Attentat in Prag

„Das ist die schlimmste Weihnacht meines Lebens“

Ausland
23.12.2023 06:00

Fassungslosigkeit statt Feierlaune: Nach dem verheerenden Amoklauf mit 15 Toten überzieht Tristesse die sonst so lebhafte Goldene Stadt - ein „Krone“-Lokalaugenschein.

Bei unwirtlichem Schneeregen, eisigem Wind und wolkenverhangenem Himmel versammeln sich am Tag nach dem beispiellosen Blutbad vor der Prager Universität Hunderte Menschen. Sie legen Blumen ab, zünden Kerzen an, sprechen leise Gebete und haben Tränen in den Augen. In Interviews mit der „Krone“ schütteln sie nur entsetzt den Kopf und verfluchen den Amoklauf. Selbst Mütter mit Kinderwagen sind hier, um getöteten Angehörigen oder Freunden auf diese Art ihre letzte Ehre zu erweisen. Marek, ein junger Mann mit gelben Blumen in der Hand, erzählt: „Verflucht! Einer meiner besten Freunde wurde hier getötet. Das ist mit Abstand die schlimmste Weihnacht meines Lebens!“

Zitat Icon

Die Schüsse waren so laut, dass alle sofort in Deckung gegangen sind. Zum Glück war der Attentäter ein Einzeltäter - und zum Glück ist er tot.

Marek verlor durch den Schützen einen Freund

Nacht der Trauer
Touristen, die über die Karlsbrücke die Moldau passieren, haben angesichts dieser Weihnachtstragödie die Freude an der Kulturstadt ein wenig verloren. Im angrenzenden Café Museum sprechen wir mit Renata, einer Dame, die vorgestern das Massaker miterleben musste.

Aufgelöst zeigt sie uns auf ihrem Handy Fotos vom Polizeieinsatz und der Studenten, die sich auf Vordächer vor dem Todesschützen retten konnten. Auf dem gegenüberliegenden Prunkbau wehen sechs schwarze Fahnen. Weihnachten in Prag ist heuer nicht die Nacht des Friedens, sondern die Nacht der Trauer. „Wie lässt sich so ein Amoklauf verhindern?“, fragt eine tschechische TV-Reporterin in die Runde. Antwort bekommt sie keine.

Städtetourismus läuft weiter
Indes versucht eine private Security-Truppe in blauen Overalls den Tatort abzusichern. Jetzt, am Tag danach, wirken sie allerdings so hilflos wie Zinnsoldaten am Rande eines Kriegsschauplatzes. Während also über der Universität der Schatten des Blutbades liegt, läuft das Leben, sprich der Prager Städtetourismus, relativ normal weiter. Rund um den Wenzelsplatz brodelt es vor ausländischen Gästen.

Viele haben das Massaker gar nicht mitbekommen. Ein Pizza-Wirt spielt laut das Lied „Bella Ciao“. Ein Versuch, die gespenstische Stille in der Goldenen Stadt aufzubrechen. Zum Teil gelingt es ihm auch.

Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare
Eingeloggt als 
Nicht der richtige User? Logout

Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

Kostenlose Spiele