Am Montagabend stimmten die Eigentümer der Vorarlberg Milch für eine Übernahme durch die NÖM. Der Aufsichtsratsvorsitzende der Genossenschaft, Norbert Sieber, spricht im „Krone“-Interview über den Deal, den er federführend eingefädelt hat.
„Krone“: Wie sind die Genossenschaftler auf die Idee gekommen, mit der NÖM zu verhandeln?
Norbert Sieber: Der Kreis der Molkereien, die für eine Zusammenarbeit in Fragen gekommen sind, war recht überschaubar. Nachdem es eine österreichische Lösung sein sollte, sind nur die NÖM, Bergland und Salzburg Milch infrage gekommen. Bei der NÖM war die Sorge am geringsten, dass der Produktionsstandort in Feldkirch geschlossen wird. Zudem sind die Vertreter von NÖM glaubwürdig aufgetreten und haben mit Konzepten überzeugt.
Was sehen diese Konzepte vor?
Zum einen soll am Produktionsstandort in Feldkirch auch NÖM-Produkte für den italienischen Markt hergestellt werden. Zum anderen können die Vertriebsstrukturen genutzt und beispielsweise Vorarlberger Käse im Osten verkauft werden.
Wie prekär ist die wirtschaftliche Lage der Vorarlberg Milch?
Die Vorarlberg Milch ist ein wirtschaftlich gesunder Betrieb, der sicher noch einige Jahre aufgrund von Rücklagen und Eigenmitteln überlebt hätte. Doch gerade im vergangenen Jahr ist deutlich geworden, dass es nicht möglich ist, das geforderte Milchgeld auf Dauer zu erwirtschaften. Es hat einen längeren Entscheidungsprozess gebraucht, um alle Genossenschaftler von der Notwendigkeit einer Zusammenarbeit zu überzeugen. Nicht zuletzt handelt es sich ja um deren Eigentum, dass sich die Mitglieder über viele Jahre mühevoll aufgebaut haben.
Haben Sie mit einer so großen Zustimmung gerechnet?
Ich hatte es gehofft, aber nicht damit gerechnet. Für die meisten war es eine hochemotionale Angelegenheit – schließlich sind die Genossenschaftler künftig nicht mehr alleiniger Entscheidungsträger.
Aber die Vorarlberger haben sich ein gewisses Mitspracherecht gesichert?
Wir werden einen von neun Aufsichtsräten stellen. Wer diesen Posten dann bekleiden wird, wird die Genossenschaft entscheiden.
Geschäftsführer Wachter wird das Unternehmen verlassen. Warum?
Er war 29 Jahre lang im Betrieb und hat sich redlich bemüht. Es ist richtig, dass es Unstimmigkeiten mit dem einen oder anderen Landwirt gegeben hat, der ihn dafür verantwortlich gemacht hat, dass das Milchgeld nicht so hoch ausgefallen ist, wie gewünscht. Ich sage, dass es eine Vielzahl von Gründen gibt. Fakt ist, dass wir uns im guten Einvernehmen trennen. Raimund Wachter wird bis zum Sommer bleiben, die Übergabe vorbereiten und dann gehen, wenn er als Kapitän das Schiff in den sicheren Hafen geführt hat.
Was ändert sich für die Mitarbeiter der Vorarlberg Milch?
Es wird Veränderungen in der Produktion und in den Arbeitsabläufen geben. Flexibilität wird gefragt sein. Die Produktion wird eher ausgebaut und die Mannschaft, die jetzt da ist, wird dringend gebraucht.
Was ändert sich für die Zuliefererbetriebe?
Eigentlich nichts, außer, dass der Milchpreis etwas höher ausfallen wird.
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