Forscher vor Rätsel

Seepferdchen sind zurück im deutschen Wattenmeer

Wissenschaft
02.04.2024 14:09

Vor knapp 100 Jahren verschwand das Kurzschnäuzige Seepferdchen aus dem deutschen Wattenmeer, weil eine Pilzinfektion in den 1930er-Jahren fast sämtliche Seegraswiesen vernichtete – und damit der Lebensraum der putzigen Tierchen zerstört. Jetzt scheinen die possierlichen Geschöpfe in die Nordsee zurückgekehrt zu sein.

Vermehrt tauchen an deutschen Nordsee-Stränden immer wieder Kurzschnäuzige Seepferdchen auf, die als längst verschwunden galten. Allein in den vergangenen beiden Jahren wurden in der Datenbank des Portals BeachExplorer 70 Funde von angespülten Exemplaren der Art verzeichnet. Zum Vergleich: Zwischen 1949 und 2019 gab es lediglich zwölf Meldungen. Wissenschaftler gehen nun der Frage nach, wo die Tiere herkommen.

„Funde im Wattenmeer werden immer häufiger“
Woher die Tiere stammen oder ob es möglicherweise feste Populationen in der deutschen Nordsee gibt, konnte bislang noch nicht eindeutig geklärt werden. „Die Funde zeigen, dass Seepferdchen in den Spülsäumen im Wattenmeer häufiger werden“, sagte der Leiter des WWF-Wattenmeerbüros, Hans-Ulrich Rösner. „Auch wenn die Tiere immer noch selten sind, so ist das doch ein Anlass zur Freude.“

Lebensraum der Seepferdchen sind Tang-, Algen- oder Seegraswiesen – solche sind im deutschen Wattenmeer aber nicht bekannt. Solche Habitate existieren aber vor der niederländischen Küste und im Ärmelkanal, weshalb die Forscher glauben, dass die Tiere von dort verdriftet und an der deutschen Küste angespült werden.

Dafür spreche auch, dass man bis dato nur junge männliche Tiere gefunden habe. Denn, gäbe es eine feste Population, müssten mit der Zeit auch ältere oder weibliche Tiere entdeckt werden, was aber bislang nicht der Fall sei, so die Wissenschaftler.

Männchen sind für Schwangerschaft zuständig
Bei Seepferdchen, die zu den Knochenfischen gehören, werden die Männchen trächtig. Die Weibchen produzieren die Eier und spritzen diese beim Geschlechtsakt dem Männchen in eine Bauchtasche, wo sie vom männlichen Sperma befruchtet werden.

Je nach Art legen Weibchen zwischen 150 und 2000 Eier in die Bruttasche der Männchen. Dort werden die Eier von einem Gewebe umwachsen, das vor allem die Atmung der Embryonen regelt, indem es Kohlenstoffdioxid aus den Eiern aufnimmt und Sauerstoff an sie abgibt.

Ab dem Zeitpunkt der Geburt ist der Seepferdchen-Nachwuchs sofort auf sich selbst gestellt und die winzigen Tiere beginnen unverzüglich mit der Jagd auf ihre Beute, Plankton und winzige Krebstiere.

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