Aus Wut und Angst steckte ein 18-jähriger Steirer Heu in einem Wirtschaftsgebäude in Brand. Ein Streit mit seiner Großmutter hatte böse Kindheitserinnerungen geweckt. Vor Gericht in Graz flehte der junge Mann weinend: „Bitte sperren Sie mich nicht ein!“
Der 18-jährige Steirer ist am Dienstag in Graz vor Gericht sichtlich aufgeregt. „Ich hab so Angst, dass ich nicht mehr heim darf. Bitte sperren Sie mich nicht ein“, fleht er Richter Raimund Frei schluchzend an. „Keine Angst, heute wird hier niemand eingesperrt“, beruhigt er den Jugendlichen. „Du brauchst nicht emotional zu werden, wir werden in Ruhe über alles reden.“
„Sie hat gedroht, sie sperrt mich ein“
„Es war keine Absicht!“, beginnt der junge Angeklagte. Wütend sei er gewesen. „Der Opa und ich waren im Wald Holzarbeiten und der Opa hat die Benzinkanne vergessen“, schildert er. „Die Oma hat deshalb durchgedreht und geschrien. Das darf nicht passieren, weil es gefährlich ist. Und hat gedroht, sie sperrt mich ein“, weint er.
Kindheit hat Spuren hinterlassen
Mit diesem Satz weckte die Großmutter schreckliche Kindheits-Erinnerungen. Bis der Steirer drei war, wurde er von seinem Vater misshandelt. Die Familie zog zum Großvater. Der neue Stiefvater sperrte den Buben dann oft tagelang in ein dunkles Zimmer. „Das hat Spuren hinterlassen“, klärt die Verteidigerin auf.
Was hast du dir gedacht? Wenn das Feuer auf das Wohnhaus daneben übergreift, ist die Oma nicht mehr zu retten.
Richter Raimund Frei
„Und als die Oma drohte, dich einzusperren, bist du wütend geworden?“, fragt Richter Frei. „Ja“, gibt der 18-Jährige zu. Er zündete beim Stadl Heu mit einem Feuerzeug an. „Dann bin ich wieder gegangen. Und als ich zurückgeschaut hab, war da gar nix. Kein Feuer.“
Schaden beträgt zum Glück „nur“ 3500 Euro
Doch der Brand gloste weiter. Die Oma roch ihn, als sie aufs WC ging: „Ich dachte zuerst, da grillt wer.“ Doch dann sah den Feuerschein und schlug Alarm. Der Schaden beträgt 3500 Euro. „Das muss gezahlt werden“, sagt der Richter. „Zahlen werde ich es eh, aber ich brauche Zeit.“
Das mit dem Anzünden tut mir so leid. Ich wollte das echt nicht. Wenn ich mich sonst ärger, geh ich spazieren.
Der Angeklagte
Die Familie selbst kann nicht glauben, was ihr Bub gemacht hat. „Nein, der würde das sicher nicht tun“, schüttelt die Oma den Kopf, und kann sich gar nicht erinnern, dass sie geschimpft hat.
Vertagt zum Handy-Auswerten
Eine weitere Brandstiftung bei einer Buschenschank ein paar Kilometer entfernt zwei Monate vor dieser Tat bestreitet der 18-Jährige vehement. „Ich schwöre es. Ich war das nicht. Sie können mein Handy anschauen.“ Zur Auswertung seiner Handydaten wurde vertagt.
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