Jeder Baumstamm soll schon bald „digitale Ohrmarke“ bekommen. Das bringt enormen bürokratischen Aufwand für die Forstwirte – und das, obwohl illegale Entwaldung in Niederösterreich kaum eine Rolle spielt. Der Landtag ist daher gegen die Pläne aus Brüssel.
Die sogenannte Entwaldungsverordnung der EU ist nicht nur ein skurriles Wortungetüm. Sie droht auch, als Bürokratiemonster den heimischen Bauern das Leben schwer zu machen. Zumindest sehen das in Niederösterreich Volkspartei und Freiheitliche so. Im Landtag wollen sie am Donnerstag – just am „Tag des Waldes“ – gemeinsam gegen diese Regelung mobil machen.
Warum Niederösterreich dagegen ist
„40 Prozent unseres Bundeslandes sind von Wald bedeckt“, erläutert Jochen Danninger. Konkret sind das etwa 770.000 Hektar, so der ÖVP-Klubobmann. Die Hälfte davon wird von bäuerlichen Familienbetrieben bewirtschaftet. „Und auf diese kommt ein neuer bürokratischer Aufwand zu, der in keinem Verhältnis steht“, so Danninger. Laut Entwaldungsverordnung muss die Herkunft von Holz genau dokumentiert werden. Das heißt: Wird ein Baum gefällt, müssen die lateinische Bezeichnung, die Menge und den genauen Geokoordinaten seines Standortes in ein zentrales Meldesystem eingetragen werden.
Der bürokratische Aufwand steht in keinem Verhältnis. Und daher werden wir das in der Landtagssitzung klar ablehnen.
Jochen Danninger, Klubobmann der ÖVP
„Jeder Stamm bekommt eine digitale Ohrmarke“, erklärt Reinhard Teufel, Klubchef der FPÖ. Damit sollen EU-weit überbordende Schlägerungen eingedämmt werden. Teufel: „Illegale Entwaldung ist bei uns aber kein Thema. Diese Verordnung bringt daher mehr Schaden als Nutzen.“ Denn Kleinwaldbesitzer könnten wegen des enormen bürokratischen Mehraufwandes gezwungen sein, die Bewirtschaftung ihrer Forstflächen einzustellen. „Für sie ist diese Regelung nicht umsetzbar“, sagt Teufel.
Diese Verordnung bringt, wie so oft, wenn etwas aus der EU kommt, mehr Schaden als Nutzen. Sie ist in der Praxis nicht umsetzbar.,
Reinhard Teufel, Klubobmann der FPÖ
Die beiden Koalitionsparteien werden daher morgen beschließen, dass die Bundesregierung aufgefordert wird, in Brüssel auf „eine praxisnahe Umsetzung“ der Entwaldungsverordnung zu drängen.
Ja zur Unterstützung der Landwirtschaft. Aber die Natur muss nicht nur erhalten, sondern auch wieder hergestellt werden.
Hannes Weninger, Klubobmann der SPÖ
Für SPÖ-Klubobmann Hannes Weninger ist die Debatte indes „ein wenig aus der Zeit gefallen“. Es sei in der Vergangenheit zu viel Raubbau an der Natur betrieben worden: „Damit muss jetzt Schluss sein!“
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