Christian Kern wird von wichtigen SPÖ-Leuten quasi bekniet, sich als Parteichef zu bewerben. Er könnte ein Kompromiss sein zu den beschädigten Kandidaten Pamela Rendi-Wagner und Hans Peter Doskozil.
Die Roten suchen nach einem Weg aus dem Tal der Finsternis, durch das sie seit einiger Zeit irrlichtern. Eine Mitgliederbefragung soll die Führungsfrage klären, eine Kampfabstimmung zwischen Chefin Pamela Rendi-Wagner und dem aufmüpfigen Burgenländer Hans Peter Doskozil steht bevor. Beide sind auch durch heftige Scharmützel umstritten in der Partei. Ein Teil wünscht daher eine unbeschädigte Alternative.
Wichtige Rote beknien den einst wichtigsten Roten
Einer rückt immer stärker in den Fokus: Christian Kern, 57. Charismatischer, nicht uneitler Kurzzeit-Kanzler 2016/17. Aktuell Bahn-Manager, der durch amouröse Abenteuer und politische Statements für Aufsehen sorgt. Kern will gebeten werden. In der Not tut man das nun. Obwohl sein unvermittelter Politik-Ausstieg für Verstimmung sorgte. Laut „Krone“-Infos „beknien wichtige Rote“ den Ex-Kanzler. Darunter Entscheidungsträger in Landesparteien und wichtige Bürgermeister wie Matthias Stadler aus St. Pölten.
Was sagt der Umworbene zur Kernfrage? Er werde sich an der selbstzerstörerischen Debatte nicht beteiligen und bittet „um Verständnis, dass ich kein Statement abgebe. Falls sich das ändert, melde ich mich.“ Ein klares Dementi liest sich anders.
Ein Masterplan für die Kandidatur
Von Vertrauten hört man, Kern werde sich im Fall seiner Kandidatur nicht wie Rendi und Doskozil einer Mitgliederbefragung stellen, sondern erst vor dem Sonderparteitag (Juni) die Bühne betreten. Dort wird letztlich die neue Spitze gekürt. So würde Kern nicht in die unschöne Wahlschlacht involviert.
Rendi-Wagner gibt sich jedenfalls siegessicher. Thron-Aspirant Doskozil hingegen ist leicht verstimmt. Einerseits wegen eines doppelten Wahlkampfs – am 23. April wird in Salzburg gewählt und am 24. April das Match im Bund angepfiffen. Zudem stört man sich an der Frage: „Bundesparteivorsitzende Rendi-Wagner – soll sie Vorsitzende bleiben?“ Erst danach werden die Namen der anderen Kandidaten angeführt. Und die Hürden seien zu niedrig. Jedes der 140.000 Mitglieder kann sich – ohne Unterstützerlisten – bewerben. Laufend kommen neue dazu. Das könnte noch bizarr werden. Und verdeutlicht einmal mehr das Chaos in der SPÖ.
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