Tirols Polizei lässt die Situation auf Lampedusa nicht unberührt, sie verstärken Einreisekontrollen. Doch derzeit scheint die Situation noch entspannt zu sein, wie ein Lokalaugenschein am Brenner zeigt.
Der Föhn bläst uns um die Ohren, als sich einige Journalisten in polizeilicher Begleitung gegen 19.30 Uhr auf die Mautstelle in Schönberg (A 13) machen. Die Exekutive führt an diesem Tag 24 Stunden lang einen Kontrollschwerpunkt durch. Anlass ist die hohe Anzahl von Flüchtlingen, die in Lampedusa anlanden. Tirols Landespolizeidirektor Helmut Tomac empfängt die Medien und schildert die Lage: Obwohl die Lage international besorgniserregend sei, sei die Situation in Tirol überschaubar.
Seit Anfang des Jahres wurden 3300 Menschen aufgegriffen, die „unrechtmäßig eingereist“ sind - gegenüber dem Vorjahr ein Rückgang von 12,3%. Tirol sei nach wie vor nicht Ziel-, sondern Transitland. Der Brenner sei nicht die Route der Wahl, Flüchtende reisen nach Spanien oder Frankreich weiter.
Wir legen viel Wert auf Ethik, denn es ist natürlich eine unangenehme Lage. Ohne Geld, weil sie ihre ganze Ersparnis womöglich dem Schlepper gegeben und eine anstrengende Reise hinter sich haben.
Oberstleutnant Martin Tirler
Neue Dienststelle am Brenner ab Oktober
Trotzdem verstärkt die Tiroler Polizei ihre Kontrollen. So wird etwa am Brenner eine neue Dienststelle ab 2. Oktober eingerichtet, ab November geht sie in Betrieb. Auf der Mautstelle Schönberg halten indes Polizisten vor allem Kleintransporter und Kastenwägen an. Sie fragen nach Führerschein, Reisepass, Fahrzeugpapieren. Die Daten werden sofort digital im System abgefragt, so würde etwa gleich aufscheinen, wenn die betreffende Person zur Fahndung ausgeschrieben wäre.
Gefragt, wie Flüchtende reagieren, wenn sie aufgegriffen werden, sagt Kontrollinspektor Georg Parth: „Die meisten verhalten sich kooperativ und ruhig.“ Dann wird die Zuständigkeit geklärt und ob die Personen schon in Europa registriert sind - wenn ja, kommen sie in Schubhaft. „Wir legen viel Wert auf Ethik, denn es ist natürlich eine unangenehme Lage. Ohne Geld, weil sie ihre ganze Ersparnis womöglich dem Schlepper gegeben und eine anstrengende Reise hinter sich haben“, erläutert Oberstleutnant Martin Tirler.
Während sich die Medien dann nach gut einer Stunde in der inzwischen hereingebrochenen Dunkelheit auf den Weg machen, bleiben die Polizisten noch bis 9 Uhr des nächsten Tages auf der A13 und kontrollieren weiter. Am Ende der Kontrolle werden neun Personen aufgegriffen worden sein – unter ihnen drei Syrer, die über Lampedusa kommen. Und auch ein Brite, der lediglich seinen Reisepass vergessen hatte – ihm wird ein Organmandat ausgestellt.
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