Mamas Schenkungen

Abschlussbericht fertig: Benko droht erste Anklage

Wirtschaft
25.05.2025 17:58

Ermittler verdichten den Verdacht, René Benko habe massiven Einfluss auf Millionen-Schenkungen seiner Mutter gehabt. Vor allem rund um den Zusammenbruch seiner Signa-Gruppe und seiner eigenen Insolvenz. Die „Krone“ kennt den 54-seitigen Schlussbericht zu den Zuwendungen der „Stroh-Mama“.

Ein brisanter Abschlussbericht der Sonderkommission Soko Signa des Bundeskriminalamts wirft ein weiteres Schlaglicht auf ein undurchsichtiges Netzwerk aus Privatstiftungen, familiären Geldflüssen und dubiosen Schenkungen – mitten im Konkurs-Domino des einstigen Immobilien-Spekulanten René Benko Ende des Jahres 2023. Der zentrale Vorwurf lautet: Durch eine mutmaßlich fingierte Schenkung und eine missverständliche Verschleierung von Geldbewegungen könnten Gläubiger systematisch geschädigt worden sein.

Geldflüsse aus dem Schattenreich
Der Bericht belegt, dass René Benko bereits in den Jahren vor 2023 regelmäßig beachtliche Beträge von seiner Mutter Ingeborg Benko erhielt. Gelder, die ihr wiederum aus Ausschüttungen von Stiftungen wie der Laura Privatstiftung in Innsbruck oder der Ingbe Stiftung in Liechtenstein zuflossen. Pikant: Die Transfers an Benko junior erfolgten jeweils in enger zeitlicher Nähe zur Gutschrift auf dem Konto seiner Mutter. Ein Auszug:

  • Am 28. Dezember 2015 erhält Mutter Benko von der Laura Privatstiftung eine Zuwendung über 15 Millionen Euro. Noch am selben Tag gehen die 15 Millionen als Schenkung an René Benko weiter.
  • Am 7. Dezember 2017 fließen 1,015 Millionen Euro von der Laura Stiftung an Benkos Mutter. Ebenfalls am selben Tag wandern die 1,015 Millionen auf das Konto des Sohnes.
  • Am 19. Dezember 2019 kassiert Ingeborg Benko von der Laura Stiftung 2,682 Millionen Euro. Diese Summe wird einen Tag später an den Sohn weitergleitet. Erneut als Schenkung.

Die Kette von Schenkungen ab November 2023 – zum Teil als „Darlehen“ oder „Übertrag“ bezeichnet – war offenbar kein Zufall, sondern womöglich Teil eines strategischen Manövers. In einer WhatsApp-Nachricht vom 22. November 2023 fragt Benkos Schwester, die zugleich Kontobevollmächtigte der Mutter ist, wörtlich:

„€ 3 Mio sind als ,Ausschüttung‘ auf Mamas Konto eingegangen. Wieviel willst du weiter schicken? Und welcher Verwendungszweck? Schenkung?“

Ein klarer Hinweis: René Benko konnte offenbar frei über diese drei Millionen Euro verfügen, obwohl sie formal von der Ingbe Stiftung aus Liechtenstein an die Hauptbegünstigte, seine Mutter, gezahlt wurden.

Zitat Icon

€ 3 Mio sind als ,Ausschüttung‘ auf Mamas Konto eingegangen. Wieviel willst du weiter schicken? Und welcher Verwendungszweck? Schenkung?

WhatsApp-Nachricht von Benkos Schwester an René Benko, 22. November 2023

Die Spur des Geldes
Die wohl brisanteste Transaktion: Am 24. November 2023 flossen 1,5 Millionen Euro von Ingeborg Benko an ihren Sohn. Nur fünf Tage später zahlte dieser 300.000 Euro wieder zurück – mit dem Verwendungszweck „Rückführung Darlehen“. Doch in seinem späteren Vermögensverzeichnis bezeichnete Pleitier Benko selbst diese Zahlung als „Rückführung Schenkung“ – er habe die 300.000 Euro damals quasi nicht benötigt.

Die Ermittler werten dies als „Rückschenkung“, also als versuchte Rückabwicklung eines ursprünglich freiwilligen Geldtransfers – just zu einem Zeitpunkt, an dem René Benko bereits unter einer massiven Schuldenlast litt. Laut Ermittlungen verfügte er nicht über ausreichende Mittel, um freiwillige Rückzahlungen zu leisten. Schon im Dezember 2023 sollte es weitere Millionen-Zuwendungen der mutmaßlichen „Stroh-Mama“ benötigen.

Benkos Mutter bezahlte bis Anfang 2025 die Miete für die Villa in Innsbruck Igls
Benkos Mutter bezahlte bis Anfang 2025 die Miete für die Villa in Innsbruck Igls(Bild: Krone KREATIV/APA/GEORG HOCHMUTH, APA/EXPA/JOHANN GRODER)

Manöver zur Gläubigerbenachteiligung?
Auffällig ist der zeitliche Zusammenhang: Ebenfalls am 29. November 2023 – dem Tag der „Rückschenkung“ der 300.000 Euro – unterzeichnete Benko persönliche Garantieerklärungen über insgesamt fünf Millionen Euro zugunsten des Sanierungsverfahrens der Signa Holding, das am nächsten Tag beantragt werden sollte. Daraus ergibt sich ein klares Bild: Trotz eines angeblich fehlenden Finanzbedarfs Ende November 2023 verpflichtete sich der Finanzjongleur gleichzeitig zu millionenschweren Garantien.

Die Ermittler kommen daher zu dem Schluss: „Es ist davon auszugehen, dass es sich dabei um eine Rückschenkung einer Schenkung gehandelt hat und dadurch die Gläubiger des René Benko um einen Betrag von € 300.000 geschädigt wurden.“

Die Rückzahlung an die Mutter könnte somit ein gezielter Versuch gewesen sein, Vermögenswerte dem Zugriff der Gläubiger zu entziehen, was strafrechtlich als betrügerische Krida gewertet werden könnte. René Benko bestreitet alle Vorwürfe vehement, es gilt die Unschuldsvermutung. Justiz-Insider halten es jedoch für möglich, dass in dem Ermittlungsstrang der möglichen Gläubigerbenachteiligung bald eine Anklage auf den Weg gebracht werden könnte.

Schenkung bei der Gründung
Ein Detail aus dem 54-seitigen Abschlussbericht zu den Schenkungen wird bei Benkos Gläubigern und Masseverwaltern wohl ebenfalls auf großes Interesse stoßen: Ingeborg Benko und ihr Sohn hatten die Ingbe Stiftung in Liechtenstein, die als Geldbunker der Familie gilt, im Jahr 2014 gegründet. Das Stiftungskapital in Höhe von umgerechnet rund 25.000 Euro, das seine Mutter als Hauptbevollmächtigte einzubezahlen hatte, kam von René Benko. Als Schenkung.

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