„Ziegelstadl“-Prozess

Anstaltsleiter relativiert Turbulenzen und Mobbing

Tirol
23.05.2025 17:00

Der Ziegelstadl als Intrigenstadl: Personalvertreter prangerten Missstände in der Justizanstalt Innsbruck an, fühlten sich dann massiv gemobbt und ein Betroffener klagte die Republik. Mit Spannung wurde nun die Aussage des Anstaltsleiters erwartet.

Vor allem via „Krone“ hatten Personalvertreter – wie berichtet – über zu wenig Mitarbeiter, überfüllte Zellen und den schwierigen Alltag im Innsbrucker „Ziegelstadl“ geklagt. Daraufhin waren sie laut eigenem Empfinden ein „rotes Tuch“ für den Anstaltsleiter, die Stimmung kippte und zwei oder sogar mehrere Lager bildeten sich.

Systematisches Mobbing soll dann laut Vorwürfen die Folge gewesen sein, einer der inzwischen ausgeschiedenen Betroffenen klagte die Republik auf 55.000 Euro Verdienstentgang (wegen langem Krankenstand). „Auch die daher niedrigere Pension und Schmerzengeld sind noch ein Thema“, sagte sein Anwalt Patrick Gaulin am Rande des am Freitag fortgesetzten Zivilverfahrens.

„Dienstverhältnis war anfangs korrekt“
Mit Spannung wurden die Aussagen des Anstaltsleiters erwartet, der für den vorgeworfenen „Nervenkrieg“ mit dem Kläger und seinen Mitstreitern beschwichtigende Worte fand: „Anfangs hatten wir ein korrektes Dienstverhältnis, dann bin ich auf gewisse Vorschläge nicht eingegangen.“ Dem Kläger das „Leben schwer gemacht“ habe er aber nicht.

Litanei an Vorwürfen gegen den Mitarbeiter
Der Ex-Personalvertreter sah sich damals aber immer wieder mit Vorwürfen und Anzeigen konfrontiert. Falsche Reiseabrechnung laut anonymem Hinweis, privates Arbeiten in seiner Dienstfreistellung als Gemeinderat, verschwundene Medikamente in der Krankenstation (wo auch seine Lebensgefährtin arbeitete), ein abgelehntes Antreten zu einer Prüfung.

Zitat Icon

Warum verlangten Sie, dass der Kläger woanders eingesetzt wird, wenn es doch angeblich keine Konflikte gab in der Justizanstalt?

Anwalt Patrick Gaulin an den Anstaltsleiter

Ein „Krone“-Artikel, in dem die Kritik der Personalvertreter aufgezeigt wurde, mündete in einer Sachverhaltsdarstellung durch den Anstaltschef bei der Staatsanwaltschaft, blieb letztlich aber ohne Folgen. „Ich habe dann nie mehr davon gehört, auch nicht von einer Einstellung des Verfahrens“, erinnerte sich der Anstaltsleiter.

Die Unterschriftenliste bleibt vorerst ein Rätsel
Erneut Thema war eine ominöse Unterschriftenliste mit der sinngemäßen Forderung, dass das Hinaustragen von Interna an die Medien zu unterlassen sei. „Kennen Sie die Liste und haben Sie sie initiiert?“, lautete die Frage an den Anstaltsleiter, der daraufhin auflachte: „Gesehen habe ich die Liste erst beim jetzigen Verfahren.“

Gaulin zitierte daraufhin eine Zeugenaussage, wonach ein Anstaltsjurist dem Leiter gesagt haben soll, dass die gerade kursierende Liste „bedenklich“ sei. „Dieses Gespräch gab es nie“, wischte der Anstaltsleiter dies kühl beiseite. Auch sei eine Äußerung, wonach er es den Initiatoren der Artikel „schon zeigen werde“, nicht gefallen.

Landesrätin Hagele als Zeugin
Zeugin war auch die nunmehrige Landesrätin Cornelia Hagele (ÖVP), die einst vermittelnd tätig war. Unter anderem gab es sogar ein „Gipfeltreffen“ rund um diese Tiroler Causa in Wien. Sie bestätigte nach Gesprächen den Eindruck, dass es Mobbing gegeben habe: „Wie mit dem Kläger umgegangen wurde, ist sicher nicht in Ordnung.“

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