Neuer Kinofilm

Folk-Ikone Joan Baez: „Ich singe nicht mehr“

Unterhaltung
02.01.2024 20:00

Im Kino zeigt der neue Film „Joan Baez: I Am A Noise“ derzeit das Leben von Joan Baez. Die „Krone“ sprach mit der Ikone des Folk über ihre lebenslangen psychischen Probleme und darüber, was die Friedensaktivistin von damals von den heutigen Klimaklebern hält.

„Krone“: Sie sprechen im neuen Kinofilm „Joan Baez: I Am A Noise“ sehr offen über Ihr Leben. Wie hat es sich angefühlt, den Film dann zu sehen?
Joan Baez: Als ich den Film sah, war er voller Überraschungen für mich, manche gut, manche schwierig. Aber er gibt auf jeden Fall einen sehr guten Blick auf mein Leben, es ist ein ehrliches Vermächtnis.

Ein wichtiges Thema im Film ist mentale Gesundheit. Sie waren schon früh in psychiatrischer Behandlung und haben Panikattacken erlebt. Wäre Ihr Leben anders verlaufen, hätte man damals schon so viel darüber gewusst wie heute?
Ich hätte mich wohl nicht so ausgegrenzt gefühlt, hätte ich als Kind gewusst, dass vielleicht jemand anderer in der Klasse auch ähnliche Probleme hat. Aber damals glaubte man, jeder, der zum Psychiater geht, sei verrückt. Zum Glück hat sich das grundlegend geändert. Jeder kann sich Hilfe suchen.

Wie hat sich das Leben auf den Bühnen der Welt auf Ihre psychische Verfassung ausgewirkt?
Am Anfang eher negativ, weil ich starkes Lampenfieber hatte. Aber mit der Zeit habe ich dadurch meine Persönlichkeit entwickelt und begann, mich wohler zu fühlen und das schlechte Bild, das ich von mir selbst hatte, abzuschütteln.

Wie geht es Ihnen heute?
Mir geht es geradezu absurd gut, manchmal erkenne ich mich kaum wieder. Deshalb fühle ich mich auch mit einigen Passagen im Film unwohl, in denen ich davon erzähle, dass mich meine Phobien immer noch beschäftigen. Das war vor fünf Jahren, und jetzt habe ich das nicht mehr und möchte nicht, dass das der letzte Eindruck von mir ist, den das Publikum hat.

Was half Ihnen am Weg zur Genesung?
Ein wirklich, wirklich guter Therapeut! Es gibt kein Geheimnis, nur harte Arbeit. Und ich habe ein halbes Jahrhundert gebraucht, um meine Probleme ernsthaft anzugehen.

Der Film zeigt Sie auch auf Ihrer letzten Tour 2019. Haben Sie manchmal Lust auf ein Comeback?
Nein! Ich habe es geliebt und es hat seinen Zweck erfüllt, aber jetzt bin ich froh, das nicht mehr zu machen.

Was bedeutet Musik für Sie heutzutage?
Ich höre gerne die Musik anderer, aber ich nehme kaum die Gitarre zur Hand und singe. Und wenn ich es tue, bin ich nicht grade erfreut darüber, was ich da höre. Also kein Singen - aber ich tanze noch immer!

Sie sind auch Aktivistin. Was halten Sie von den Klimaaktivisten heute?
Wenn du bereit bist, ein Risiko einzugehen - das ist es, was die Gesellschaft ändert, Herzen und Hirne überzeugt. Irgendjemand muss es tun. Nicht jeder ist Ghandi, aber wir alle können etwas Sinnvolles tun.

Würden Sie mitprotestieren?
Ja, würde ich. Aber mich hat noch niemand gefragt, es sind ja hauptsächlich junge Leute.

Sie hatten viele Themen im Leben, die Frauen heute vermehrt beschäftigen, etwa die Zerrissenheit zwischen Lebenszielen. Welchen Rat würden Sie jungen Frauen heute geben?
Schaut auf Greta Thunberg oder eine andere Frau, die eine Stärke hat, von der ihr zehren könnt. Denn Mut ist ansteckend!

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