Wächst wieder nach

Stachelmaus-Arten werfen bei Gefahr ihre Haut ab

Wissenschaft
27.09.2012 08:00
Eine ganz besondere Überlebensstrategie haben zwei afrikanische Stachelmaus-Arten entwickelt: Schnappt ein Angreifer nach ihnen, dann werfen die Nager einfach Teile ihrer Haut ab. Dabei können großflächige Wunden entstehen, die aber innerhalb kurzer Zeit vollständig heilen und nicht vernarben, berichten Forscher aus Kenia und den USA im Fachblatt "Nature".

Das Besondere: Die Haut der Mäuse vernarbt nicht, sondern wächst komplett mit Drüsen und Haaren wieder nach. Die Forscher hoffen nun, mithilfe der Stachelmäuse Wege zu finden, auch beim Menschen nach einer Verletzung die Neubildung von Haut und anderen Geweben anzuregen.

Von einigen Tieren ist bekannt, dass sie bei Gefahr Teile ihres Körpers abwerfen - Fachleute nennen das Autotomie -, die dann regeneriert werden. Eidechsen etwa opfern ein Stück ihres Schwanzes, um Angreifer abzulenken und zu fliehen. Der Schwanz wächst dann - wenn auch meist in verkürzter Form - nach. 

Auch von Stachelmäusen ist bereits bekannt, dass sie die Haut ihres Schwanzes abwerfen können. Die Forscher um Ashley Seifert von der University of Florida in Gainesville untersuchten nun Hinweise darauf, dass zwei afrikanische Stachelmaus-Arten auch am Rücken ihre Haut leicht loswerden können.

Nager opfern bei Gefahr Haut und Haare
Dass diese Hinweise stimmen, stellten die Forscher gleich fest, als sie einige Exemplare in Kenia im Freiland fangen wollten: In der Hand der Wissenschaftler ließen die Stachelmäuse buchstäblich die Hüllen fallen. Große Hautflächen gingen verloren, sodass das Fleisch darunter sichtbar wurde. Weitere Untersuchungen zeigten, dass die Haut der Stachelmäuse ausgesprochen brüchig ist und sehr leicht reißt. Ihre Festigkeit ist etwa 20-mal geringer als bei einer gewöhnlichen Hausmaus. Eine Art Sollbruchstelle fanden die Wissenschaftler aber nicht.

Die Heilung der Wunde setzte schnell ein: Schon nach einem Tag war die Wundfläche deutlich kleiner geworden. Innerhalb eines Monats war die Haut samt Haaren regeneriert - und das ohne jegliche Narben. Für die Bildung der neuen Haarfollikel hatten die Mäuse Signalwege aktiviert, die normalerweise während der Embryonalentwicklung ablaufen.

Schließlich stanzten die Forscher Löcher in die Ohrmuscheln der Stachelmäuse. Selbst diese Löcher schlossen sich sehr schnell. Es bildeten sich Haut, Talgdrüsen, Knorpel und wiederum Haarfollikel. Lediglich eine Regeneration von Muskelgewebe stellten die Forscher nicht fest. Die Vorgänge auf Zellebene ähnelten denen bei Salamandern, wie weitere Untersuchungen zeigten.

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