Christi Himmelfahrt

Wenn der Mesner im Himmel am roten Seil zieht…

Kärnten
25.05.2025 15:03

... dann ist Christi Himmelfahrt in Gurnitz, wo ein alter Brauch zur jungen, aber sehr geschätzten Tradition geworden ist.

Der ehemalige Gurnitzer Propstpfarrer Anton Granitzer hatte die Idee, zu Christi Himmelfahrt auch in der ältesten Martinskirche Kärntens Christus auffahren zu lassen. „Er als Mölltaler war das gewohnt. Ich habe gesagt: Schauen wir, was ich habe“, erinnert sich Friedrich Kach von der KunstWeltKach, der sein Atelier in der alten Volksschule in Sichtweite zur Propstei hat und sich mit Malerei, Graphik, Reliefs und Statuen beschäftigt. 

Von Anfang an war klar: Durch die kleine Heiliggeistluke in der Decke der Propsteikirche passen nur zarte Figuren. „Dann hab’ ich den Christus gesponsert. Zu Christi Himmelfahrt 2017 ist er erstmals aufgefahren, der Pfarrer hat sich bedankt und dazugesagt: ,Zuhause hatten wir noch Engel dabei.’ Das hab’ ich ja vorher nicht gewusst! Fürs nächste Jahr habe ich zwei Engel dazugegeben. Und dann sprach er von einer Heiliggeisttaube, die zu Pfingsten heruntergelassen werden sollte. Also habe ich die auch noch gefertigt“, erzählt Friedrich Kach: „Drei Jahre hat es gedauert, bis alles beieinander war.“

Die Figuren selbst haben schon eine Reise hinter sich: Von geschnitzten Darstellungen wurden Abdrucke genommen und Gussformen hergestellt, mit denen im Gefängnis in Wien-Floridsdorf Christus und Engel gefertigt wurden, die Kach dann bemalt hat. Seitdem wird in Gurnitz Christi Himmelfahrt wie in einigen anderen Kirchen Kärntens ganz anschaulich ein Vers aus der Apostelgeschichte gezeigt: Nach der letzten Begegnung mit den Aposteln sei Jesus „vor ihren Augen emporgehoben“ worden „und eine Wolke nahm ihn auf und entzog ihn ihren Blicken“ (Apg 1,9). Statt der Wolke haben die Kirchen eine Luke im Plafond, das Heiliggeistloch, oben stehen meist mehrere Männer, die geschickt die Seile drehen und ziehen, um diese Himmelfahrt anschaulich zu machen. In Gurnitz hat ein Mann diese ehrenvolle Aufgabe: Mesner Johann Karner zieht das Seil, an dem Christus und die beiden Engel befestigt sind, hinauf.

Bei dem Schauspiel erklingen meist die Glocken, die Orgel spielt „Großer Gott, wir loben dich“, alle singen inbrünstig mit und Weihrauch zieht durch den Kirchenraum – ein Spektakel, das Joseph II. zuwider war, daher untersagte er es Ende des 18. Jahrhundert. Doch nicht alle Pfarren hielten sich an das Verbot.

Christi Himmelfahrt in Gottestal bei Wernberg: Am Donnerstag, 29. Mai, werden ab 14 Uhr Kaffee und ein Imbiss kredenzt, um 15 Uhr beginnt die Liturgie mit der Himmelfahrt, ab 16 Uhr werden Tänze aus verschiedenen Kulturen gezeigt, ein Kinderprogramm lockt.
Christi Himmelfahrt in Gottestal bei Wernberg: Am Donnerstag, 29. Mai, werden ab 14 Uhr Kaffee und ein Imbiss kredenzt, um 15 Uhr beginnt die Liturgie mit der Himmelfahrt, ab 16 Uhr werden Tänze aus verschiedenen Kulturen gezeigt, ein Kinderprogramm lockt.(Bild: Pfarre Gottestal)

Heute noch kann die Himmelfahrt Christi vielerorts erlebt werden, beispielsweise in Gottestal (15 Uhr), Feistritz ob Grades (14 Uhr), Zedlitzdorf (9 Uhr), Steinbichl bei St. Veit (11.15 Uhr) oder eben Gurnitz (8.30 Uhr), wo im Vorjahr der Leim zwischen der Heiliggeisttaube und dem Strahlenkranz nachgegeben hatte und es zu einem Sturzflug kam. Aus Hall in Tirol wird berichtet, dass einst das Seil der Jesusstatue riss, die Figur am Boden zerschellte. Einige Haller gaben die Bruchstücke in einen Kübel, der dann aufgezogen wurde – nach dem Motto: „Aui muass er!“ Seitdem werden die Haller die „Håller Kiebl“ (Haller Kübel) genannt.

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