Ben Becker in Graz

„Den muss man einfach gernhaben, den Herrn Roth“

Steiermark
18.05.2024 16:00

Ben Becker ist einer der erfolgreichsten Schauspieler im deutschsprachigen Raum. Seit Jahren ist er nicht nur im Film, sondern auch mit Solo-Shows auf Theaterbühnen erfolgreich. An der Oper Graz feiert er am 21. Mai mit seiner neuesten Show „Im Exil“ Österreich-Premiere – sie widmet sich ganz dem heiligen Trinker Joseph Roth.

KRONE: Herr Becker, Sie kommen mit Ihrem neuen Solo-Abend nach Graz. Wie kam es eigentlich zu diesen Shows?
Ben Becker: Das hat sich tatsächlich über die Musik entwickelt. Ich habe schon vor vielen Jahren angefangen, mit einer Band Musik zu machen und da hat es sich ergeben, dass sich da immer mehr meine Leidenschaft für Literatur hineingeschlichen hat. Und eines Tages habe ich zu den Kollegen dann gesagt: Jungs, wir vertonen die Bibel. Dann hat die Band erst mal komisch geguckt, aber der Abend wurde zum Erfolg. Und so kamen weitere Solo-Abende mit Texten von Bert Brecht oder Joseph Conrad dazu.

Wie kommt man von der Bibel über Brecht nun zu Joseph Roth?
Das ist natürlich ein langer Weg (lacht). Aber warum gerade Roth? Ich kann es heute gar nicht mehr genau sagen. Es gibt Texte, die kommen auf einen zu und plötzlich kann man nichts anderes mehr machen. Ich habe in der Pandemie den „Radetzkymarsch“ wieder gelesen und war so begeistert, dass ich danach gleich viele andere Werke von Roth in Angriff nahm. Und als ich bei der „Legende vom Heiligen Trinker“ ankam, wusste ich: Das bringe ich auf die Bühne – als ersten Teil eines Abends.

Warum nur als ersten Teil?
Roth erzählt in der „Legende“ bis zu einem gewissen Grad ja auch seine eigene Geschichte als ein Mann, der sich den politischen Katastrophen seiner Zeit ausgeliefert sah und ins Exil, in den Alkohol, den Exzess geflohen ist. Er ist ein großer Schreiberling, aber auch eine verlorene Seele. Er ist mir als traurige und clowneske Figur ans Herz gewachsen. Den muss man einfach gernhaben, den Herrn Roth. Und dieses Gefühl, das ich ihm gegenüber habe, das versuche ich im zweiten Teil auf die Bühne zu bringen und mit dem Publikum zu teilen.

Sind Künstler Ihrer Meinung nach interessanter, wenn sie, wie Roth, nah am Extrem leben?
Ja klar, weil dadurch erhält jede künstlerische Äußerung, die sie tätigen, oft auch eine sehr existenzielle Note. Und es ist einfach auch interessant, wenn jemand für die Kunst lebt und stirbt.

Sehen Sie darin auch sich selbst gespiegelt?
Ja, aber nur bis zu einem gewissen Grad. Ich bin ja kein Selbstmörder. Aber was ich sagen kann: Wenn ich mich mit etwas beschäftige, dann mache ich es immer sehr intensiv (lacht).

Zurück zu Ihrem Abend – Joseph Roth ist ja nicht der einzige Österreicher, den Sie in „Im Exil“ auf die Bühne bringen, oder?
Das stimmt. Ich habe meinen Freund Wolfgang Ambros gefragt, ob er mir für diesen Abend einige seiner Songs noch einmal einsingt – und er hat sofort zugesagt und kam zu mir ins Studio. Das hat mich unheimlich stolz gemacht und ist eine große Bereicherung dieses Abends. Mal schauen, vielleicht kommt er in Graz sogar live vorbei.

Ist es eigentlich Ihr erster Besuch in Graz?
Ich war schon hie und da dort – aber bis jetzt war ich eher in Salzburg und Wien, wenn ich in Österreich war. Aber bevor sie als Steirer mich jetzt köpfen (lacht): Ich habe mich über die Einladung an die Oper sehr gefreut – das ist schon ein Art Ritterschlag, die Österreich-Premiere an so einem Haus machen zu können. Und das Stück gehört einfach auch nach Österreich.

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