Ist die Auftragslage schlecht oder außerhalb der Saison wenig los, schicken viele Betriebe ihre Beschäftigte kurzfristig zum AMS, nur um sie später wieder einzustellen. Damit wälzen die Unternehmen ihre Personalkosten auf die öffentliche Hand ab – so zumindest der Vorwurf der Arbeiterkammer.
Werden Mitarbeiter vorübergehend als arbeitslos gemeldet, fallen freilich Arbeitslosengeld, Notstandshilfe und die Sozialversicherungsbeiträge an, die das AMS für die Jobsuchenden abführen muss. Zusammengerechnet verursacht das „Zwischenparken“ von Beschäftigten beim Arbeitsmarktservice dadurch bundesweit Kosten von 600 bis 700 Millionen Euro pro Jahr. Das ergibt eine neue Studie des Wirtschaftsforschungsinstituts WIFO im Auftrag der Arbeiterkammer (AK) Oberösterreich. Für das Jahr 2017 untersuchte das WIFO die Effekte des „Zwischenparkens“ schon einmal, damals errechneten die Forscher noch Kosten von 400 bis 500 Millionen Euro jährlich.
Praxis erhöht Arbeitslosigkeit um ein Prozent
Die Praxis wird als „Layoffs“ bezeichnet. Unternehmen versuchen, damit saisonbedingte Schwankungen oder Zeiten schlechter Auslastung auszugleichen. Ist die Auftragslage wieder besser, stellen die Betriebe dieselben Arbeitskräfte wieder ein. Laut WIFO macht der Anteil der „Zwischengeparkten“ an den Gesamtarbeitslosen 14 Prozent aus. Das hebe die Arbeitslosenquote um rund einen Prozentpunkt.
Wenig überraschend kommen „Layoffs“ vor allem in der stark konjunkturabhängigen Baubranche sowie im saisonal organisierten Tourismus vor. Zusammen verursachen die beiden Branchen knapp die Hälfte (48,4 Prozent) der durch das „Zwischenparken“ verursachten Arbeitslosigkeit.
AK: Betriebe sollen für das „Zwischenparken“ zahlen
Die Arbeiterkammer hat naturgemäß keine Freude mit dieser Praxis: „Besonders für die betroffenen Arbeitnehmer hat dieses System gravierende Folgen, sie müssen erhebliche Einkommensverluste hinnehmen und finden sich oft in einem wiederkehrenden Zyklus von Arbeitslosigkeit und befristeter Wiedereinstellung wieder“, kritisiert AK OÖ - Präsident Andreas Stangl. „Das gezielte Verhindern dieser Unternehmenspolitik hätte zwei große Vorteile. Wir würden die Arbeitslosigkeit deutlich reduzieren und hätten mehr Mittel für aktive Arbeitsmarktpolitik.“
Dazu fordert die Arbeiterkammer eine Kostenbeteiligung der Betriebe, die häufig auf das „Zwischenparken“ zurückgreifen, in Form höherer Beiträge zur Arbeitslosenversicherung. Zudem soll laut AK die Kurzarbeit als Alternative zu den „Layoffs“ wieder stärker im Bewusstsein der Firmen verankert werden.
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