The People united

„Bregenzer Frühling“ mit einer Welt-Uraufführung

Menschen
20.05.2024 16:31

Großer Andrang des Publikums und anschließend Standing Ovations: der Abschluss des Bregenzer Frühlings 2024 mit der Welt-Uraufführung der Musik-Ballett-Produktion „The People united“ war herausragend.

Genauer besehen soll gesagt sein, dass die Musik, also das einstündige Variationenwerk über einen chilenischen Protestsong, schon 1976 in den USA uraufgeführt wurde und dass Starpianist Igor Levit, der in Bregenz auf der Bühne live spielte, das bemerkenswerte Werk schon 2016 als reines Konzert in der Hamburger Elbphilharmonie präsentierte und auch auf CD aufnahm.

Gewaltiger Variationenzyklus
„El pueblo unido jamàs sera vencido“ – „Das vereinte Volk kann nicht besiegt werden“ heißt der Titel des Liedes, das leider nichts gegen die Pinochet-Diktatur ausrichtete, auf dessen schöner Melodie aber der Komponist Frederic Rzewski einen gewaltigen Variationenzyklus aufbaute. Weitgehend bleibt „The People united“ im tonalen Bereich, verwendet aber zuweilen besondere Spieltechniken oder auch vokale Lautäußerungen.

Das pausenlos einstündige Werk wäre allein schon kräftemäßig eine Herausforderung, die Igor Levit bewundernswert meistert, doch er bietet weit mehr. Etwa einen wunderbar singenden Anschlag oder zarteste Melodik, vor allem wenn er gegen Ende allein auf der dunklen Bühne ist. Zuvor hat er mächtige Klangentwicklungen aufgebaut, hat nie den organischen Fluss der Energie verlassen und doch, wo es sein sollte, dramatische Akzente gesetzt.

Kein reiner Klavierabend
Eine fantastische Leistung, die man gut und gerne auch für sich genießen hätte können. Mit der Hinzunahme des Balletts hat man aber sicher Publikumsschichten angesprochen, die einen reinen Klavierabend nicht besucht hätten und somit von der Vision der Einigkeit, die Igor Levit so sehr am Herzen liegt, kaum berührt worden wären.

Choreograf Richard Siegal und seine zwölf Tänzerinnen und Tänzer vom „Ballet of Difference“ schaffen bei dieser Uraufführung in Bregenz keine szenischen Geschehnisse, und das ist gut so. Vielmehr zeichnen sie auf sehr feine, aber auch höchste lebhafte Art, die energetischen Ströme der Musik nach. Mal sind es wenige Tänzer, selten die ganze Truppe, die in zeitgemäß fantasievollen Kostümen von Flora Miranda weitgehend im Bewegungsrepertoire des klassischen Tanzes bleiben, dieses jedoch auf feinsinnige Weise auch infrage stellen. So wie die Musik, die Igor Levit spielt, es suggeriert.

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