Vier Künstlerinnen und ein Künstler reagieren im mumok in der Schau „Die Welt von morgen wird eine weitere Gegenwart gewesen sein“ auf berühmte Werke aus den hauseigenen Sammlungen.
„Schön ist das zufällige Zusammentreffen einer Nähmaschine mit einem Regenschirm auf einem Operationstisch“, schrieb der Pariser Literaturrevoluzzer Lautréamont in seinen „Gesängen des Maldoror“ – und wies damit den Künstlern nach 1900 einen Weg. Nun gestaltete Kurator Franz Thalmair (49) für das mumok die Ausstellung „Die Welt von morgen wird eine weitere Gegenwart sein“. Und wie in dem gekünstelt, ja absurd klingenden Titel findet der Betrachter in fünf Installationen (3. und 4. Stock) Spuren zurück zu Lautréamont, aber auch in die Vernetzung mit Kunst der 1920er und 30er Jahre und der Gegenwart.
Spannende Spurensuche in der Vergangenheit
Thalmair lädt die erfolgreichen Wienerinnen Barbara Kapusta, Lisl Ponger und Anita Witek, die aus Nigeria stammende Norwegerin Frida Orupabo und den Ukrainer Nikita Kadan ein, eigene Werke mit von ihnen ausgewählten Klassikern der mumok-Sammlung zu konfrontieren. Eine Spurensuche, bei der man den Blick für künstlerische Ideen schult.
Etwa wenn man das Riesenensemble durchforstet, das Lisl Ponger aufgebaut hat: Ihre Farbfotos und ihre Installation „Work in progress“ sind Monumente unbändiger Sammelleidenschaft. Mit Mobiliar, Alltagskram, Vorhängen, bekommen sie neben Gemälden Güterslohs, Kirchners & Schmidt-Rotluffs, berühmten Fotos von Man Ray, Blossfeldt, Magritte, Edward Steichen neue Bedeutungen. Anna Kapusta stellt ihren schimmernden Alu-Skulpturen Oskar Schlemmer, Rudolf Belling, Fritz Wotruba, Victor Brauner gegenüber.
Anita Witek konfrontiert mit ihrem „Collectors Room“ eine monströs absurde Inszenierung mit Raoul Hausmann, Constantin Brâncuși u. a.
Sexarbeit, Sklaverei und Denkmal-Lügen
Brisanter wirken Frida Orupabos Kolonial-Fotos, Dokumente über Sexarbeiterinnen, Schändungen, Sklaven, Rassismus, denen Skulptur-Ikonen wie Giacometti, André Derain, Ossip Zadkine, Brancusi gegenüberstehen.
Auf Denkmäler, Krieg und Gewalt spezialisiert sich Nikita Kadan. Klug analysiert er das Denkmal als kollektive Gedächtnisstütze – und oft auch Lüge! Und stellt ihm Raymond Duchamp-Villon, Kasimir Malewitsch und Franz Pomassl gegenüber. Spannend, wie hier Gegenwart zugleich als Zukunft und Geschichte gesehen wird.
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