„Angemessen gehandelt“

Syrischer Flüchtling schlug Messer-Angreifer k. o.

Der deutsche Angreifer wollte sich vor Gericht nicht mehr erinnern können, warum er im Dezember so aggressiv war.(Bild: Dorn Chantall)

Ein 17-jähriger Syrer hat im Dezember 2024 den Messerangriff eines 53-jährigen Deutschen auf einen Jugendlichen am Bahnhof Dornbirn in Vorarlberg vereitelt. Trotzdem musste sich der Flüchtling nun vor Gericht verantworten – wegen versuchter schwerer Körperverletzung.

Es sind wilde Szenen, die die Überwachungskamera am späten Abend des 16. Dezember beim Busbahnhof in Dornbirn aufzeichnete. Zu sehen ist, wie ein offensichtlich alkoholisierter Mann gezielt auf eine Gruppe Jugendlicher zugeht und diese anpöbelt. Als die Burschen Abstand zu dem Fremden nehmen und in Richtung Bushaltestelle gehen, zückt der Mann ein Messer und folgt ihnen. Dann geht alles sehr schnell.

Tumult endet mit Faustschlag
Beim Versuch des Angetrunkenen, einem Burschen das Messer in den Hals zu rammen, stolpert er. Der 17-jährige Syrer reagiert blitzschnell und versetzt dem Strauchelnden einen Faustschlag ins Gesicht. Worauf der Angreifer endgültig zu Boden geht. Zwar sitzt der 53-jährige Messermann nun wegen gefährlicher Drohung vor Gericht. Dass sich der couragierte Flüchtling jedoch wegen versuchter schwerer Körperverletzung verantworten muss, ist schwer verständlich.

„Der Schlag war notwendig, um den Messermann außer Gefecht zu setzen. Durch die schnelle Reaktion meines Mandanten konnte Schlimmeres verhindert werden“, stellt Verteidiger Erich Rico Folie klar und fordert einen Freispruch für den Syrer.

Der Schlag war notwendig, um den Messermann außer Gefecht zu setzen.

Verteidiger Erich Rico Folie

„Habe nichts zu sagen“
Warum der 53-jährige Deutsche damals auf die Gruppe Jugendlicher losging, weiß der Zweitangeklagte im Prozess nicht mehr. „Ich kann mich nur noch an meine Verhaftung erinnern. Ansonsten habe ich zu der ganzen Sache nichts mehr zu sagen“, erklärt der Deutsche.

Fakt ist, dass der Angreifer vor der Tat in einer nahe gelegenen Bar mehrere Gläser Bier getrunken hatte und bei seiner Festnahme ein Alkoholpegel von 1,8 Promille festgestellt wurde. Richter Peter Novak spricht am Ende den 53-jährigen Messermann wegen gefährlicher Drohung schuldig und verhängt über ihn eine Geldstrafe in Höhe von 10.500 Euro.

Lob vom Richter: „Richtig gehandelt“
Für den 17-jährigen Syrer endet der Prozess mit einem Freispruch. „Sie haben angemessen und in der richtigen Reihenfolge gehandelt, indem sie zuerst noch einen Notruf bei der Polizei absetzten, bevor Sie den Angreifer mit einem Faustschlag außer Gefecht setzten.“ Das Urteil ist bereits rechtskräftig.