Bombe gesprengt
Fliegerbombe in D: Geschäft zerstört, Häuser beschädigt
Nachdem der am Montag entdeckte Blindgänger nicht wie geplant entschärft werden konnte, wurde er am Dienstagabend wenige Minuten vor 22 Uhr von Spezialisten kontrolliert gesprengt. Die Detonation war kilometerweit zu hören.
"In der näheren Umgebung sind fast alle Scheiben kaputt gegangen", sagte Posorski nach der Aktion. 17 Gebäude wurden durch die Explosion beschädigt, in den Straßen rund um die Explosionsstelle lagen viele Glassplitter zerborstener Fensterscheiben. Die Fassade mindestens eines Hauses wurde von der Wucht der Explosion eingedrückt.
Glühende Splitter der Bombe setzten Geschäft in Brand
Splitter der Bombe selbst wurden nach Polizeiangaben noch 300 Meter vom Explosionsort entfernt gefunden. Die glühenden und messerscharfen Splitter seien es womöglich auch gewesen, die ein Geschäft in der Nachbarschaft in Brand gesetzt haben. Der Laden brannte nach der Sprengung am späten Dienstagabend völlig aus.
Die Feuerwehr musste zudem mehrere kleine Brände löschen. Ein Feuerwehrsprecher sagte, dass das Stroh, das in der Umgebung aufgebaut worden war, um den Druck bei der Detonation zu verringen, teils in Flammen aufging und durch die Gegend geschleudert wurde. Die Feuerwehr habe dies aber schnell in den Griff bekommen.
Wie hoch der entstandene Schaden genau ist, ist nach Behördenangaben derzeit kaum absehbar. Unklar ist auch, wer die Kosten übernimmt. Experten der Stadt sowie des Innenministeriums prüfen, ob und wie die Betroffenen entschädigt werden könnten. Die Stadt wolle die Rechtslage so schnell wie möglich klären, um Anrainern, Hausbesitzern und Geschäftsleuten schnell helfen zu können.
Erste Anrainer durften zurückkehren
Wenige Stunden nach der Sprengung der Fliegerbombe durften die ersten Anwohner zwar nach Hause zurückkehren, die direkt an der Fundstelle gelegenen Häuser müssen aber noch von Experten untersucht werden, ehe deren Bewohner zurückkehren können. Der direkte Umkreis um den Ort der Explosion bleibt daher weiterhin gesperrt.
Doch auch die Bewohner einiger weiter entfernter Gebäude müssen wegen zerborstener Fenster und anderer Schäden möglicherweise noch Tage warten, bis sie ihre Wohnungen wieder beziehen können. Außerhalb des unmittelbar betroffenen, noch immer gesperrten Gebietes begannen nach "Tagen im Ausnahmezustand", wie Münchens Oberbürgermeister Christian Ude sagte, die Aufräumarbeiten.
2.500 Menschen evakuiert
Ursprünglich sollte die 250 Kilogramm schwere Bombe bereits am Abend des Montags entschärft werden, dies war aber nicht möglich. Als die Experten erkannten, dass die Bombe extrem gefährlich ist und jederzeit hochgehen könnte, lief noch in der Nacht zum Dienstag eine große Evakuierungsaktion in einem Radius von 300 Metern an. Rund 2.500 Menschen mussten bei Bekannten oder in Notunterkünften übernachten.
Am Dienstagnachmittag weiteten die Behörden die Sperrzone rund um den Fundort auf dem ehemaligen Gelände der Kultkneipe "Schwabinger 7" aus. In einem Radius von einem Kilometer um den Fundort der Fünf-Zentner-Bombe durften sich die Münchner nicht mehr draußen aufhalten. Einwohner in dem äußeren Bereich durften zwar in ihren Wohnungen bleiben, mussten sich aber von ihren Fenstern fernhalten.
Zahlreiche Absicherungsarbeiten nötig
Zahlreiche Straßen wurden zudem gesperrt, ebenso wie die U-Bahn-Station Münchner Freiheit und drei weitere Bahnhöfe, zwei U-Bahn-Linien wurden unterbrochen. Selbst der stark befahrene Mittlere Ring, so etwas wie die Münchner Stadtautobahn, war nicht uneingeschränkt befahrbar. Dutzende Autos mussten abgeschleppt und der Fundort so gut wie möglich abgesichert werden.
Mitarbeiter des Kampfmittelräumdienstes verteilten 10.000 Sandsäcke um die Bombe, um die Splitterfolgen bei der Explosion so gering wie möglich zu halten. Wie gefährlich die Entschärfungsaktion war, hatte Posorski bereits vor der Sprengung klargemacht: "Bei dieser Entschärfung ist die Möglichkeit, dass die Bombe hochkommt, aber doch relativ groß."
US-Fliegerbombe mit Langzeitzünder
Bei der Bombe, die sich etwa einen Meter tief im Erdboden befunden hatte, handelte es sich nach Angaben Posorkis um eine Fliegerbombe der USA mit Langzeitzünder, der durch eine Glasampulle mit Aceton ausgelöst werden sollte. Eine Entschärfung sei deutlich schwieriger als bei einer rein mechanisch funktionierenden Bombe mit Aufschlagzünder.
Nur rund zehn Prozent der Sprengbomben waren laut Experten mit solchen Langzeitzündern ausgerüstet. Weil sie aber häufig versagten, ist ihr Anteil an den Blindgängern hoch. Die 250-Kilo-Bombe war am Montag bei Bauarbeiten gefunden worden.
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