Größenunterschiede zwischen Männern und Frauen waren früher weit ausgeprägter als heute. Dafür gibt es laut Skelettanalysen keine erblichen, krankheits- oder ernährungsbedingten Ursachen. Wissenschaftler machen vielmehr kulturelle Ungleichbehandlung dafür verantwortlich.
Frühe Bäuerinnen und Bauern hatten anstrengende Leben und waren kleiner und kränker als die Jäger und Sammler in der Altsteinzeit. Dieser Stress wurde wohl durch Bevorteilung beim männlichen Geschlecht stärker abgefedert als beim weiblichen Geschlecht, was sich in den Körpergrößen niederschlug.
Die US-Genetikerin Samantha Cox (Universität Pennsylvania) inspizierte mit Kollegen die Überreste von 1535 Jungsteinzeitbäuerinnen und -Bauern, die vor 8000 bis 6000 Jahren in Europa lebten. Die Forscher lasen das Erbgut dieser Menschen aus.
Sie gewannen Einblicke in ihre Ernährung, indem sie in die Knochen eingebaute chemische Elemente analysierten. An den Zähnen und Knochen fand man wiederum Hinweise auf Krankheiten. Außerdem haben sie die Oberschenkelknochen abgemessen. Aus deren Länge kann man auf die Körpergröße schließen.
Die Größenunterschiede zwischen Männern und Frauen waren in dieser Zeit laut der Analyse viel ausgeprägter als heute. In modernen Gesellschaften weltweit beträgt das Größenverhältnis der beiden Geschlechter zwischen 1,06 und 1,08. Das heißt, dass einer 1,70 Meter großen Frau statistisch gesehen ein Mann gegenübersteht, der zwischen 1,80 und 1,84 groß ist.
Größenunterschied „außerordentlich“ ausgeprägt
In der Jungsteinzeit war der Größenunterschied in Europa nördlich von Österreich „außerordentlich“ ausgeprägt. Das Verhältnis lag laut den Forschern nämlich bei 1,14. Im südlichen Mitteleuropa - wozu auch Österreich zählt - betrug es 1,09 und am Balkan 1,11. Nur in manchen Gesellschaften der modernen Welt, wie etwa in den Vereinigten Arabischen Emiraten und Indien, gäbe es heutzutage Werte in der Höhe von 1,10, und diese seien für ihre „kulturelle Vorliebe für männliche Kinder bekannt“.
Nur im Mittelmeerraum gab es offensichtlich keine Bevorzugung der Männer. Davon zeugt ein Geschlechtergrößenverhältnis von 1,05. Die Männer dort zählten zudem zu den kleinsten im jungsteinzeitlichen Europa.
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