Der Linzer Metallbildhauer und Designer Helmuth Gsöllpointner feiert am Samstag seinen 90. Geburtstag. Das Schlossmuseum in der oberösterreichischen Landeshauptstadt widmet ihm die Werkschau „Stahlstadt“. Hier ist auch seine jüngste Skulptur zu sehen, die „wie ein Tsunami“ entstand.
„Ich war nie Mathematiker, sondern immer Feldforscher - ich habe immer alles probiert“, sagt Helmuth Gsöllpointner zur „Krone“. Stolz führt er persönlich durch die Ausstellung „Stahlstadt" im Schlossmuseum, die einen guten Überblick über das intensive Schaffen des Design-Pioniers bietet.
Fasziniert vom Stahl
Gsöllpointners Kunst, in der Präzision eine wichtige Rolle spielt, kreiste von Anbeginn an um Raum und Metall: Nach seinem Studium an der Wiener Angewandten war er für die voestalpine tätig, lernte Gussverfahren kennen. daraus entwickelte er neue Gusstechniken für Skulpturen. Er unterrichtete auch Studierende der Kunstschule in der voest-Lehrwerkstätte.
Damit ebnete er den Weg für die Hochschule für künstlerische und industrielle Gestaltung (nach dem Vorbild des Bauhauses Ulm) - heute Kunstuniversität Linz. Hier lehrte er von 1973 bis 2001, von 1977 bis 1981 war er ihr Rektor.
Überwindung der klassischen Skulptur
Künstlerisch ging und geht es dem Design-Pionier immer um eine Erweiterung des Skulpturenbegriffs, etwa um die Umkehrung von Innen und Außen durch begehbare Plastiken oder die Aufhebung des Statischen bei Teleskop-Objekten. Raumgestaltung bleibt zentral, sowohl bei Miniaturen oder Schmuck, als auch bei Stahlplastiken, die als Denkmäler oder Kunst im öffentlichen Raum nicht nur Orte in Linz, sondern auch Plätze in anderen Ländern Europas und Asiens akzentuieren.
Wegbereiter für Kunst im öffentlichen Raum
In den 1970ern und 1980ern kuratierte Gsöllpointner viel beachtete Ausstellungen wie das Forum Stahl, das Forum Metall - Plastiken nationaler und internationaler Künstler im Linzer Donaupark - und das Forum Design. Letzteres brachte der Stadt internationale Anerkennung ein, aber auch lokalpolitische Querelen aufgrund finanzieller Turbulenzen.
Am Samstag wird „der Gsöll“ nun 90 Jahre alt. Über sein Leben mit und für die Kunst berichtet er agil und mit strahlenden Augen, die leider nur mehr wenig sehen. Aber: „Wie ein Tsunami hat es mich überfallen und ich musste wieder etwas machen“, sagt er über sein jüngstes Werk „Stabräume“, das er vor wenigen Monaten in einer intensiven Schaffensphase baute - eine „Raumzeichnung" aus Kartonstäbchen mit dem Charme des Flüchtigen und Spontanen.
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