Statt sich von den finanziellen Kürzungen des Landes einschüchtern zu lassen, ist sich die Chefin des burgenländischen Sozialvereins „NachbarschaftshilfePlus“ ihrer Unabhängigkeit bewusst. Sie kämpft für das Wohl ihrer Klienten einfach andernorts um Förderungen. Plus: So viel Geld erspart sich nun das Land.
Egal, in welchen Bereichen zurzeit der Rotstift angesetzt wird, um Geld einzusparen: Die Aufregung ist groß. Auch beim Verein „NachbarschaftshilfePlus“. Doch trotz angekündigtem Förderungsstopp des Landes will man weitermachen. Seit der Gründung 2014 erhält der Verein, der durch kostenlose, ehrenamtlich getätigte Begleit-, Einkaufs-, Besuchs- und Spaziergehdienste älteren Menschen einen selbstbestimmten Lebensabend in vertrauter Umgebung ermöglicht, diverse Förderungen.
„Von 2014 bis 2016 gab es Anschubförderungen vonseiten des Bundes, seit 2017 wurden wir vom Land kofinanziert. Das Geld wurde für Personalkosten, Versicherungen und den Fahrtspesenersatz der freiwilligen Helfer, für Weiterbildungen, Sachkosten und Telefon ausgegeben. Wir arbeiten gemeinnützig. Die Budgets sind überschaubar“, sagt Geschäftsführerin Astrid Rainer. Jede Gemeinde bekomme der Förderrichtlinie entsprechend 40 Prozent ihrer Jahresausgaben, jedoch maximal 10.000 Euro jährlich vom Land refundiert, wobei die Abrechnung stets im Folgejahr passiert.
Bis Ende 2025 sind die Finanzen gesichert. Auch alle Dienste können bis dahin wie gehabt in Anspruch genommen werden. Für die Zeit danach arbeiten wir bereits an Lösungen.
Astrid Rainer, Geschäftsführerin des Vereins „NachbarschaftshilfePlus“
So viel Geld erspart sich das Land
Die Abrechnung für 2024 erfolgt gerade. „22 Gemeinden erhalten rund 220.000 Euro vom Land, wobei aktuell nur noch 19 Gemeinden am Projekt beteiligt sind. Die anderen mussten aussteigen, weil sie sich die Beiträge nicht mehr leisten konnten“, erklärt Soziallandesrat Leonhard Schneemann (SPÖ). Nachdem es „keinen Rechtsanspruch auf Förderungen“ gibt, versteht er den Wirbel um die Zahlungseinstellung nicht.
„Das Projekt ,NachbarschaftshilfePlus‘ hat jahrelang wertvolle Arbeit geleistet, aber längst nicht alle Gemeinden erreicht. Insgesamt erhielten seit Beginn 26 eine Förderung. Das sind lediglich 15 Prozent aller burgenländischen Gemeinden. Somit profitierte nur ein Bruchteil der Burgenländer. Mit unserem landesweiten Ehrenamtsmodell, das wir im Herbst in allen 28 Pflegeregionen starten, wird sich das grundlegend ändern.“
So soll das Landesmodell funktionieren
In jeder Region werden dafür Ehrenamtliche professionell vernetzt. Organisiert wird alles über die Sozialen Dienste Burgenland. Die Pflege- und Sozialberatung an den Pflegestützpunkten wird zur Drehscheibe für alle Anliegen. „Den Anfang zur Etablierung der Ehrenamtlichen machen jene Regionen, in denen das Projekt ,NachbarschaftshilfePlus‘ aktuell läuft“, so Schneemann.
Das sagt der Verein
Und wie reagiert Vereinschefin Astrid Rainer auf diese ambitionierten Pläne? „Da bin ich mal gespannt, ob das alles in dem genannten Zeitraum tatsächlich so umsetzbar ist. Wir werden jedenfalls unsere sozialen Dienste für ältere Menschen weiterhin anbieten. 13 Gemeinden werden zwar aus budgetären Gründen aussteigen, sechs bleiben uns aber auch 2026 erhalten. Für sie bemühen wir uns um Bundesförderungen, die die Kofinanzierung des Landes ersetzen soll. Derzeit sieht es sehr gut aus!“
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