02.05.2012 07:19 |

Obama-Blitzbesuch

Abkommen: US-Truppen auch nach 2014 in Afghanistan

US-Präsident Barack Obama hat bei einem überraschenden Blitzbesuch in Afghanistan den Willen seiner Regierung nach einem baldigen Abzug der Soldaten aus dem Land bekräftigt - auch wenn ein in der Nacht mit Präsident Hamid Karzai unterzeichnetes Abkommen die Präsenz weiterer Truppen nach 2014 ermöglicht. Der Sieg über die Al-Kaida sei "in Reichweite", sagte Obama auf dem US-Stützpunkt Bagram in einer Rede, die in der Nacht zum Mittwoch auch live im US-Fernsehen übertragen wurde.
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Obama war am Dienstagabend zum dritten Besuch seiner Amtszeit am Hindukusch eingetroffen. Die Reise war bis zuletzt streng geheim gehalten, wenige Stunden vor seiner Ankunft vom Weißen Haus sogar noch dementiert worden.

"Zeit des Krieges wird hier enden"
"Wir sind durch ein Jahrzehnt unter der dunklen Wolke des Krieges gereist", sagte der Präsident mit Blick auf die Konflikte im Irak und in Afghanistan nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001. Der Krieg im Irak sei vorbei, in Afghanistan erscheine das "Licht eines neuen Tages" am Horizont. "Diese Zeit des Krieges begann in Afghanistan, und hier wird sie auch enden", versicherte der US-Präsident.

Die USA würden an dem mit internationalen Partnern vereinbarten Zeitplan festhalten. "Wie unsere Koalition vereinbart hat, werden die Afghanen bis Ende 2014 voll verantwortlich für die Sicherheit ihres Landes sein", sagte Obama. "Wir haben einen klaren Pfad, unsere Mission in Afghanistan zu erfüllen." Die Afghanen sollten die volle Souveränität ihres Landes übernehmen und dauerhaften Frieden schaffen.

Gegen einen Abzug vor 2014 führte er unter anderem die Bedrohung durch das Terrornetzwerk Al-Kaida ins Feld, deren Bekämpfung gefährdet wäre. Das Ziel, die Gruppe zu zerstören, sei in greifbare Nähe gerückt. "Wir haben die Führung von Al-Kaida niedergeschmettert", betonte er.

Abkommen ermöglicht Stationierung weiterer Truppen
Um den Kampf gegen die Al-Kaida weiterzuführen, wurde nun aber die Möglichkeit vereinbart, nach dem Abzug aller ausländischen Kampftruppen US-Truppen im Land lassen. Obama und der afghanische Präsident Hamid Karzai hatten kurz nach der Ankunft des US-Präsidenten am Hindukusch ein entsprechendes Abkommen über eine strategische Partnerschaft unterzeichnet.

Die Soldaten sollen nach Angaben des Weißen Hauses nach 2014 weiter afghanische Sicherheitskräfte ausbilden und Anhänger des Terrornetzwerks in dem Land bekämpfen. Genaue Angaben zur Truppenstärke wurden nicht gemacht. Obama betonte aber, die USA würden keine Militärbasen in dem Land bauen.

Beide Länder hatten sich erst vor gut einer Woche auf den Vertrag geeignet - nach mehr als eineinhalb Jahren. Die gemeinsame Unterzeichnung sollte die Solidarität zwischen zwei Präsidenten zeigen, deren Beziehung in den vergangenen Jahren häufig von Missstimmungen gekennzeichnet war, hieß es in Berichten von Reportern aus Kabul.

Symbolträchtige Unterzeichnung
Die Unterzeichnung des Abkommens in Kabul erfolgte symbolträchtig genau ein Jahr nach der Tötung des Al-Kaida-Anführers Osama bin Laden durch ein US-Kommando. Der Al-Kaida-Führer war am 2. Mai 2011 in der nordpakistanischen Garnisonsstadt Abbottabad von einem US-Spezialkommando erschossen worden. Die Hubschrauber der Navy Seals waren von Bagram aus zu dem Einsatz gestartet.

Die von Al-Kaida verübten Anschläge vom 11. September 2001 auf das World Trade Center in New York und das Pentagon in Washington waren der Auslöser für den internationalen Militäreinsatz in Afghanistan gewesen. Deshalb stellt die US-Armee auch den Großteil der unter NATO-Führung stehenden internationalen Truppen am Hindukusch. Derzeit sind noch rund 87.000 US-Soldaten in Afghanistan stationiert. Der Zeitplan der Sicherheitsübergabe an die einheimischen Kräfte sieht vor, dass bis Ende 2014 alle internationalen Kampftruppen abziehen. Einzelheiten sollen auf dem NATO-Gipfel am 20. und 21. Mai in Chicago festgelegt werden.

Angespanntes Verhältnis zwischen den USA und Afghanistan
Die Beziehungen der USA zur afghanischen Regierung sind durch mehrere Vorfälle in den vergangenen Monaten belastet. Im Jänner sorgte ein Video für Empörung, auf dem US-Soldaten beim Urinieren auf Leichen getöteter Aufständischer zu sehen sind. Mitte Februar löste dann die Verbrennung von Koran-Exemplaren auf einem US-Stützpunkt heftige Proteste aus.

Weiters soll im März ein US-Soldat im Süden des Landes in einem nächtlichen Amoklauf 17 Menschen ermordet haben, die meisten von ihnen Frauen und Kinder. Zudem tauchten im April erneut Fotos mit mutmaßlichen Leichenschändungen durch US-Soldaten auf (siehe Infobox).

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