„Ich habe nur Haarausfallmittel bestellt“, beteuert ein 35-Jähriger vor Gericht in Klagenfurt. Doch in den Postsendungen war ganz etwas anderes: Geschenkboxen mit Gebetsteppichen - und Drogen im Wert von mehr als 3,2 Millionen Euro! Das Crystal Meth stammt aus dem Iran und war für Japan bestimmt.
Der Angeklagte lebt schon seit acht Jahren in Österreich, kam 2015 mit der Flüchtlingswelle her. „Ich habe immer brav gearbeitet, sobald ich Asylstatus hatte“, beteuert der Iraner und erzählt dem Farsi-Dolmetscher ausschweifend von seiner schönen Wohnung mit Freundin in Villach. Doch so heil ist die Welt des 35-Jährigen nicht: Er ist seit elf Jahren drogensüchtig und soll laut Anklage der Staatsanwaltschaft Klagenfurt Teil einer global organisierten Crystal Meth-Bande sein. „Dabei habe ich nur Haarwuchsmittel bestellt“, seufzt der Mann.
„Breaking Bad“ in Kärnten
Bei Crystal Meth handelt es sich um eine synthetisch und billig herstellbare Droge, die vor allem in den USA, Australien und Asien den Markt überschwemmt. Serienjunkies kennen sie auch aus „Breaking Bad“, wo ein krebskranker Chemielehrer in seinem Labor Methamphetamin herzustellen beginnt und zum Drogenboss avanciert. „Der Stoff ist extrem gefährlich“, warnt eine Ermittlerin. Schon die Dämpfe bei der Herstellung können high machen, zudem besteht Explosionsgefahr. In Österreich sind die Polizei- und Zollbehörden in Alarmbereitschaft, um Meth-Deals rechtzeitig zu verhindern.
Cobra-Einsatz bei Postlieferung
In Kärnten ist dies vor wenigen Monaten auch gelungen. Im Postverteilerzentrum Wien konnten verdächtige Pakete aus Armenien entdeckt werden, die alle an den Angeklagten in Villach gehen sollten. Bei einer fingierten Übergabe rückte das Einsatzkommando Cobra an, um den Verdächtigen festzunehmen. In den Postsendungen waren Geschenkboxen - mit Gebetsteppich, Vase und Tischläufer. Und in diesen befanden sich insgesamt 3,2 Kilo Meth, die über Villach nach Japan gehen sollten. „Dort hat ein Gramm einen Schwarzmarktwert von 1000 Euro“, berichtet die Staatsanwältin. „Wir reden hier also von einem Coup über mehr als 3 Millionen Euro!“
Vier Jahre Haft, nicht rechtskräftig
Der Angeklagte beteuert, dass alles eine Verwechslung sein müsse. Wie allerdings auf die Pakete sein Namen samt Adresse und Telefonnummer gelangen konnte, wisse er nicht. Der Schöffensenat unter Richter Christian Liebhauser glaubt ihm die Unschuldslamm-Tour nicht - vier Jahre Haft. „Wir gehen davon aus, dass Sie zwar nur ein kleines Rädchen sind - aber ohne diese Rädchen können die großen Banden nicht arbeiten!“ Der mutmaßliche Drogenkurier meldet Nichtigkeit und Berufung an, daher ist die Strafe noch nicht rechtskräftig.
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