesetzt“
„Das Leben auf der Alm ist nicht nur voller Sonnenschein, sondern auch voller Entbehrungen“, schildert Elmar Monz, Obmann des Tiroler Almwirtschaftsvereines. „Doch erfreulicherweise ist das Interesse an Kursen für das Almpersonal groß. Dabei wird versucht, sie bestmöglich auf die Praxis vorzubereiten“, schildert Monz. Die Arbeit sei oft körperlich anstrengend, „häufig ist man Wind und Wetter ausgesetzt und immer wieder gilt es, auf sich allein gestellt herausfordernde Situationen zu bewältigen“.
Almwirtschaft wird durch öffentliche Hand gestützt
Neben der Ausbildung brauche es daher auch eine gerechte Entlohnung. „Wirtschaftlich ist das für die Betriebe schwer abzubilden, daher sind wir froh, dass es verschiedene Unterstützungen des Landes Tirol gibt, um die Aufrechterhaltung der Tiroler Almwirtschaft zu sichern“, betont der Almwirtschafts-Obmann.
Durch die Beweidung steiler Flächen wird das Risiko für Lawinen- oder Murenabgänge verringert, was den darunterliegenden Siedlungen zugutekommt.
LWK-Präsident Josef Hechenberger
Schutz der Almtiere vor Wolf und Bär
Zu den ohnehin hohen Kosten seien in den letzten Jahren Aufwendungen für Ausgaben zum Schutz der Almtiere vor Wolf und Bär gekommen. Auch hier werden öffentliche Mittel eingesetzt, um diese abzufedern, wie LWK-Präsident Josef Hechenberger schildert: „Großraubtiere bedeuten nicht nur Tierleid, sondern auch finanzielle Schäden.“
Und weiter: „Um beides gering zu halten, ist kürzlich der Meilenstein gelungen: Die Anpassung der FFH-Richtlinie (Anm: Schutzstatus des Wolfs von streng geschützt auf geschützt gesenkt) wurde durch den EU-Rat genehmigt. Damit sind wir unserem Ziel, der ganzjährigen Bejagbarkeit des Wolfs, wieder einen Schritt nähergekommen.“
„Armee“ von Almhirten im Einsatz
Doch zurück zum 126.000 Hektar großen Weideland in Tirol, das das Tiroler Landschaftsbild maßgeblich prägt und ein wichtiger Baustein für den touristischen Erfolg Tirols ist, wie Landwirtschaftskammer und Almverein unisono betonen. Der Almauftrieb ist noch nicht abgeschlossen. Erst um die Sommer-Sonnenwende werden auch die höchstgelegenen Almen mit Vieh bestoßen sein.
„Damit eine Alpung überhaupt erst möglich ist, müssen unzählige Arbeitsstunden geleistet werden. Die Flächen müssen gepflegt, Zäune, Wege, Tränken und Stallung instand gehalten und natürlich müssen auch die Tiere versorgt werden. Um Letzteres kümmern sich auf 1800 Almen etwa 3000 Hirtinnen und Hirten.“
Produktionsgrundlage für Lebensmittelherstellung
Aber auch Sennerinnen und Senner sind auf den Almen im Einsatz, wie Elmar Monz betont: „Die Almflächen sind wertvolle Produktionsgrundlage für die Lebensmittelherstellung. Als Nebenprodukt entsteht dabei eine Kulturlandschaft, die für Tourismus und Freizeitwirtschaft unverzichtbar ist.“
„Krone“: Herr Präsident, immer wieder kommt es auf Almen zu Zwischenfällen mit Almvieh. Was raten Sie den Wanderern?
Josef Hechenberger: Für uns Bauern sind die Almen Wirtschaftsraum. Wir brauchen diese Flächen dringend, um Futterreserven für den Winter anlegen zu können. Das ist die eine Seite. Auf der anderen Seite spüren wir, dass die Zahl der Wanderer auf den Almen stetig ansteigt. Das ist gut so. Wir stellen gerne unsere Kulturlandschaft für Erholungszwecke zur Verfügung. Aber: Wanderer sollten den nötigen Respekt mitbringen vor Grund und Boden der Bauernfamilien, aber auch vor Weidetieren. Möglichst alle sollen das Almerlebnis genießen und unfallfrei wieder ins Tal zurückkehren können.
Es gibt neuralgische Punkte auf Almen, wo sehr viele Gäste und Wanderer und sehr viel Almvieh zusammentreffen. Was wird getan, um diese Punkte zu entschärfen?
Wir informieren laufend unsere Betriebe, wir haben auch gemeinsam mit dem Alpenverein Warnschilder entwickelt, damit die Leute wissen, was sie erwartet, wenn sie auf die Alm kommen. Und es war auch wichtig, dass die Tourismusverbände das richtige Verhalten vermitteln: Also nicht mitten durch die Herde marschieren, sondern Sicherheitsabstand einhalten, speziell mit Hunden. Ich möchte dringend davon abraten, Kinder auf liegende Kühe zu setzen. Uns werden immer wieder Fotos von solchen Szenen zugespielt. Das erhöht nur das Risiko und bringt niemandem etwas. Die Almbauern waren vor den Wanderern da. Man ist gerne gesehener Gast auf der Alm, aber man ist Gast.
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