Anton Bruckner kam 1843 als Schulgehilfe, Rudolf Kirchschläger half einem Friseur aus und Minister Florian Födermayr war Landwirt. Der Musiker und der Bundespräsident wohnten sogar im selben Haus in der heute von rund 3500 Einwohnern bewohnten Marktgemeinde Kronstorf.
Die nahe Enns gelegene Marktgemeinde Kronstorf im Bezirk Linz-Land: Mit heute 3555 Einwohnern eine überschaubare Kommune in einer Gegend, in der schon in der Jungsteinzeit Menschen gerne lebten, wie Hügelgräberfelder aus der Zeit um 1600 vor Christus und ein erst 2016 bei der Sanierung der Sportanlage zufällig entdecktes Grab mit zwei Skeletten aus der Römerzeit zeigen. Neben den Toten lagen umfangreiche Grabbeigaben, darunter eine Geldmünze, Tongefäße und Glasbecher.
Ein Römergrab aus der Zeit des heiligen Florian
Beeindruckend sind auch zwei Grabplatten mit der Darstellung des Gottes Mars und einer Familie: „Es handelt sich dabei um das Grab einer Mutter und ihres Sohnes, die hier 317 nach Christus beigesetzt wurden – die also in der Zeit lebten, als der heilige Florian von den Römern in der Enns ertränkt wurde“, so der Kronstorfer Bürgermeister Christian Kolarik. Ausgestellt ist der sensationelle Fund in der Josef-Heiml-Halle bei der Volksschule. Urkundlich scheint Kronstorf erstmals im Jahr 834 als „Granesdorf“ auf.
Geschichte schrieben zwei zugezogene, später berühmt gewordene Persönlichkeiten, die Kronstorf zeitlebens ins Herz schlossen: Anton Bruckner, der „Musikant Gottes“, und der zum Bundespräsidenten aufgestiegene Rudolf Kirchschläger verbrachten in Kronstorf eine bescheidene, aber sehr glückliche Zeit. Und beide sogar am selben Haus
Der „Musikant Gottes“ auf sechs Quadratmetern
Anton Bruckner (1824 – 1896) trat am 23. Jänner 1843 in Kronstorf eine Stelle als Schulgehilfe und Organist an. Auf winzigen sechs Quadratmetern wohnte er im Schulhaus neben der Kirche und fühlte sich hier „wie im Himmel“, wie er oft sagte. Als „Bratlgeiger“ verdiente er sich in Gasthäusern etwas Geld dazu. Als er einmal in Geldnot war, verpfändete er seine Geige um drei Gulden an die Schulmeisterfamilie Lehhofer. Als er am 25. September 1845 Kronstorf verließ, soll Bruckner gesagt haben: „Wann’s euch drei Gulden wert ist, so behalt’s as!“
Der Bundespräsident in spe als Friseur-Gehilfe
Der in Niederkappel geborene spätere Bundespräsident Rudolf Kirchschläger (1915 – 2000) kam 1924 als neunjähriger Bub mit seinem Vater nach Kronstorf, der eine Stelle als Organist antrat. Nach dem frühen Tod seines Vaters verdiente er sich als Friseur-Gehilfe Geld für den Besuch der Bürgerschule in Steyr – er wusch den Kronstorfern die Haare. Nach der Matura 1935 war er kurz Gemeindesekretär.
Der Landwirt und Minister Födermayr
Der Dritte im Bunde war mit Florian Födermayr (1877 – 1960) ein gebürtiger Kronstorfer. Der Landwirt gehörte von 1919 bis 1934 dem Nationalrat an, war 1929 Landwirtschaftsminister und auch Gründer des Gemeindebundes.
An das Trio werden bald vom Kronstorfer Künstler Harald Birklhuber gemalte Porträtbilder, die auf die Fassade des Gemeindeamts projiziert werden, dauerhaft erinnern.
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