Dem Protestaufruf in Wien folgten vor allem junge Leute, viele von ihnen hatten sich mit "Anonymous"-Masken ausgerüstet und schwenkten systemkritische Transparente. "Vielleicht halten sie uns heute noch für verwirrte Konzeptkünstler, das wird sich ändern, wenn wir einmal 10.000 sind", gab sich ein Teilnehmer kämpferisch. Die Veranstaltung löste sich am Abend zwar rasch auf, aufgeben wollen die Organisatoren aber nicht: Am Sonntag werden die Proteste am Ballhausplatz fortgesetzt.
200 Teilnehmer bei "Occupy Salzburg"
In der Stadt Salzburg folgten am Samstagvormittag Dutzende Aktivisten dem Aufruf von "Occupy Salzburg" zum Protest gegen soziale Ungerechtigkeit und Börsenspekulationen. Rund 200 Teilnehmer fanden sich um 11 Uhr zur friedlichen Kundgebung vor der Filiale der Nationalbank in der Franz-Josef-Straße ein.
Über Lautsprecher und mit Transparenten, auf denen "Für eine gerechte Zukunft" und "Die Krise ist der Kapitalismus" stand, taten sie ihren Ärger über den "Systemfehler" kund. Die Nationalbank bezeichnete Lukas Uitz, Mitorganisator der Kundgebung, als "Symbol des monetären Systems und Finanzdesasters auf dieser Welt". Deshalb habe man diesen Ort für den - über das Internet organisierten - Protest ausgewählt.
Überzeugungsarbeit für Vermögenssteuer in Innsbruck
In Innsbruck beteiligten sich das globalisierungskritische Netzwerk Attac und der ÖGB Tirol mit einer gemeinsamen Aktion an den weltweiten Protesten. Unter anderem seien rund 5.000 Flyer in ganz Innsbruck verteilt worden, in der Innenstadt habe man Überzeugungsarbeit für eine Vermögenssteuer geleistet, sagte ein Sprecher des ÖGB.
"Tag der Empörung" in Graz
In Graz trug die "Plattform 25" die Organisation für den "Tag der Empörung": Auf Plätzen und Brücken in der Innenstadt gab es verschiedene Aktionen. Begonnen haben die Proteste am frühen Nachmittag mit einem "Einstricken" des Geländers der Keplerbrücke durch einige Aktivisten - ein Laternenmast erhielt eine wärmende Hülle mit der gestrickten Aufschrift "plattform25.at". Die Plattform wurde durch die Organisation der Proteste gegen das steirische Landesbudget im Frühjahr bekannt, als die größte Demo seit 1945 in der Steiermark mit zwischen 10.000 und 15.000 Menschen zusammenkam.
Am Abend sprach dann der Autor des Buches "Empört euch!", der frühere französische Diplomat und Resistance-Angehörige Stephane Hessel, zu den Teilnehmern der Aktionen in Graz: "Habt Vertrauen! Auch wenn es manchmal so aussieht, als könnte man nichts ändern - die Wahrheit ist: Das stimmt nicht." Es gebe immer Bereiche, in denen man Widerstand leisten und etwas verändern könne, so Hessel vor mehreren Hundert Menschen am Mariahilferplatz.
Der 93-Jährige sagte, er als alter Mensch könne die Dinge klar ansprechen. "Die Welt steht vor zwei großen Gefahren", so der ehemalige Diplomat. Er verwies auf die Umweltzerstörung und auf die immer größer werdende Schere zwischen Arm und Reich. "Deshalb ist schön zu sehen, dass sich auf der ganzen Welt Menschen versammeln so wie hier in Graz", so Hessel in seiner etwa zehn Minuten dauernden Ansprache zum Abschluss der Protestveranstaltungen.
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