Erstmals wurde systematisch in drei oberösterreichischen Krankenhäusern bei jeder Aufnahme auf eine internistische Station der Langzeitzuckerwert HbA1c bestimmt. Die Ergebnisse fielen dramatisch aus, denn viele der Betroffenen wussten nichts von ihrem hohen Risiko. Erst im Zuge der stationären Aufnahme wurde Diabetes oder Prädiabetes festgestellt.
„Mehr als jeder zweite Patient der über 3000 untersuchten (51,5 Prozent) litt an Diabetes oder einer Vorstufe davon – teilweise ohne es zu wissen“, so Studienautor Prim. Univ.-Prof. Dr. Martin Clodi, Barmherzige Brüder Linz (OÖ) auf einer Pressekonferenz in Wien. In der Altersgruppe zwischen 70 und 79 Jahren hatte sogar über ein Drittel der Patienten Diabetes.
Besonders besorgniserregend: Bei 73 Patienten wurde die Zuckerkrankheit erst im Rahmen des Krankenhausaufenthalts entdeckt.
Andere Beschwerden als Grund für Spitalbesuch
„Die Menschen kamen eigentlich aufgrund anderer Beschwerden, etwa wegen Herzproblemen oder Infektionen, ins Spital“, betonte Prim. Clodi. Hier zeigt sich der enge Zusammenhang zwischen erhöhtem Blutzucker und Leiden wie Herzschwäche, Bluthochdruck und Gefäßverkalkungen.
„Diese Daten sind ein Weckruf“, kommentierte der Präsident der Österreichischen Diabetes Gesellschaft (ÖDG) Prim. Univ.-Prof. Dr. Peter Fasching. „Wenn mehr als die Hälfte aller Krankenhauspatienten von einer Zuckerstoffwechselstörung betroffen ist – mitunter ohne es zu wissen – zeigt das den enormen Handlungsbedarf. Die flächendeckende Bestimmung des HbA1c-Wertes bei Spitalsaufnahmen muss zur Routine werden, wenn wir Versorgungslücken schließen und Folgeerkrankungen verhindern wollen.“
Weitere Studie alarmiert
In einer Untersuchung der Österreichischen Diabetesgesellschaft (ÖDG) wurden knapp 6,5 Millionen Nüchternblutzuckerwerte aus der Vorsorgeuntersuchung von den Jahren 2017-2023 untersucht und mit einer weiteren Studie der ÖDG , der AUSTRO-PROFIT Studie, die in Allgemeinmedizinischen und internistischen Ordinationen in ganz Österreich durchgeführt wurde, verglichen.
Diese zeigt, dass 7 Prozent der Teilnehmer an bekanntem Typ-2-Diabetes leiden, während 3 Prozent bislang unentdeckten „Zucker“ aufwiesen. Prädiabetes wurde bei rund 20 Prozent festgestellt.
Blutzucker regelmäßig bestimmen
„Dass 3 Prozent der erwachsenen Bevölkerung, die eine Vorsorgeuntersuchung in Anspruch nehmen, von einem unerkannten Diabetes mellitus betroffen sind, ist alarmierend und unterstreicht die Wichtigkeit von Blutzuckerbestimmungen insbesondere bei Risikopersonen, wie etwa jenen mit Übergewicht“, berichtet der Leiter der Studiengruppe und President elect der ÖDG, Univ.Prof. Dr. Harald Sourij von der MedUni Graz.
Eines zeigen alle Untersuchungen: Jene Menschen, welche unter „Prädiabetes“ leiden, sind sich oft nicht bewusst, in was für einer Gefahr sie eigentlich schweben, denn dieses Stadium ist fast so gefährlich wie die Zuckerkrankheit selbst. „Der Ausdruck ,Prädiabetes’ ist irreführend. Betroffene haben ein hohes Risiko, nicht nur an Diabetes zu erkranken, sondern eben auch für Herzinfarkt und Schlaganfall. Eine frühe Diagnose ist daher entscheidend“, unterstrich der Experte Prim. Fasching.
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