Kritik an EU-Asylplan:

„Flüchtende nehmen dann noch gefährlichere Routen“

Ausland
11.06.2023 06:00

Nach jahrelangem Ringen haben sich die EU-Staaten in dieser Woche auf eine Verschärfung der EU-Asylregeln verständigt. Der Präsident von Ärzte ohne Grenzen, Christos Christou, kritisiert im „Krone“-Gespräch den neuen Asylplan der EU. „Das Resultat am Ende des Tages wird sein, dass die Flüchtenden dann noch gefährlichere Routen nehmen werden, um von den Kriegen und Krisen wegzukommen“, so Christou.

Bald wird der neue globale Friedensindex vom Institute for Economics and Peace erwartet. Und man kann davon ausgehen, dass zum zwölften Mal in den letzten fünfzehn Jahren die Welt erneut zu einem weniger friedlichen Ort geworden ist. Das stellt auch Organisationen wie die Ärzte ohne Grenzen vor immer neue Herausforderungen. „Wir sollten dort sein, wo Menschen leiden. Doch es wird immer schwieriger“, sagt der Grieche Christos Christou, weltweiter Präsident von Ärzte ohne Grenzen (ÄOG) zur „Krone“.

„Unsere Arbeit wird kriminalisiert“
In vielen Ländern werden Mitarbeiter verhaftet. Unterstützung von Terrorismus ist der häufigste Vorwurf. „Unsere Arbeit wird kriminalisiert“, so Christou. „Es ist eine Strategie im Krieg, sicherzustellen, dass der Feind keinen Zugang zu Hilfseinrichtungen hat. Und wir bekommen weniger finanzielle Mittel.“

Die Konsequenzen sind klar: Massive Fluchtbewegungen. Vor allem Richtung Europa. Und die EU-Asylpolitik ist wenig ruhmreich. Nun glauben die 27 Mitgliedsländer, die Lösung in Asylzentren außerhalb der EU-Grenzen entdeckt zu haben.

Christou sagt dazu: „Das funktioniert nicht. Erstens sind es keine sicheren Länder, zweitens sind die Bedingungen in diesen Lagern furchtbar. Erinnern Sie sich nur an die Zustände im Camp Moria auf der griechischen Insel Lesbos.“ Leidvolle Erfahrungen insbesondere mit der libyschen Küstenwache und den Behörden lassen seine Zuversicht noch weiter schwinden: „Dort wird moderne Sklaverei betrieben.“

„Das Problem wird nur ausgelagert“
Ärzte ohne Grenzen wird das Thema auch beim 6. Humanitären Kongress nächsten Freitag in Wien diskutieren: „Das Problem wird nur ausgelagert“, sagt Christou. „Das Resultat am Ende des Tages wird sein, dass die Flüchtenden dann noch gefährlichere Routen nehmen werden, um von den Kriegen und Krisen wegzukommen. Und diese Menschen werden kommen. Sie sind verzweifelt und suchen Sicherheit. Sie werden immer wieder kommen, egal, ob wir noch mehr Mauern errichten.“

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