„Aus der Geschichte lernen heißt, Wert und Würde aller Menschen voll anzuerkennen“, bekräftigte LH Thomas Stelzer am Sonntag bei der Gedenkfeier für „rund 30.000 Opfer der NS-Euthanasie“ im Schloss Hartheim bei Alkoven. Dort war nicht nur der ÖVP-Landeschef, sondern auch FPÖ-Landtagspräsidentin Sabine Binder.
„Wir haben als Land Oberösterreich immer wieder deutlich gemacht, dass Menschen mit Beeinträchtigungen ihren selbstverständlichen Platz in der Mitte der Gesellschaft haben. Als heute Lebende eint uns das Bewusstsein, dass wir eine besondere Wachsamkeit gegenüber jeder Form der Missachtung menschlicher Würde haben müssen. Eine solche Missachtung darf nur den entschiedenen Widerspruch aller Landsleute und ein konsequentes Einschreiten des Rechtsstaates nach sich ziehen“, unterstrich Landeshauptmann Stelzer in seiner Rede.
Ein selbstverständlicher Platz in der Mitte
Das bedeute auch, „dass wir eine besondere Wachsamkeit gegenüber jeder Form der Missachtung menschlicher Würde haben müssen“, so Stelzer. Woraus sich für das Land OÖ das Prinzip ableite, „dass Menschen mit Beeinträchtigungen ihren selbstverständlichen Platz in der Mitte der Gesellschaft haben“.
„Als heute Lebende eint uns das Bewusstsein, dass wir eine besondere Wachsamkeit gegenüber jeder Form der Missachtung menschlicher Würde haben müssen. Eine solche Missachtung darf nur den entschiedenen Widerspruch aller Landsleute und ein konsequentes Einschreiten des Rechtsstaates nach sich ziehen.“
LH Thomas Stelzer (ÖVP)
Eine Geschichte der Selbstorganisation
Die diesjährige Rede zur Gedenkfeier hielt Prof. Dr. Volker Schönwiese, der seit den 1970er Jahren Aktivist der Bewegung „Selbstbestimmt Leben“ ist. Er sprach über die Geschichte der Selbstorganisation von Menschen mit Behinderungen, die bereits in der Zwischenkriegszeit begann, sowie über den Widerstand von Menschen mit Behinderungen gegen den Nationalsozialismus. Volker Schönwiese ist Verfasser zahlreicher Texte und Dokumente zur österreichischen Behindertenbewegung und -politik, die in der digitalen Bibliothek bidok.at abrufbar sind.
„Trauer und Gedenken kann sich in Aufarbeitung wandeln, die das lähmende Entsetzen in aktive Auseinandersetzung auch für heute verwandelt.“
Prof. Dr. Volker Schönwiese
Behinderte Menschen brauchen Verbesserungen
Prof. Dr. Volker Schönwiese wies in seiner Rede auch darauf hin, dass die Situation von Menschen mit Behinderungen noch immer weiterer Verbesserungen bedarf. „Die Reformgesetze der 1990er Jahre in Österreich waren wichtige Schritte in Richtung Anerkennung und Inklusion. Die existierende Ausgrenzung und Institutionalisierung von Menschen mit Behinderungen beendeten sie aber nicht.“ Bei der Umsetzung der Behindertenrechtskonvention, die vor 15 Jahren in Österreich in Kraft trat, gebe es noch einiges zu tun.
Video-Aufzeichnung der Gedenkfeier 2023
Die Gedenkfeier fand am Friedhofsgelände auf der Ostseite des Schlosses statt. Hier wurden Anfang der 2000er Jahre in mehreren Gruben menschliche Überreste in Form von Asche und Knochenstücken gefunden und in einer neu geschaffenen Grabanlage beigesetzt. Jenen Menschen, die nicht an der Gedenkfeier teilnehmen konnten, steht ab Montag (2. 10.) eine Video-Aufzeichnung im Youtube-Kanal des Lern- und Gedenkorts zur Verfügung. Eine frühere Rede von Volker Schönwiese in Hartheim ist hier nachzulesen.
Gibt es denn keine genauen Zahlen?
Wer übrigens über den scheinbaren Widerspruch zwischen dem Wert und der Würde aller Menschen und die nur ungefähre Angabe „rund 30.000 Opfer der NS-Euthanasie“ stolpert, findet hier nähere Infos zur Zahlensituation.
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