Die Zahl wohnungsloser Menschen in Vorarlberg verharrt auf hohem Niveau. Der ARGE Wohnungslosenhilfe bereiten vor allem die vielen betroffenen Kinder und Jugendlichen großes Kopfzerbrechen.
Jedes Jahr erstellt ARGE Wohnungslosenhilfe, ein Zusammenschluss von sechs mit der Thematik befassten Sozialeinrichtungen, einen Bericht über die Lage wohnungsloser Menschen in Vorarlberg. Und dieser fällt einmal mehr dramatisch aus: „Nach dem Rekordjahr 2023 haben wir 2024 leider keine Entlastung erlebt“, fasst Michael Hämmerle von der Beratungsstelle Kaplan Bonetti den Status quo zusammen. Im Erhebungszeitraum Oktober 2024 hatten demnach fast 1400 Haushalte Angebote der Wohnungslosenhilfe genutzt, betroffen waren insgesamt 2812 Personen, davon 882 Minderjährige. Nicht nur, aber gerade bei Personen über 65 Jahren sei zudem eine hohe Dunkelziffer anzunehmen.
Viele Haushalte durch Wohnkosten stark belastet
Speziell Haushalte in privaten Mietverhältnissen leiden im Ländle unter einer sehr hohen Wohnkostenbelastung. „Viele dieser Familien oder Einzelpersonen sind von Wohnungsverlust bedroht oder leben in ungeeigneten Wohnungen“, berichtet Christian Beiser von der Caritas. Unglaubliche 35 Prozent der erfassten Haushalte waren von einer Wohnkostenüberlastung gemäß der Definition der Europäischen Union betroffen – das bedeutet, dass diese mehr als 40 Prozent ihres Haushaltseinkommens fürs Grundbedürfnis Wohnen aufwenden müssen.
Glücklich, wer in einer Gemeinnützigen lebt
Bei jenen Haushalten, die einer gemeinnützigen Wohnung leben, war hingegen der Anteil all jener, die eine Wohnkostenbelastung von unter 30 Prozent verzeichneten, vergleichsweise hoch – für die ARGE ein klarer Beweis für die Wirksamkeit sozialen Wohnbaus. Daraus folgert auch die zentrale Forderung der Sozialeinrichtungen, nämlich eine Steigerung der gemeinnützigen Wohnbautätigkeit. Zudem müssten Leistungen gegen Wertverlust abgesichert werden. So seien die Wohnbeihilfe 2025 nicht valorisiert und die Wohnbedarfssätze der Sozialhilfe seit drei Jahren nicht erhöht worden. Das verschärfe die Armutslage vor allem bei Familien, manche könnten sich nicht einmal mehr eine gemeinnützige Wohnung leisten – „hier ist die Landesregierung gefordert, etwas zu tun“, betont Ferdinand Koller von der Sozialeinrichtung dowas. Wäre das Land bereits in der Vergangenheit aktiv geworden, würden viele dieser Haushalte keine Unterstützung benötigen, ist sich der Experte sicher. Er beklagt, dass die Wohnbedarfssätze bereits so niedrig seien, dass sie unter den Richtwerten des Sozialhilfe-Grundsatzgesetzes lägen.
Auch für die Zukunft rechnet die ARGE mit keiner Entspannung, im Gegenteil: Die vorgenommenen Kürzungen bei Klimabonus und Familienleistungen würden die Lage weiter verschärfen, so die düstere Prognose.
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