Starker Ausbau von PV

„Wir werden im Sommer Strom wegschmeißen müssen“

Kärnten
24.11.2023 06:00

Mehr Photovoltaik-Anlagen bedeuten auch mehr Strom zu Spitzenzeiten. Überschüssige Energie kann nicht genutzt werden. Optimierte Systeme und Speicherlösungen sind nötig. Auf der Konferenz „Erneuerbare Energie“ in Velden wurden viele Aspekte beleuchtet.

Schon jetzt werden bei über 60 Prozent aller neuen Häuser PV-Anlagen mit Speicher eingeplant. Wenn dann im Sommer zur Mittagszeit die Sonne strahlt und die Paneele förmlich glühen, wer braucht dann noch Strom von anderen? „In Spitzenzeiten ist Strom schon jetzt de facto nichts wert. Wir werden künftig im Sommer Strom wegwerfen müssen“, erklärt Kelag-Vorstand Danny Güthlein. „Daher brauchen wir nicht nur eine neue Preisfindung, sondern auch bessere Systeme. Derzeit wird bei grüner Energie die Gesamtproduktion belohnt, aber es muss sich nach dem Bedarf richten.“

Der Ausbau erneuerbarer Energien ist für Güthlein trotz aller Kosten und Hürden unausweichlich. „In einem normalen Jahr kaufen wir für zehn Milliarden Euro Energie aus dem Ausland, dabei könnten wir unseren Bedarf im Inland decken“, betont der Kelag-Vorstand. „Damit das klappt, müssen wir die Systeme verbinden. Die Energiezukunft ist vernetzt, komplex und kleinteilig.“ Die Gesellschaft müsse dafür aber auch bereit sein. „Wenn die Energiewende zu teuer wird, steigen die Menschen emotional aus - so verlieren wir sie“, weiß der Vorstand.

0.2 Prozent der Haushalte

in Kärnten sind erst Teil einer Energiegemeinschaft. In Österreich gibt es insgesamt rund 7000, die bei den gut 700 Projekten dabei sind.

Daher legt der Kärntner Stromproduzent Wert auf Beteiligung der Bürger. „Das muss nicht immer eine Energiegemeinschaft sein. Auch die touristische Nutzung unserer Stauseen ist Partizipation“, erklärt Vorstand Reinhard Draxler. „Bei der direkten Beteiligung der Menschen muss sich noch viel tun. Während 15 Prozent der Kärntner Haushalte eine eigene PV-Anlage haben, sind nur 0,2 Prozent Teil einer Energiegemeinschaft.“

Bürgerbeteiligung hilft bei Energiewende
„Windenergieprojekte funktionieren, wenn man die Leute mitnimmt und beteiligt“, weiß Andreas Wolter, Bürgermeister von Köln, wo alle Bürger beteiligt werden, die in einem Radius von 2,5 Kilometer leben. Das kann Mitspracherecht beim Projekt bedeuten, aber auch Anteile an den Umsätzen. „Wenn du weißt, du verdienst daran, dann bist du auch stolz auf die Windkraft.“ Das bestätigt auch der Wissenschaftler Lars Holstenkamp: „Menschen haben das Bedürfnis, mitzugestalten. Das muss aber früh genug passieren und darf keine Alibi-Aktion sein. Man kann keine Akzeptanz für einen fertigen Plan erzeugen. Bei Protesten ist es oft schon zu spät und Gerüchte dominieren.“

Landwirtschaft als wichtiger Faktor der Energiewende
„Es ist ein weites Feld, das ich da zu beackern hätte, wenn ich alle Aspekte beleuchten müsste, wie die Bauern bei der Energiewende helfen“, lacht Bernhard Rebernig, Wirtschaftsreferent der Landwirtschaftskammer Kärnten. „Wir sind zwar für zehn Prozent der Emissionen verantwortlich, speichern aber auch sehr viel CO₂ im Wald oder den Feldern.“

Die Kärntner Bauern sehen die Energiewende als Chance - besonders im Bereich der Biomasse. „Schon jetzt werden 65 Prozent der Raumwärme mit Holz erzeugt, dabei gäbe es noch ein Ausbaupotenzial von zusätzlich 900.000 Festmetern“, betont Rebernig. „Besonders effizient ist eine verstärkte Nutzung im Winter und im Sommer sollte auf Solarthermie gesetzt werden.“

Doch auch die Kraft der Sonne wird immer mehr „geerntet“. 2020 wurde der Entschluss gefasst, 3000 neue PV-Anlagen auf Dächern zu installieren. „Zusätzlich setzen wir auf Agri-PV, sprich Sonnenstrom auf Agrarflächen. Beim Obstbau bringt das Hagelschutz, bei Geflügel Beschattung und Kärntens Weideflächen bieten Tausende Hektar, die auch für die Stromproduktion genutzt werden können“, so Rebernig. „Nur Volt statt Weizen halte ich bei unseren begrenzten Ackerflächen für wenig sinnvoll.“

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