47%-Retourkutsche

PR-Albtraum für Romney: Müllmann tritt in TV-Spot auf

Ausland
02.10.2012 11:45
"Mein Name ist Richard Hayes, und ich sammle Mitt Romneys Müll ein." - So beginnt der erste einer Serie von TV-Spots gegen den republikanischen Präsidentschaftskandidaten Mitt Romney. Die drittgrößte US-Gewerkschaft AFSCME, deren Mitglied Romneys Müllmann ist, reagiert mit der Kampagne u.a. auf die fatale Spendengala-Rede des Kandidaten, in der er die Millionen Niedrigverdiener in den USA ("47 Prozent") als Sozialschmarotzer hinstellte. Für Romneys Wahlkämpfer sind die TV-Spots ein PR-Albtraum.

"Wir sind wie Unsichtbare. Und er weiß unsere Arbeit nicht zu schätzen", sagt Hayes direkt in die Kamera. Dazwischen werden Mitarbeiter der Müllabfuhr bei der Arbeit im Morgengrauen vor Romneys Zwölf-Millionen-Dollar-Strandhaus in La Jolla, Kalifornien, gezeigt. Einem Ausschnitt aus einer Wahlkampfrede Romneys, in der dieser Ausgabenkürzungen im öffentlichen Sektor fordert, kontert der Müllmann mit Anekdoten über seine "Kunden", die ihm und seinen Kollegen oftmals Lob aussprächen oder sie an einem heißen Arbeitstag mit einem kühlen Getränk unterstützten.

"Ich weiß schon jetzt, mit 55, 60 Jahren wird mein Körper schlappmachen. Aber Mitt Romney ist das egal", sagt Hayes, bevor ein Ausschnitt aus der berüchtigten Spendengala-Rede Romneys eingeblendet wird. "Um diese Wähler brauche ich mich nicht zu kümmern", erklärt Romney vor seinen betuchten Unterstützern.

Spendengala-Rede verfolgt Romney
Mit der Spot-Serie der mächtigen Gewerkschaft, deren Anführer mehrheitlich aus dem demokratischen Lager kommen, hält die mit versteckter Kamera gefilmte Rede Romneys erstmals Einzug in eine landesweite TV-Kampagne. Für Romneys Wahlkampfstrategen sind die ziemlich authentisch wirkenden Mittelschicht-Vertreter ein PR-Albtraum.

Neben Hayes, der bei der Müllabfuhr in Kalifornien angestellt ist, kommt auch ein technischer Mitarbeiter der Feuerwehr aus Romneys Viertel zu Wort. Er antwortet auf die Forderung des Republikaners, die Anzahl öffentlich Bediensteter keinesfalls zu erhöhen. "Wenn in Romneys Villa ein Feuer ausbrechen würde, wäre mit Sicherheit einer der Trucks im Einsatz, die ich als Mechaniker am Laufen halte", erklärt der Arbeiter. Der Spot endet mit der Botschaft: "Lernen Sie die Leute kennen, die Amerika wahr werden lassen. Mitt Romney kümmert sich nicht um sie." Ein Aufruf, Präsident Barack Obama zu wählen, wird bewusst nicht getätigt.

Das heimlich aufgenommene Video von einem Spenden-Dinner, bei dem Romney die Hälfte der Wählerschaft in die Nähe von Sozialschmarotzern rückt, scheint den Republikaner auch Wochen nach seinem Bekanntwerden zu verfolgen. Selbst konservative Kommentatoren gingen mit Romney damals hart ins Gericht: Der "Weekly Standard" nannte die Äußerungen des Kandidaten "dumm und arrogant", das "Wall Street Journal" beschrieb Romneys Kampagne als "rollende Katastrophe". Das Magazin "National Review" berichtet, Vizekandidat Paul Ryan habe in der vergangenen Woche mit mehreren konservativen Meinungsmachern telefoniert, um dem Eindruck einer scheiternden Kampagne entgegenzuwirken. In einem Talk-Format des Nachrichtensenders Fox News räumte Ryan am Sonntag ein, dass es einige "Fehltritte" gegeben habe.

Mit TV-Duellen beginnt Hochspannungsphase
Der Kampf um das Weiße Haus geht diese Woche in die Hochspannungsphase: Obama und Romney treffen in einer ersten TV-Debatte aufeinander. Im Mittelpunkt des Rededuells am Mittwochabend (Donnerstag, 3.00 Uhr MESZ) in Denver stehen die Wirtschaftspolitik und die hohe Arbeitslosigkeit.

Kommentatoren in Washington sprechen von der möglicherweise letzten Chance Romneys, seinen Rückstand in den Umfragen aufzuholen. Es gilt als sicher, dass der Herausforderer versuchen wird, Obama frontal anzugreifen und ihn für die flaue US-Konjunktur und die hohe Arbeitslosigkeit verantwortlich zu machen. Obama hingegen dürfte versuchen, sich als Beschützer der "einfachen Leute" und der Mittelschicht zu präsentieren. Er wird dem Multimillionär Romney vorwerfen, er wolle die Steuern auch für Reiche und Superreiche senken und Sozialprogramme für Arme abbauen. Weiteres Thema ist die Gesundheitsreform, Obamas wichtigstes Reformwerk, das Romney wieder abschaffen will, wobei er aber noch keine Alternative genannt hat.

Die Debatte verläuft nach strengen Regeln. Die Fragen stellt der Moderator Jim Lehrer, Obama und Romney haben jeweils zwei Minuten für eine Antwort. Die zweite Debatte findet am 16. Oktober statt. Es handelt sich um ein "Town Hall Meeting", ein Bürgertreffen, bei dem die Zuschauer die Fragen stellen. Das dritte und letzte TV-Duell am 22. Oktober steht im Zeichen der Außenpolitik. Vize-Präsident Biden und Romneys Vizekandidat Paul Ryan treffen am 11. Oktober aufeinander.

Obama baut Vorsprung in Umfragen aus
Unterdessen bekräftigen Umfragen, dass Obama am 6. November gute Chancen hat, für eine zweite Amtszeit im Weißen Haus wiedergewählt zu werden. Nach einer neuen Umfrage des TV-Senders CNN wollen 50 Prozent der Befragten für Obama stimmen, 47 Prozent wollten den Republikaner Romney unterstützen. Andere Umfragen belegen, dass der demokratische Amtsinhaber Obama vor allem in den besonders umkämpften Bundesstaaten wie Ohio und Florida deutlich vorne liegt.

Nach ihrer Einschätzung befragt, erwarten die meisten Amerikaner einen Sieg von Obama über seinen republikanischen Herausforderer. 63 Prozent der Befragten meinen, dass der demokratische Amtsinhaber das Rennen machen wird, wie eine am Montag veröffentlichte Erhebung der "Washington Post" und des TV-Senders ABC zeigt. Selbst 32 Prozent der befragten Republikaner glauben demnach an eine Niederlage ihres Kandidaten.

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