Live im Gasometer

Halestorm: Die familiärste Hard-Rock-Band der Welt

Wien
14.11.2023 09:00

Halestorm zählen zu den erfolgreichsten US-Heavy-Rock-Bands der Gegenwart und sind unaufhörlich auf Tour. Vor ihrem Headliner-Gig im Wiener Gasometer erkundigten wir uns bei Frontfrau Lzzy Hale, warum es bei ihnen so familiär zugeht, wie Corona die Banddynamik veränderte und weshalb ein Grammy alleine noch lange nicht glücklich macht.

Fast auf den Tag genau ein Jahr nach dem letzten Wien-Gig kommen die US-Rocker Halestorm nun wieder in die Bundeshauptstadt. Spielte das Quartett aus Pennsylvania letztes Jahr noch im Vorprogramm von Alter Bridge in der Stadthalle, sind Lzzy Hale und Co. dieses Jahr Headliner im Gasometer und haben die in Stromgitarrenkreisen ebenfalls schwer angesagten Black Veil Brides mit an Bord. Mit bislang fünf Alben hat sich die Band längst an die Spitze des Genres gerockt, auch wenn das 2022 veröffentlichte, immer noch aktuelle Werk „Back From The Dead“ ein leichter Rückschlag war. Während „Into The Wild Life“ (2015) und „Vicious“ (2018) die dauertourende Band nach oben spülte, erwies sich die Corona-Pandemie als folgenschwerer Bremsklotz, der sich bislang noch nicht ganz aus seiner Starre lösen ließ.

Band als Lebenszweck
Die erzwungene Pause sieht Frontfrau Hale im „Krone“-Interview zwiespältig. „Es war gut und schlecht gleichermaßen. Ich bin seit meinem 13. Lebensjahr nicht mehr so lange am Stück zu Hause herumgesessen, bekam dadurch aber auch ein gutes Gefühl dafür, wie wichtig mir die Band als Lebenszweck überhaupt ist. Es gab Phasen, wo ich mir die Sinnfrage stellte, aber diese Gedanken waren sofort abgeschüttelt, als wir am Album gearbeitet haben. ,Back From The Dead‘ klingt auch deshalb so wütend, weil wir unseren Frust irgendwo rauslassen mussten. Dafür ist Halestorm das perfekte Ventil.“ Hale hat ihre Band mit Bruder und Schlagzeuger Arejay bereits im Alter von 13 Jahren gegründet. Begeistert von der US-Rockmusik lief anfangs noch alles unter der Aufsicht des Vaters, was Lzzy die Gelegenheit gab, ihre Fähigkeiten an der Gitarre und am Piano zu perfektionieren.

Ohne den Druck von außen arbeiteten die beiden Geschwister anfangs mit wechselnder Nebenbesetzung an der stilistischen Ausrichtung. Dass das erste Album erst 2009, mehr als eine Dekade nach der Gründung der Band erschien, kann als bewusstes Statement gegen die Schnelllebigkeit der Zeit und gegen unnötige Hast angesehen werden. Das aktuelle Bandgefüge, ergänzt durch Lead-Gitarrist Joe Hottinger und Bassist Josh Smith, ist seit knapp 20 Jahren stabil. Auch keine Selbstverständlichkeit im Haifischbecken Musikbusiness. „Während der Pandemie haben wir uns alle noch einmal neu kennengelernt“, so Lzzy, „niemand kam so aus dieser Zeit heraus, wie er hineingegangen ist. Wir waren über ein Jahrzehnt lang fast durchgehend auf Tour, sodass sich das Zusammenfinden im Proberaum nach den Lockdowns wie eine Reunion anfühlte. Wir haben heute Band-Dinner und verbringen die freien Tage miteinander. Unsere alte Freundschaft wurde revitalisiert.“

Positives ausstrahlen
Als Frontfrau ist Lzzy Hale nicht nur bei ihrer eigenen Band im Rampenlicht. In einem von Männern dominierten und geprägten Genre ist die 40-Jährige eine Seltenheit. Die Bürde der Verantwortung hat Hale aber nie gespürt, sie zentriert sich gerne und nimmt alle Vor- und Nachteile dieser Positionierung dafür bereitwillig in Kauf. „Als Kind war es nicht unbedingt mein größter Traum, in einer Position zu sein, wo mir Menschen zuhören. Ich habe schnell erkannt, dass man diese Plattform nutzen muss, um Positives auszustrahlen und auch das Bestmögliche für mich selbst herauszuholen. Ich kenne meine Verantwortung und gehe sehr vorsichtig damit um.“ Hale nimmt sich auch in Interviews kein Blatt vor den Mund. Abseits aller gängigen Rockklischees setzt sie sich seit jeher für Mental-Health-Themen ein und propagiert unerlässlich ein freies und selbstbestimmtes Leben.

„Ich war nie jemand, der sich hinter einem Schleier versteckt und anderen ein perfektes Leben vorgaukelt. Wenn ich mit all meinen Problemen und mit meinen Depressionen in die Öffentlichkeit gehe, dann kann das bestenfalls auch anderen helfen. Wir alle sitzen im selben Boot, wenn es um mentale Gesundheit geht.“ Hale kommuniziert auch abseits der Bühne mit ihren Fans. Toxische Männlichkeit und prolliges Gehabe haben im Halestorm-Kosmos keinen Platz. „Es gibt immer Leute, die nicht verstehen können, wie man einen Grammy gewinnen und gleichzeitig traurig sein kann. Seelische Gesundheit hat per se nicht viel mit Erfolg im Leben zu tun. Wir müssen uns gegenseitig hochheben, uns helfen und eine Gemeinschaft bilden. Nur so kann man halbwegs stabil durch das Leben gehen. Ein Grammy ist natürlich wunderschön, aber er definiert uns nicht als Menschen. Das tut nur die Liebe zur Musik und die Art, wie wir uns verhalten.“

Starke Unterstützung
Bei Halestorm ist der Begriff „Familie“ keine hohle Phrase. Während der Pandemie band man die gesamte Crew nahe an der Band und rief sogar zu Spenden auf, um sie unterstützen. „Alle Leute bei uns zählen zur Familie. Sie sind seit Jahren für uns da. Sie bauen alles auf und ab und kümmern sich um die Technik und den Transport. Wir Musiker konnten während der Pandemie vor der Webcam sitzen und Online-Konzerte spielen, aber was blieb den Arbeitern? Wir könnten ohne sie kein Konzert spielen und nicht so leben, wie wir leben. Es war für uns eine Selbstverständlichkeit, dass wir die Jungs und Mädels in unserem Umfeld so gut wie möglich unterstützen.“ Nicht zuletzt halten Halestorm die Flamme des Rock’n’Roll damit beständig am Lodern. Aggression und Gemeinschaft können einen guten Paarlauf bilden. Man muss der Menschlichkeit nur genug Raum geben.

Live im Gasometer
Am 24. November spielen Halestorm mit den Black Veil Brides und Mothica im Wiener Gasometer. Unter www.oeticket.com gibt es noch Karten und weitere Informationen zum heavy Konzert-Highlight dieses Herbstes.

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