Von Altkanzler Alfred Gusenbauer bis zu Ex-Bank-Austria-Boss Karl Samstag: Wer vor dem Zusammenbruch der Signa-Gruppe noch stolze Honorare lukrierte. Und wann es im Konzern von Finanzjongleur René Benko die letzte offizielle Beiratssitzung gegeben hat.
Wer im verschlungenen Signa-Reich der Spur des Geldes folgt, stößt auf eine durchaus bemerkenswerte Anzahl an dubiosen Deals, die kurz vor Beginn des großen Zusammenbruchs noch über die Bühne gingen. Denn René Benko hat – wie von der Krone berichtet – nicht nur darauf geachtet, dass seine Liechtenstein-Stiftung im August 2023 noch in den Besitz von sechs Luxusresidenzen am Gardasee kommt, sondern auch sein engeres Umfeld in den Genuss hoher Zahlungen kommen lassen. Dabei hatte das verschachtelte Signa-Konzern-Konglomerat des Finanzjongleurs im Jahr 2023 - lange vor dem Crash - bereits unter massiven Liquiditätsengpässen gelitten.
Hohe Gage für Gusenbauer
Zu den möglichen Profiteuren zählt Alfred Gusenbauer, der bei Benko ab 2009 besonders hoch in Kurs und Sold gestanden war. Der Altkanzler kassierte allein im Jahr vor der Insolvenzeröffnung der Signa Holding noch rund zwei Millionen Euro an Beraterhonoraren, eine halbe Million davon noch im September 2023, nur wenige Wochen vor der ersten Insolvenz. Darüber hinaus lukrierte der ehemalige SPÖ-Bundesvorsitzende für seine Tätigkeit als Beiratsmitglied laut Recherchen von „Krone“ und „News“ im Jahr 2023 noch einmal etwas mehr als 500.000 Euro.
Letzte Beiratssitzung im Jahr 2020
Die stolze Gage für Gusenbauers Beiratstätigkeit wirft erneut die Frage auf: Wo war die Leistung? Immerhin hatte der Signa-Holding-Beirat im Universum von Alleinherrscher Benko ab dem Jahr 2021 offiziell offenbar gar nicht mehr getagt. Dennoch war auch Gusenbauers langjähriger Beiratskollege Karl Samstag gut im Geschäft: Der ehemalige Bank-Austria-Chef erhielt über eine Gesellschaft ebenfalls eine gute Million Euro Beratungshonorar.
Insolvenzverwalter und Behörden werden bald die Frage zu klären haben, wann der Signa-Konzern tatsächlich zahlungsunfähig war. Und ob gewisse Zahlungen zum Schaden der vielen Gläubiger erfolgt sein könnten. Ins Zentrum der Aufarbeitung wird vor allem die Frage der faktischen Geschäftsführung rücken müssen: Laut einer Fülle vorliegender Unterlagen dürfte René Benko all die Jahre maßgeblichen Einfluss auf die Konzerngeschäftsführung ausgeübt haben, obwohl er laut Firmenbuch seit 2013 in der gesamten Signa-Gruppe keine offizielle Funktion innehatte.
Verschiebungen in die Laura-Sphäre
Millionenverschiebungen in zwei- bis dreistelliger Millionenhöhe dürften in Benkos Firmenreich der Finsternis keine Seltenheit gewesen sein: Etwas mehr als 50 Millionen könnten laut Recherchen etwa von der Signa-Gruppe in Richtung der Laura Privatstiftung der Benkos abgeflossen sein. Dazu kommen knapp 200 Millionen Euro an eine Laura Holding und gut 120 Millionen an eine Laura Finance Holding. Wäre Benko in seinem Signa-Konstrukt tatsächlich faktischer Geschäftsführer gewesen, könnte er für zahlreiche dubiose Transaktionen persönlich zur Rechenschaft gezogen werden.
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