Lieder, Fotos und Videos von Sänger Lioris sorgen bei den Menschen im Netz für Begeisterung – bei seinem Macher Lukas Wagner allerdings für Sorgenfalten auf der Stirn. Der Unternehmensberater will mit dem von ihm erschaffenen Fake-Musiker vor den Gefahren der Künstlichen Intelligenz (KI) warnen.
Dunkelbraune Locken hängen Sänger Lioris leicht ins Gesicht, als er vor dem Mikrofon steht. Seine eisblauen Augen strahlen eine magische Anziehungskraft aus. Behutsam haucht er auf Englisch die Zeilen „Nimm mir den Atem, nimm meine Seele“. Diesem Wunsch nachzukommen, ist für Fans auf der ganzen Welt aber nicht möglich. Denn Lioris hat weder einen Atem noch eine Seele. Er ist ein Produkt der Künstlichen Intelligenz.
Erschaffen wurde der fiktive Latin-Lover Lioris von Unternehmensberater Lukas Wagner. „Innerhalb von zehn Sekunden haben wir den ersten Hit geschrieben“, sagt Wagner. Was klingt wie ein Scherz, ist sein voller Ernst. Denn mittels spezieller Programme gelingen Lieder mit Gesang, Text und eingängigen Rhythmen mittlerweile fast schneller als ein Augenaufschlag. Spezielle Kenntnisse sind dafür nicht nötig.
Gleich wie auch echte Sänger ist Lioris auf allen gängigen sozialen Kanälen vertreten – entzückt Fans mit leicht bekleideten Fotos auf Instagram und veröffentlicht einen Hit nach dem anderen auf Spotify. Sogar bei einem Plattenlabel namens Studio XXV ist er unter Vertrag.
Lukas Wagner will mit seinem KI-Sänger aber gar nicht die Charts stürmen, sondern vor den Risiken der künstlichen Intelligenz warnen: „Ich möchte aufmerksam machen darauf, wie tief wir in dem Thema KI eigentlich schon drin sind. Viele Leute wissen nicht mehr, ob das, was sie gerade im Internet sehen oder hören, echt ist, oder nicht“, mahnt Wagner. Es gelte, das Bewusstsein der Webnutzer zu schärfen. „Sonst werden wir als Gesellschaft verlieren.“
Wagner selbst glaubt deshalb an eine Zukunft außerhalb des Internets. „Ich denke nicht, dass die derzeitige Entwicklung dazu führen wird, dass wir uns langfristig im Internet wohlfühlen.“
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