Konzertkritik

Alpenklänge einmal anders

Vorarlberg
03.03.2024 17:25

Das Sonderkonzert im Rahmen des Abozyklus des Vorarlberger Symphonieorchesters (SOV) brachte im Festspielhaus Bregenz die Begegnung mit außergewöhnlichen Werken. 

Wir erinnern uns: Lange Jahre wurde im Ländle im Monat Februar Oper gespielt, als Zusammenarbeit des Vorarlberger Landestheaters mit dem Symphonieorchester Vorarlberg, das die Oper auch in seinem Abo führte. In diesem Jahr ist aus budgetären Gründen keine Opernproduktion möglich, und so entschädigte das SOV seine Abonnenten mit einem außergewöhnlichen Konzertabend. Dieser fand am Samstag und Sonntag jeweils im Festspielhaus Bregenz statt. Beide Punkte des Programms standen in Verbindung mit den Alpen.

Zuerst „A Padmore Cycle“ des 1963 geborenen Tirolers Thomas Larcher, ein Zyklus für Tenor und großes Orchester auf kryptisch-aphoristische Texte von Hans Aschenwald und Alois Hotschnig. Es ist eine überaus eindrucksvolle Komposition, die viel Leises, Geräuschhaftes bringt und nur manchmal, aber umso spannender, sich in Clusterklängen ballt. Auch die Tenorstimme - ursprünglich für Mark Padmore geschrieben - ist eher im leisen Bereich geführt, ja oftmals ist es nur ein Flüstern. Der in Wien aufgewachsene Ilker Arcajürek führt seine Stimme mit nobel timbriertem, hellem Klang. Dass man vom Text nur wenig verstand, lag nicht an ihm, sondern an der Komposition.

„Eine Albensinfonie“: ein schwer zu greifendes Werk
Von einem leisen Beginn wieder ins Leise zurück, so könnte man auch den Verlauf des im Winter 1914/15 entstandenen Werks „Eine Alpensinfonie“ von Richard Strauss beschreiben. Vordergründig gesehen ist es eine Tondichtung, die eine Bergtour schildert, beginnend in der Dunkelheit, dann der „Sonnenaufgang“, schließlich „Auf dem Gipfel“. In weiterer Folge kommt der Wanderer in ein Gewitter, bevor dieses sich wieder beruhigt und es Nacht wird. Verfolgt man jedoch die Entstehung des Werks, so tun sich andere Inhalte auf, etwa Nietzsches provokante Schrift „Der Antichrist“ oder auch die Lebensgeschichte des Schweizer Malers Karl Stauffer. „Eine Alpensinfonie“ wird selten aufgeführt, allerdings hatten vor einem Jahr die Wiener Philharmoniker das Werk auf ihrer Amerikatournee dabei.

Es erfordert das enorme Aufgebot von etwa 120 Musikern, darunter 16 (!) Hörnern, die teilweise, zusammen mit Posaunen, als „Fernorchester“ hinter der Bühne fungieren. Gustav Mahler lässt grüßen, wie überhaupt die „Alpensinfonie“ einen recht epigonalen Eindruck macht, vor allem mit Blick auf die anderen Werke von Richard Strauss. Man hat das Gefühl, ein Kaleidoskop von bereits Dagewesenem zu hören, ohne wirkliches thematisches Zentrum, wie etwa in den früheren Tondichtungen des Münchner Meisters.

Aufwand hätte sich eine aussagekräftigere Partitur verdient gehabt
Das SOV unter seinem Chefdirigenten Leo McFall bewältigte diese Mammut-Partitur mit wenigen Schwächen beeindruckend sicher und klangschön. Doch der hohe Aufwand an Musikern und deren Energie und Herzblut wäre weit eher angebracht gewesen für eine aussagekräftigere Partitur, etwa - nur ein Vorschlag - für ein Werk von Olivier Messiaen. Und weil eingangs vom Geld die Rede war: Richard Strauss bekam für seine „Alpensinfonie“ damals 100.000 Mark Honorar, nach heutigen Wert etwa 480.000 Euro. Anna Mika

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